"Es hat meine Psyche nicht verspuhlt"

Sandra Hauser im Gespräch mit Sophie Diesselhorst

15. Mai 2019. In der Reihe "Das Theatertreffen 2019 von außen betrachtet" hat nachtkritik.de Expert*innen von Disziplinen außerhalb des Theaterbetriebs gebeten, die Berliner Festivalgastspiele zu begutachten. Aus frei gewähltem Blickwinkel, ohne formale oder inhaltliche Vorgaben. Im Anschluss an das Theatertreffen-Gastspiel von "Erniedrigte und Beleidigte" nach Fjodor Dostojewskij in der Regie von Sebastian Hartmann vom Staatsschauspiel Dresden sprach die bildende Künstlerin Sandra Hauser mit Sophie Diesselhorst. "Ich mochte es ganz gern, dass die mich angebrüllt haben", sagt sie im Audiofile. "Die einzelnen Schicksale sind aus dem Nebel auf mich zugeflogen." Aber dann folgte Unerträgliches.

 

 

Erniedrigte 560 SandraHauserSchlussapplaus für "Erniedrigte und Beleidigte" beim Berliner Theatertreffen 2019 © Sandra Hauser

 



Erniedrigte und Beleidigte
Nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewski
Unter Verwendung der Hamburger Poetikvorlesung von Wolfram Lotz
Regie und Bühne: Sebastian Hartmann, Kostüme: Adriana Braga Peretzki, Bild/ Installation: Tilo Baumgärtel, Chorleitung: Christine Groß, Lichtdesign: Lothar Baumgarte, Dramaturgie: Jörg Bochow.
Mit: Luise Aschenbrenner, Eva Hüster, Moritz Kienemann, Torsten Ranft, Lukas Rüppel, Fanny Staffa, Nadja Stübiger, Yassin Trabelsi, Viktor Tremmel.
Länge: 2 Stunden 45 Minuten, keine Pause

www.staatsschauspiel-dresden.de

SandraHauser 180Sandra Hauser, 1983 in Bad Aibling geboren, ist eine interdisziplinäre Künstlerin. Sie beginnt ihre Laufbahn als Kostüm- und Bühnenbildnerin und im Bereich der Regie am Prinzregententheater und Metropol Theater München (2002) und studiert dann bildende Kunst bei Prof. Stephan Huber (2006–14), Hans Op de Beeck (2011/12) an der AdbK München und als Gaststudentin bei Prof. Gregor Schneider an der UdK Berlin (2011). Hauser lebt und arbeitet in Berlin.

Website: www.sandrahauser.org


 

Die Reihe Das Theatertreffen 2019 von außen betrachtet gibt Stimmen von Expert*innen außerhalb des Theaterbetriebs zu den Berliner Festivalgastspielen. Zu allen Einladungen finden sich auch Nachtkritiken, die bereits zur Premiere der Produktionen entstanden.

Die Nachtkritik zur Premiere von Erniedrigte und Beleidigte am Staatsschauspiel Dresden gibt es hier.

Zur Festivalübersicht des Berliner Theatertreffens 2019 geht es hier entlang.

 

Kommentare  
Erniedrigte und Beleidigte, Theatertreffen: Sexismus
wieso spricht niemand über den ungaublichen sexismus? in diesem kommentar die aussage "es wollte ehrlich sein", "wo ist hier die wahrheit". wer ist von der Wahrheit ausgeschlossen? das was an diesem abend passiert ist nicht kritik durch dekonstruktion und ausstellung, das ist pure reproduktion. und mehr als das, durch die poetikvorlesungen kommt zusätzlich die deutungsfolie des "ich weiß - und mache es gerade deshalb!" hinzu! schlimm. noch schlimmer, dass im öffentlichen oder virtuellen Raum offensichtlich keine diskussion darüber stattfindet. wer sich mit den menschen, die die vorstellung verlassen unterhält, begegnet entgeisterung und entsetzen, ein verlassen aus protest, nicht aufgrund einer angeblichen unzugänglichkeit dieses hyperästhetizismus. gesamtkunstwerke, großartig, regiehandschriften auch. aber wenn der regisseur im interview erzählt seine arbeiten seinen sein dialog mit dem autor (m) - wir also in der rezeptionserfahrung seinem persönlichen zugang begegnen - diese person dann als star der szene gefeiert wird, und zu einem theatertreffen mit konferenzen zu gender(un)gleichheit eingeladen wird, dann haben wir in theater und gesellschaft weit weniger erreicht als gedacht.
Erniedrigte und Beleidigte, Theatertreffen: Beleg
..wenn Sie hier von "unglaublichem sexismus" sprechen, dann belegen Sie diesen bitte auch, danke!
Erniedrigte und Beleidigte, Theatertreffen: Knutschen und schreien
@felix
Frauen müssen nur knutschen und kreischen und werden in Badewanne mit Wasser begossen + eingeschmiert (oh wow, "erniedrigt" kommt ja im Stücknamen vor, Metasebi hat wieder zugeschlagen).
Erniedrigte und Beleidigte, Theatertreffen: zum Sexismus
Interessant ist doch eh, dass ein Festival mit einer, bezüglich des Frauenbildes, sehr fraglichen Arbeit von Simon Stone eröffnet, dann diesen Abend von Sebastian Hartmann (unkommentiert) zeigt und dann bei der Konferenz zur Gender(un)Gleichheit auch noch Lars Eidinger auflegen lässt, der gerade ein Interview im Playboy gab. Eine Quote scheint mir da etwas scheinheilig zu sein. Sinnvoller wäre doch bei den Arbeiten darauf zu achten, das sie keine sexistischen Klischees reproduzieren - egal ob von einer Frau oder einem Mann? Das wäre dann auch mehr als Marketing!
Erniedrigte und Beleidigte, Theatertreffen: beim besten Willen nicht
... aber ist das nicht vielleicht eher ein subjektiver Eindruck, dass diese Inszenierung sexistisch ist? Ich habe (leider) nur die Fernsehaufzeichnung gesehen und konnte da beim besten Willen keinen feststellen. Es würde mich aber auch wundern, wenn die Theatertreffen-Jury (meines Wissens bestehend aus drei Männern und vier Frauen) eine objektiv sexistische Inszenierung einlädt. Gibt es dazu Stimmen?
Erniedrigte und Beleidigte, Theatertreffen: auf beiden Seiten
Die Männer werden gehetzt und hetzen sich genauso wie die Frauen, nackt sind aber vor allem die Männer, es flippen dauernd Leute hysterisch aus und werden wieder eingefangen und stillgestellt, und zwar beiderlei Geschlechts. Und jetzt?
Erniedrigte und Beleidigte, Theatertreffen: bitte schriftlich
Könnt Ihr das nicht verschriftlichen?

(Liebe*r Thomas Koch, dafür ist leider gerade weder Zeit noch Arbeitskapazität in der Redaktion vorhanden. Freundlichen Gruß, sd/Redaktion)
Erniedrigte und Beleidigte, Theatertreffen: das soll Kritik sein?
Was ist das für ein beschämendes Gespräch auf diesem Audiofile? Das soll eine Kritik sein? Ich finde es nur peinlich.
Erniedrigte und Beleidigte, Theatertreffen: Zumutung
Ich finde es ja gut, dass sich der Außenblick vielfältig gestaltet und nicht nur in Textform daherkommt. Aber diese "Beschäftigung" mit dem Stück ist wirklich sowohl inhaltlich als auch akustisch eine Zumutung. Das kriegen ja Schülerinnen nach der Vorstellung besser hin, die sich in Sprachnachrichten darüber austauschen.
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