Redaktionsblog - Zum offenen Brief des Hamburger Thalia-Intendanten Joachim Lux
Brandstiftende Obertöne
Berlin, 22. September 2010. Hamlet für Blöde? Ein Theaterabend, mit dem man aufs Existenzielle zielte, eine Smalltalkvorlage für Besserverdienende? Klar, so etwas will keiner über sich und sein Theater lesen. Und deshalb holt Joachim Lux, Intendant des Hamburger Thalia Theaters, jetzt in seinem offenen Brief Keulen wie Volksverhetzung, Kristallnacht, Islamophobie und Verunglimpfung anderer Religionen hervor, haben die letzten Wochen schließlich gezeigt, wie man eine Öffentlichkeit gezielt aufhetzen kann.
Alan Posener hätte in seiner Hamlet-Kritik in der WELT von "Muezzin jodeln" geschrieben, dabei komme ein Muezzin gar nicht vor. Er behaupte, Zaimoglu/Senkels Fassung verhalte sich in ihrer Plattheit wie der Koran zur Bibel. Dabei komme der Koran gar nicht vor. Und nebenbei werde noch eine "harmlose, buddhistische Weltsicht" in den Boden gestampft, weil der flämische Regisseur Luk Perceval sein Interesse für den Buddhismus bekundet habe.
All dies erfüllt für Lux den Tatbestand der Volksverhetzung. Hallo? Kann der zuletzt als Chefdramaturg des Burgtheaters aktive Lux nicht lesen? Wo doch das genaue Lesen die Königsdisziplin aller Dramaturgen sein sollte. Alan Posener beschwert sich, dass aus seiner Sicht der wüste Shakespeare hier in einer Wellnessversion gegeben wird, und benutzt das Wort buddhistisch im Zusammenhang mit dem Begriff harmlos. Ist harmlos eine Verunglimpfungsvokabel? Wird sie es im Zusammenhang mit "Buddhismus"?
Mongolen- und Bayernverunglimpfung
Auch jodelnde Muezzine kommen in Poseners hochpolemischer Kritik gar nicht vor. Vielmehr lästert er über die musikalische Begleitung des Abends: "da die Leute vor lauter Chargieren nicht zum Spielen kommen und ihnen der hechelnde Text ohnehin nichts zu sagen gibt, sitzt vor der Bühne ein Mann am Klavier und deutet mit einer Mischung aus mongolischem Obertongesang, Muezzin-Ruf und Jodeln deren Gemütslage an. Die ist oft verzweifelt, also geht es obertonmäßig ziemlich oft zur Sache. Entsetzlich."
Posener fühlt sich also lediglich von der Musik an einen Muezzin-Ruf erinnert. Unter anderem. Aber Lux verschweigt uns die Verunglimpfung der Mongolen und der Bayern im selben Satz. Warum? Weil es sich eben überhaupt gar nicht um Verunglimpfung von Minderheiten, sondern einer Theateraufführung seines Hauses handelt? Oder weil man mit einem Verweis auf Mongolen- und Bayernverunglimpfung hierzulande keine Öffentlichkeit skandalisieren kann?
Deutsche Opfersehnsucht?
Wenn Posener von Katzenjammer geschrieben hätte, hätte Lux sich dann zeternd an den Tierschutzbund gewandt? Und warum würzt Lux seinen Protestbrief auch noch mit dem Wort Kristallnacht, obwohl eine Kristallnacht in Poseners Kritik ebensowenig vorkommt, wie der Koran in Percevals Hamlet? Hält er sein Theater für eine Synagoge? Henryk Broder hat in ähnlichen Fällen eine deutsche Opfersehnsucht diagnostiziert. Aus dessen publizistischem Netzwerk Die Achse des Guten ist Posener übrigens herausgeflogen, weil er nicht islamophob genug war. Im Fall von Alan Posener ist die Kristallnacht-Assoziation von Joachim Lux auch deshalb grotesk, weil Posener Sohn eines aus Nazideutschland geflohenen deutschen Juden ist. Und was muss man von einem Intendanten halten, der einen unliebsamen Kritiker bei seinem Chef anschwärzt, statt beherzt ein Hausverbot auszusprechen? Oder sich offen mit ihm auseinanderzusetzen.
"Shakespeares Geist geht in Hamburg umher und schreit nach Rache," schreibt Posener am Schluss seiner Hamletkritik. Kann es sein, dass er Recht hat? Obwohl man ihm angesichts der Hammerschläge, die er auf einen Theaterabend niederprasseln lässt, eigentlich gar nicht Recht geben will. Kann es sein, das dieser Geist Joachim Lux heißt?
(Esther Slevogt)
Mehr zu der Kontroverse zwischen Joachim Lux und Alan Posener, die sich zu einem Streit mit dessen Zeitung Die Welt ausweitet: ein Radio-Interview des NDR mit Joachim Lux (22.09.2010).
In einem Kommentar für die taz Nord (23.09.2010) von Friederike Gräff heißt es: "Bemerkenswert ist, dass Posener in keinster Weise Hinweise für irgendeine Art von Islamophobie gibt." Aufgefallen sei er, als er in seinem Weblog die Bild-Zeitung für das Bedienen "niedrigster Instinkte" angriff und dabei auch Chefredakteur Diekmann anging. Für die Jüdische Allgemeine setzte er sich 2009 kritisch mit der Islamophobie in Deutschland auseinander." Auch zitiert Gräff aus einer Stellungnahme Poseners der taz gegenüber, dass sein Text nicht misszuverstehen sei. Dass der Koran in weiten Teilen versuche, die Widersprüche zwischen Altem und Neuem Testament zu glätten, sei "eine Binsenweisheit der Islamwissenschaft". Die Analogie sei also: Shakespeare gleich Bibel, geglättete Version gleich Koran. Ihm Islamophobie vorzuwerfen sei abwegig. Dennoch bleibe er dabei: Die Verunglimpfung jeglicher Religion sei "ein Menschenrecht".
In einer Kolumne für die Frankfurter Rundschau (23.09.2010) schreibt Peter Michalzik, der Fall zeige, "was die Islam-Erregung mittlerweile angerichtet hat". Er kritisiert Posener als "offenbar verwirrtes Opfer des Aufregungsjournalismus". Michalzik begrüßt, dass Lux sich diesen "Schwachsinn" nicht gefallen lasse, findet aber, Posener habe nirgendwo geschrieben oder auch nur nahegelegt, dass Zaimoglu wahrscheinlich Islamist sei.
Dirk Pilz gibt in der Berliner Zeitung (23.09.2010) zu bedenken: "Kristallnacht, Volksverhetzung, Islamophobie. Größere, gefährlichere Fässer" könne Lux "in diesem Land in diesen Zeiten kaum aufmachen." Allerdings - es seien die falschen. Man könne Posener allenfalls eine Form von vorsätzlicher Ungenauigkeit und Provokationspose vorwerfen. "Dies aber mit dem Donnerwort Volksverhetzung zu belegen, ist so unsachlich wie lächerlich."
Cornelius Tittel, Kulturchef der Tageszeitung Die Welt (23.09.2010), in der Poseners Verriss erschienen war, findet, Lux sei zwar Dramaturg, könne aber trotzdem nicht lesen und verstehen. Posener Bibel-Koran-Vergleich sei "gewiss zugespitzt formuliert - jedoch von einem Autor, der sowohl die Bibel als auch den Koran studiert hat". Wenn er den Hamburger "Hamlet" und Shakespeares Original mit Koran und Bibel vergleiche, sei der Tonfall zwar polemisch, doch betreibe er "klassische Textkritik". "Ausgerechnet" Alan Posener als Vorbereiter einer neuen Kristallnacht hinzustellen - "diese mit Bildungsferne gepaarte Dreistigkeit hätte man einem deutschen Theaterintendanten dann lieber doch nicht zugetraut".
Nachdem erst Friedrich Schirmer seinen Job beleidigt hingeschmissen und damit sein Ensemble im Stich gelassen habe, schreibt Gerhard Stadelmaier in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (24.9.2010), zeige nun auch Joachim Lux, indem er "empörungsschäumend von Volksverhetzung und Aufruf zu Brandstiftung faselt", dass "Hamburgs Theaterchefs zurzeit nicht mehr alle Tassen in ihrem Hanseschrank haben".
Ulrich Gutmair in der taz (24.9.2010) findet, die Affäre sei ein "kurioser Schlagabtausch zwischen einem politisch besonders korrekten Intendanten und einem Kritiker, der Hamletland gegen die Türken verteidigen will." Poseners Kritik nicht als Ausweis einer "Obesession" zu lesen, falle schwer. "Wenn sie aber den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen würde, müsste man viele Zeitungen und auch Theater schließen."
Auf seinem Blog starke-meinungen.de forderte Alan Posener (28.9.2010), Joachim Lux müsse sich für seine "Kristallnacht-Anspielung" entschuldigen. Nicht bei Posener: "Es geht um die tatsächlichen Opfer der Nazis."
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Nachdem sich jetzt alle mehr oder minder aufgeregt zu Wort gemeldet haben, schlage ich vor, das sich zum Zeichen der Ökumene Joachim Lux, Luk Perceval, Feridun Zaimoglu und Alan Posener auf eine Tasse Yogi Tee treffen. Om mani padme hum! Aber bitte alle zusammen im Obertongesang. Das entspannt so schön.
Und dann würde ich gerne mal die Stimmen des Hamburger Publikums vernehmen. Wie war es denn so, wirklich?
Alles was Recht ist- die Kritik von Herrn Posener ist keine normale Theaterkritik, der Vorwurf, Herr Lux fühle sich bloß auf den Schlips getreten, weil Herrn Posener der Hamlet nicht gefallen hat, und nun behaupte er, es sei Volksverhetzung, eine Aufführung an seinem Haus nicht zu mögen, stellt die Dinge auf den Kopf. Als ich die Kritik gelesen habe, musste ich laut lachen, weil sie so absurd war. Alan Posener betätigt sich in den letzten Jahren quasi hauptberuflich als Islamkritiker, darüber schreibt er, damit kennt er sich aus - nichts dagegen zu sagen. Aber hier schreibt er nun eine Theaterkritik, und setzt es dabei als selbstverständlich voraus, dass Hamlet das zentrale Stück über die Gefahren des Islam sei, das unserer Kultur besitzt. Zu dieser – doch gelinde gesagt überraschenden - Prämisse kommt er ungeniert mit der klassischen Schülermethode: der Elefant hat einen wurmartigen Rüssel, der Wurm lebt in der Erde usw. Er schreibt, worum Perceval den Zuschauer betrüge, sei Folgendes:
„ "Hamlet" ist nämlich ein radikal politisches und radikal religiöses Stück. Es ist eine Auseinandersetzung mit der monotheistischen Moral und ihrer Obsession mit weiblicher Sexualität einerseits; andererseits mit der Realpolitik, die auf Gewalt aufgebaut ist. Hamlet und Ophelia fallen ..der Verbindung von Gewalt und Religion zum Opfer. Dieses Stück wird heute täglich gegeben; allerdings nicht in Helsingör, sondern in saudi-arabischen Palästen und in den Gangs unserer Großstädte.“
Hamlet ein radikal religiöses Stück? Das wisse ja wohl jeder? Wieso das? Nun: Hamlet fragt sich, wie denn richtig zu handeln sei, das ist eine klassische Frage der Moral, Shakespeare war Europäer, europäische Moral kommt aus dem Christentum, das Christentum ist eine monotheistische Religion, und welche monotheistische Religion macht ständig Zores? Na? Natürlich der Islam! (Vielleicht nicht unbedingt zu Shakespeares Zeiten- aber egal). Darum also merket scharf: Hamlet wurde von Shakespeare als radikales Antislamistenstück verfasst, das weiß jedes Kind. Und wer sich, wie Perceval, um diese zentrale Aussage des Stücks drückt, der verblödet absichtlich das Volk. Um mit Horvath zu sprechen: aber das ist doch humoristisch, wenn Posener sowas sagt! Es scheint mir offensichtlich, dass Poseners Furor nichts mit der Aufführung zu tun hat, bestimmt hätte ihn die (allzu milde) Bundesgartenschau (die der Auseinandersetzung mit den Blumen des Koran mal wieder feige ausgewichen ist! Ein Skandal!) zu einer ähnlichen Tirade inspiriert, hätte man ihn diese nur kritisieren lassen. Dass es Herrn Lux allerdings ärgert, dass ihm die Welt diese Elefantenwurm- methode hat durchgehen lassen, leuchtet mir völlig ein.
veröffentlicht wurde in einer deutschen Zeitung, dass sich der Text eines türkischen Autors 'zum Original verhält wie der Koran zur Bibel. Er hat dem Urtext alles Widersprüchliche ausgetrieben und mit ihm auch alle Poesie, alle Tiefe.' Und da soll man nicht irritiert sein?!
Auch ich habe jüdische Vorfahren, und antifaschistische, und vielleicht trägt dieser Familienhintergrund unter anderem dazu bei, dass mir kapitalismusunkritische Islamophobie ein Graus ist. Und die Kritik in der 'Welt' hat leider einen antiislamistischen Beigeschmack. Mal abgesehen von den Fragen, was die Diffamierung des Korans in der Hamlet-Kritik zu suchen hat und wieso ein Nachdenken über die Lehren des Zen zu Harmlosigkeit führen soll, begeistert mich der geschätzte Herr Posener mit seinem unterschwelligen Hang zum Abendland wenig. Und mich verstören - in einer Zeit der zunehmenden rassistischen Beißenthemmung - solch mißverständliche Assoziationskettenn, wie die oben zitierte außerordentlich.
Sehr geehrter Herr Posener,
Sie sind ja ein streitbarer Geist, wie man so hört und liest, nur gehen Sie hier so in der Art „Viel Feind’, viel Ehr’!“ vor und begründen damit selbst erst den Club der brüllenden Löwen. Da sind Sie aber an der Alster am falschen Platz gewesen. Der König der Löwen wird im Hafen von Hamburg gegeben. Das kann sich Herr Lux genauso hinter den Spiegel klemmen. Ihre Einlassungen zum politischen und religiösen Gehalt des Hamlets und die Rückschlüsse auf die heutige globale Situation, die Sie daraus ziehen, befremden mich dann schon ein wenig, haben sie doch nichts mit der Sicht die Perceval vermitteln will zu tun. Es interessiert Sie offensichtlich auch nicht, was andere so bewegt, wenn sie über einen Klassiker nachdenken. Sie schreiben Shakespeare auf ihre Fahne, meinen aber einen ganz anderen. Ich glaube, das kann man schon mal in den falschen Hals bekommen. Ich bin mir sicher, das Sie darauf auch spekuliert haben und Herr Lux tut Ihnen auch noch den Gefallen. Schade nur, das jetzt keiner mehr über die Inszenierung redet, nur noch über Ihren Veriss. Perceval und Zaimoglu werden das aushalten. Es wird ihnen auch eher mehr als weniger Zuschauer bringen.
Wenn es Ihnen aber tatsächlich um die Verteidigung Shakespeares ginge, müssten Sie zumindest nicht auch noch die Schauspieler mies machen. Nun, Sie haben ein Buch über Shakespeare geschrieben, das macht Sie sicher zum Experten, nur Shakespeare kann heute jeder Depp lesen und sich seinen eigenen Reim drauf machen. Allein wozu der Terz um den doppelten Hamlet? So what? Der King of Drama ist leider tot und das der neue selbsternannte nun ein King of Dharma ist, ist sein Bier nicht Shakespeare. Und zum Geist und dem schlafenden Hamlet fällt mir noch so eine uralte Mähr von einem alten Mann mit Bart ein, der in einem Berg sitzt und schon so lange wartet, das ihm der rote Bart durch den Tisch gewachsen ist. Lassen Sie ihn schlafen, der Bart ist ab und die Walhalla voll von solchen Gestalten, dass es Heine mit Sicherheit gruselt nun auch noch dort rum stehen zu müssen.
Ich halte den Verriss, der jenseits jeglichen Feingefühls angesiedelt ist, für sprachlich schwach und inhaltlich dermaßen übertrieben, dass man fast schon von eine Satire sprechen muss, die ihrem Gegenstand nicht gewachsen ist. Immerhin ist die Entfaltung eines solchen Verves beim Spotten einmalig. Insofern steht Posener unter den Kritikern wie ein erratischer Block in der Landschaft.
Die Rezension hat einen antiislamistischen Beigeschmack, wie Nr.4 feststellte, mehr aber auch nicht. Wenn jemand vom Koran nichts hält, darf er das auch aussprechen, obwohl der komischerweise in dem Stück gar nicht vorkommt.
Es gibt wohl etliche Menschen, die man der permanenten Christophobie zeihen könnte. Nehmen wir einmal Nietzsche, der nicht nur im „Antichrist“ fürchterliche Dinge über das Christentum und die Kirche sagte. Damals kam niemand auf den Gedanken, den strafrechtlichen Tatbestand der Volksverhetzung festzustellen und irgendwelche Schritte wegen Diffamierung einzuleiten. Beim Islam soll also plötzlich eine äußerst sensible Haltung eingenommen werden wie bei einer zerbrechlichen Porzellanvase, was bislang beim Christentum nie üblich war. Man muss den Koran nicht mögen und es hat auch keinen Sinn, Posener irgendwelche Sachen unterzuschieben, die er gar nicht gesagt hat, aber womöglich zwischen den Zeilen.
Ein Intendant muss schon eine äußerst dunkle Stunde erlebt und den Tiefpunkt seiner geistigen Kräfte erreicht haben, um den – fast schon lächerlichen – Vorwurf der Volksverhetzung zu erheben.
Mich hat an Percevals Hamlet vor allem gestört, dass das Thalia hier alles aufgeboten hat, was man bezahlen kann: Neben Kindern, einem toten Hirschen und Dauerberieselung mit Musik als Gefühlsverstärker wurden die vielfach erprobten Erfolgsingredienzen Shakespeare - Perceval - Zaimoglu/Senkel - Jens Thomas etc. nach bewährtem Rezept zu einem Cocktail zusammengemixt, der beim nächsten Theatertreffen serviert werden soll. Schlechte Kritiken passen da wohl nicht ins Kalkül.
Besonders nicht nach den ersten beiden trashigen Premierenflops "Vor uns die Sintflut" und "Thalia Kantine", das im großen Haus als Musical von einer Regieassistentin inszeniert wurde (zu Lux' Glück war bei der peinlichen Aufführung offensichtlich kaum ein Kritiker da. Die Mühe war die Inszenierung auch nicht wert).
Bereits in der letzten Saison schwankte Lux' Spielplan zwischen schlecht inszeniertem Trash wie Ernst ist das Leben-Bunbury, billigen Alibi-Veranstaltungen wie 2BEORNOt2Be 2 und
kopflastigem, düsterem Dramaturgentheater. Und Chefregisseur Perceval konnte mit seinen vielen Inszenierungen nicht überzeugen. Trotz des wirklich guten Ensembles und den gelungenen Lessingtagen fällt Lux' bisherige Bilanz daher sehr enttäuschend aus. Auch wenn er jetzt dringend einen Erfolg braucht: Sein "offener Brief" macht die Sache wirklich nicht besser.
bei allem Respekt vor Ihrer Meinung: Was soll man von einem Kritiker halten, der den Koran mal eben so im Nebensatz als Verplattung der Bibel charakterisiert? Was soll man von einem Autor halten, der in der Überschrift "Muezzins jodeln" läßt- (das hat er sehr wohl geschrieben)? Was soll man von einem Autor halten, der am das Abfackeln von dänischen Botschaften erinnert, um dann großzügig mitzuteilen, daß er das bei Theatern nicht empfiehlt?
Darauf bezog sich mein Brief, der das Faß zum Überlaufen brachte.Was Sie allerdings leider vernebeln.
Wohlgemerkt und zur Erinnerung: bei einer Auführung, die mit dem Islam nichts, aber auch gar nichts zu tun hatte.
Ich habe in dreißig Jahren Theaterarbeit noch nie auf eine Kritik reagiert, und schon gar nicht öffentlich. In diesem Fall aber war für mich durch den Kritiker eine Grenze überschritten,- sei es aus Provokationslust, Eitelkeit oder Unbedachtheit - egal. Auch Worte sind Taten. Auch die von Kritikern.
Joachim Lux
Ihr offener Brief und Ihr Radio-Interview sind eine einzige Peinlichkeit!
Ich gratuliere Herrn Tittel zu seiner heutigen Reaktion.
Jochen Brachmann
MfG
Darüberhinaus, ebenso wie die Hamletaufführung wohl nichts mit dem Koran zu tun hat, ebenso hat Herr Poseners Kritik auch nur entfernt etwas mit der Kristallnacht zu schaffen. Dänische Botschaften, und brannten sie absolut bedauerlicherweise auch, ernsthaft mit den Geschehnissen der Kristallnacht in Verbindung zu bringen, ist geistig unwürdig; und deshalb möchte ich auch nicht in Bezug auf Herrn Posener von geistiger Brandstiftung reden, dem offensichtlich vor Wut, Verletztheit und Zorn über die Hamletaufführung die Pferde durchgegangen sind. Aber was wollen Sie: Den leidenschaftslosen Kritiker und Zuschauer?
Kurz und gut, Sie haben sich mit dem Brief zu einem guten Beispiel eines Intendanten gebracht, dem ich so leicht nicht mehr vertrauen würde mögen, und bei dem ich mir immerzu heimlich die Frage stellte: Wozu brauch ich den eigentlich? - Ihr Brief wäre für mich Anlass genug Ihnen gegenüber zur reinen Höflichkeit überzugehen.
Aber ist es denn eine Verunglimpfung, wenn jemand die Bibel für tiefsinniger als den Koran hält? Manch einer mag den Koran für eine Weiterentwicklung der geistig unfertigen Bibel halten. Das müsste nach Lux’ Auffassungsgabe eine Verunglimpfung des Christentums sein.
Herr Lux lebt anscheinend in einer Welt, in der alle Religionen gleichwertig sind, und bei der kleinsten Störung des Gleichgewichts ist die Toleranzschwelle überschritten. Die Wirklichkeit ist nun aber einmal so, dass wohl jede Person eine Religion favorisiert – es sei denn, sie ist Atheist wie Posener.
Die Methode von Herrn Lux ist es, fortwährend mit Unterstellungen zu arbeiten, weil er in der polemischen, aber flachen Kritik kein ausreichendes Material vorfindet. Nach der Erwähnung der brennenden dänischen Botschaften erklärt Posener sogleich, dass er dabei nicht an das Abfackeln von Theatern denke. Man solle vielmehr Häuser meiden, in denen selbstverliebte Regisseure agieren. Ungeachtet dessen erhebt Lux den unverschämten Vorwurf, dass Posener insgeheim doch ein Abfackeln intendiere, im Nachhinein unterstützt von Herrn Michalzik, der schwadroniert, das Abfackeln werde diskutiert. Auch Michalzik, der Lux artig beklatscht, möchte ich einmal empfehlen, ausschließlich die Zeilen zu lesen, anstatt irgendetwas zwischen den Zeilen zu suchen, um dann mit irgendeinem Unfug sogar fündig zu werden.
Die Achtung vor den bisherigen Leistungen von Herrn Lux verbietet es mir, auf die in diesem Zusammenhang geäußerten Bemerkungen über die Kristallnacht überhaupt einzugehen.
Peter Michalzik bringt es in der Frankfurter Rundschau noch mal auf den Punkt: „Der Fall zeigt, wie weit die Verwirrung reicht, was die Islam-Erregung mittlerweile angerichtet hat. Man sagt Islam, und schon wallt ein Gespenst mit einem unglaublichen Vernunftverneblungspotential durch unsere Köpfe. Hamlet, Islam, Abfackeln, egal, alles eins.“ Alan Posener und Joachim Lux reihen sich da munter mit ein. Um Shakespeare und Theater geht es da schon lange nicht mehr.
Wenn mittlerweile Vergleiche von religiösen Büchern zu einer Verunglimpfung ausreichen, gehen bei der Meinungsfreiheit bald die Lichter aus. Dann darf man gar nichts mehr sagen, ohne Gefahr zu laufen, den Emotionshaushalt anderer aus der Bahn zu werfen.
„Hamlet, Islam, Abfackeln, egal, alles eins.“ So einfach wie der formelbewusste Michalzik kann man es sich denn doch nicht machen, zumal Posener trotz der reduzierten, unreflektierten Kritik noch über ein Differenzierungsvermögen verfügt.
Herr Posener, ich denke, Sie haben initiiert, womit sie nicht rechneten: die harsche Re-Aktion des Intendanten Lux. Sie mögen sagen, die Zündung erfolgte durch die Inszenierung, die sie ablehnten. Dass sie verletzende Worte wählten, ist Ihnen klar. "Hamlet für Blöde" greift ans Wertgefühl von Menschen, der Künstler, des Hauses, der Zuschauer, die applaudierten (als solche Teil der Vorstellung). Sie werden mir eventuell beipflichten, dass Ihre Kopfzeile keine so hinreißende Formulierung ist, dass die Kritik-Kunst darauf nicht verzichten konnte. Kritik, gute, strebt auch Solidarität an; ihre Überschrift ist leider Entsolidarisierung, in "Kluge" und "Blöde".
Sie werden mir zustimmen, als Literaturkenner, dass es heißt sich sehr weit aus dem Fenster zu lehnen, deutet wer ein Kunstwerk endgültig dahin, worum es geht. Hier lauert die Werktreue-Diskussion, die ich Ihnen nicht unterstelle - aber: wer mir eindeutig sagt, worum es im Hamlet geht, verkennt, dass jedes Kunstwerk nur individuelle Interpretation, nur Deutungsspiel anstößt, dass jede fixe Deutung Dogma ist. Worum ES „Shakespeare“ geht? Wir können nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, was das lebende Gegenüber denkt, da wir nur Symbole – wie die Sprache – besitzen – ein toter Autor ist uns klar? So spielt man nicht mit Sprache und Interpretation: als Spielregel festzulegen, es muss so gespielt werden, dass ich gewinne. Überhaupt – ist das ES, um das Shakespeare zu tun war, das Entscheidende? Kann beim Spiel, der Lust, der Kunst überhaupt EIN bestimmtes Ergebnis gewollt sein?
'"Hamlet" ist nämlich ein radikal politisches und radikal religiöses Stück' - eine bespielbar vage Behauptung, die weder durch den Wortzeigefinger "nämlich" noch durch die Kraft des doppelten "radikal" Schlüssigkeit gewinnt; drei Wertungen verwoben - radikal, politisch und religiös - ist wie Kochen mit drei Art von Wasser. Friedfertig kann ich da nur erwidern: oha, ja und? Der Satz ist gefährlich austauschbar, allemal wo er sich mit Polemik verbindet, die Sie, Herr Posener, nicht übersehen konnten - Verbalinjurien sind beleidigend und Flapsigkeiten auch - wozu eine Auflistung wie Muezzin-Ruf und Jodeln gehört, weil sie in keinem seriösen Verhältnis stehen, sondern auf einen Lese-Effekt berechnet waren. Ihr Brückenschlag von Shakespeare zu Maria und den Suren an anderer Stelle ist anregend, Ihr Bauschbogen hier eher trübe.
Dass Sie abfällig über körperliche Merkmale von Schauspielern schreiben, das gehört in keine Kinderstube. Wollen Sie den Nachweis führen, ein Regisseur instrumentalisierte diese um eines billigen Effektes wegen - führen Sie bitte den Nachweis. Ansonsten sagen Sie nur dem Schauspieler persönlich etwas über sein Aussehen und dann können wir uns über Van Goghs Ohr unterhalten anstelle seiner Bilder. Das war mir sehr unsympathisch.
Offenbar war es auch Herrn Lux sehr unsympathisch, so dass er sich hinreißen ließ, diese Stellung zu beziehen. Kraft und Gegenkraft entsprechen sich dabei. Die Reichskristallnacht als Vergleich ist nach meinem Empfinden zu gewaltsam und (bei der Biographie von Herrn Posener) besonders unglücklich und vermeidbar. Herr Poseners wikipedia-Vita benennt seine jüdische Familie. Jedoch, die Über-Sensibilität eines Intendanten, gerade gerade in HH, ist verständlich, eingedenk der aggressiven Stimmung über die Kassenlage der Theater, or rather die wabernde Debatte: "braucht man Stadttheater" mit der netten Gift-Relativierung "in dieser Form" (Braucht man Theater? Musik? Sauberes Wasser? Stuttgart 21? Toleranz? Bankenrettungsfonds? Man „braucht“ so vieles und so vieles nicht. Brauchen ist ein Mörder-Wort.). Gewiss, Herr Posener ist beim Verweben von Gedanken erneut raffiniert, so er das erfolgreiche Bürgerbegehren gegen die Schulreform und im nächsten Absatz Shakespeares Rachegeist beschwört. Man kann, will man, das als Wink mit dem Zaun lesen. Aber nicht gleich Richtung der Kristallnacht. Die Theater unter dem Bundesadler sind nicht die deutschen Juden unter dem Hakenkreuz! Leider wurde so mithin befördert, dass die Debatte zu einem Privatstreit über die Lese- und Schreibkompetenz der Autoren verkommt. Wer wie genau lesen kann - auch hier kann jeder werten und streiten und am Ende wird es keinen Sieger geben.
Die Antwort von Herrn Tittel ist perfektes Beispiel, wie sich das weiter zeugt. Wobei ich, was ich über Herrn Poseners Text denke, auch Herrn Tittel frage: ist eine Gegengegenpolemik mit üblichen Molotow-Vokabeln („geistige Brandstiftung“) souveräner Journalismus? Ein wenig mehr wundern hätten Sie sich über Aktion und Reaktion sollen – und moderierend eingreifen können, um zwischen Herrn Posener und Herrn Lux einen Diskurs herzustellen. Sie gestatten meine einzige Polemik: weswegen ist, bei seiner Bibliographie (eine Shakespeare-Biographie?) und bisherigen journalistischen Arbeit („der anmaßende Papst“, vormals „Die Achse des Guten“?) Herr Posener eigentlich besonders geeignet als Theaterkritiker? Ich ziehe zurück, Euer Ehren.
Volksverhetzung ist eine Kanone, von der am Thalia die Hausjuristen sicher abgeraten hätten. Zum Beispiel gibt es keine fahrlässige Form der Tatbegehung. Man hätte ohne weiteres Herrn Posener auf das Fatale seiner Kritik hinweisen können. Warum sollte Herr Posener böswillig sein oder im Dienste einer kulturpolitischen Kampagne stehen, die zur Einschmelzung und Entwertung der Stadt-Theater dient (wobei ich Sie, Herr Posener, bäte zu beachten, wem Sie wofür in welcher Situation Munition liefern.) Ein Philosoph hat einmal sehr klar gesehen, dass Kritiker nicht externe Beobachter der Kunst sind und keine Distanz haben, die zur Wahrheit ausreicht, sondern dass sie ganz besonders integraler Teil des Betriebes sind, und als solche erst recht zur Solidarität verpflichtet sind.
Endlich, wenn es einen Autorenhimmel gibt, wird Shakespeare möglicherweise glücklich sein, dass ich nicht eines seiner Zitate als launiges Schlusswort umhübsche. Originell zu sein, bringt einen eh um den Schlaf.
Thomaspeter Goergen
Von mir aus kann Alan Posener Vergleiche anstellen so viel er will, wo er will und zu was er will, er muss nur nicht glauben, dass das keiner merkt, was er damit für eine Haltung einnimmt. Das will ich damit ausdrücken. Die Meinungsfreiheit ist mir auch heilig, aber deswegen gehe ich nicht ins Theater, sondern weil ich es liebe und Posener sucht nur eine weitere Plattform für seine eigenen Plattheiten. Ich finde die Heuchelei schlimm, die zur Zeit stattfindet. Viele finden insgeheim toll was Sarrazin sagt, aber sie stellen sich nicht klar auf seine Seite. Das ist die aktuelle Politik in Deutschland, das Wegschieben von Problemen und gegenseitige Schuldzuweisungen, nicht ein jodelnder Muezzin, ein buddhistischer Hamlet oder ein paar Hassprediger.
Ich, Feridun Zaimoglu, versichere Joachim Lux meine Hochachtung und große Liebe für seine klaren Worte. Tatsächlich ist die Rezension von Alan Posener volksverhetzend, widerlich, beschämend, dumm. Es ist besonders in diesen Zeiten nicht selbstverständlich, dass ein Intendant sich gegen diesen großen Bruch der Etikette und gegen das kunstfeindliche Ansinnen eines Rezensenten in dieser Deutlichkeit wehrt.
feindbilder herstellen leicht gemacht.
folge 1: bau dir deinen eigenen sarrazin
aber gottseidank ist sie ja ein onlinemagazin.
werden, ob da nicht jemand eine Theaterkritik mißbraucht, um etwas ganz Anderes zu
tun, können derlei Magazine durchaus gewisse Mechanismen befragen bzw., wer weiß
das für die Zukunft bestimmt, brechen.
Ein Beispiel zur Anschaulichkeit:
Herr Lux hätte zunächst einen schlichten Leserbrief verfassen und an die "Welt"
senden können. Wäre dieser nicht veröffentlicht worden, hätte Herr Lux auf der Forumseite von nachtkritik de. eine hervorragende Möglichkeit gehabt, den Sachverhalt der mißbrauchten Theaterkritik zu durchleuchten: fernab von jedweder
"Volksverhetzungs"-Metaphorik, und sowohl Leute wie Lux als auch Posener lesen dieses Seite offenbar.
An solch einem Beispiel müssen sich die Akteure im "Sprachspiel Theaterkritik"
wohl oder übel messen lassen !
Ansonsten schätze ich die Sache schon so ein, daß es zu kurz greift, wenn es jetzt
heißen würde "Viel Gebrüll um nichts", denn irgendein merkwürdiges Interesse
verfolgt ein Autor, der nicht einen Theaterabend kritisiert, sondern ihn benutzt, um
allerlei Spitzen anzubringen, wohl schon, und ein Blatt, das dieses Verfahren von oben her absegnet, erst recht. Das Wort "Bewerbung" fiel bezüglich der "Achse des
Guten"; nun mag sie auch nicht gemeint gewesen sein, was bleibt aber ist doch, daß
es offenbar dafür eine Leserschaft gibt, bei der sich jemand dann eher bewirbt, als daß eine Theaterkritik geschrieben worden wäre.
Wohlgemerkt: Das ist weder eine Satire auf den Abend, noch eine an ihm entwickelte Karikatur: als Karikatur taugt das allerhöchstens bezüglich der Theaterkritiken, welche sonst in diesem Blatt verfaßt werden - insofern müßten, wenn hier jemand aufmuckt, am allerehesten die Kollegen des Ressorts "Theaterkritik" aufmucken...-,
das lässt aber eher unangenehm auf den Stand dieses "Welt"-Hauses zurückschließen.
Und zu Herrn Lux:
Es wird gewiß heißen, wie es schon bei Herrn Zaimoglu anklingt, daß hier ein Intendant endlich einmal leidenschaftlich und feurig etcpp. Stellung bezogen hat.
Er hat sich allerdings in seinen Vergleichen vollends vergriffen und einer bedauerlichen Tendenz das Wort geredet, nach der Begriffe bis zur absoluten Bedeutungslosigkeit geschleift, erweitert werden.
"Volksverhetzung": Da denke ich freilich nicht an ein Blatt, das ich beliebig kaufen oder nicht-kaufen kann, das friedlich und lautlos neben tausenderlei anderer Drucksachen verschimmelt, wenn ich mich nicht darauf zubewege (viele wissen in etwa, was sie erwartet, wenn sie sich gewissen Blättern zuwenden). Ich denke, der Verfassungsschutz wird sich weder zur zweiten Aufführung motiviert sehen noch
Herrn Posener jetzt verstärkt bedenken; Herr Posener hat wohl kaum mehr Klientel angesprochen als er zuvor schon angesprochen hat; ich denke, auch da hinkt der Sarrazin-Vergleich böse: denn da verhält es sich gewiß ein wenig anders, leider.
Ich habe den Zaimoglu/Senkel-Hamlet noch nicht gesehen, werde mich aber wohl
bemühen müssen, auf einem dritten Weg "enttäuscht" zu werden; auf zwei anderen Wegen nämlich wird "man" gewiß enttäuscht, auf dem dritten, den Kritken, die ich sonst so las, folgend nur wahrscheinlich.
Ich werde erstens mit Sicherheit enttäuscht, wenn ich einen Abend erwarte, der einen Kritiker so provozieren bzw. aufbringen könnte, daß er in etwa so schreiben
"müßte" wie Herr Posener es getan hat.
Ich werde zweitens mit Sicherheit enttäuscht werden, wenn ich einen Abend er-
warte, der so überzogen gegen eine Einzelstimme verteidigt werden müßte, also doch irgendwie das politisch-religiöse Motiv subkutan aufwühlt.
Vielleicht wird mich der dritte Weg auch positiv überraschen, nur für ein allzu
gefährliches Vielleicht halte ich es nicht..
Letztlich war es wie bei "Des Kaisers neue Kleider". Posener war das Kind, das sagte: "Der hat doch gar nichts an". Daß das dem schleppetragenden Hofstaat des Kaisers nicht gefällt, ist doch klar.
Nur zum Spaß habe ich heute mal wieder diese Aufführung gegoogelt, nur um zu sehen, ob mittlerweile alle gemerkt haben, was für ein schlichter Unsinn das war.
Und was muß ich lesen; die politisch-korrekte Maschine ist angelaufen und der Intendant schreibt absurde offene Briefe.
Wenn es erfunden wäre, ich könnte es kaum glauben.
Das ist ja Kulturbetriebssatire pur.
Na dann schreiben Sie doch am besten gleich eine Allerwelts-Kolumne dazu. Zum Wiedereinkriegen empfehle ich entspannendes Hüftkreisen, geht auch ohne Nancy.
Zuviel der Ehre. Ich bin nicht mein Namensvetter, daher wird das mit dem Hüftkreisen nix, weder mit noch ohne Nancy. Würde bei mir auch ziemlich doof aussehen.