Jeder stirbt für sich allein - Der Shorty zum Theatertreffen 2013

Zwischen Tod-Ernst und Irrwitz

von Esther Slevogt

Berlin, 6. Mai 2013. Das bibbernde Menschlein, der vom Lauf der Dinge zerquetschte Erdenwurm, ist immer wieder ein tolles Literatur- und Theaterthema. Und theatertreffentauglich ist er natürlich auch. Besonders wenn er so herzzerreißend lebt und leidet, wie in den Romanen von Hans Fallada. Es ist schon die zweite Fallada-Adaption nach Kleiner Mann, was nun?, die Luk Perceval eine Einladung nach Berlin eingebracht hat: wohl auch deshalb, weil sich in diesen Arbeiten ganz gut studieren lässt, wie man auf postdramatischem Weg doch noch so etwas wie Ernst und tiefere Einfühlung (und gar existenzielle Berührung) herstellen (oder es zumindest versuchen) kann.

Platonov - Der Shorty zum Gastpiel beim Berliner Theatertreffen 2012

altUnterm Brennglas

von Georg Kasch

Berlin, 19. Mai 2012. Irgendwie hat es der aktuelle Theatertreffen-Jahrgang mit dem Glaskasten-Blick. Eben noch Hate Radio und Before Your Very Eyes, jetzt "Platonov" aus Wien: Keine Scheibe, sondern die vierte Wand trennt das Publikum vom Landhaus der Generalswitwe Anna Petrovna, ein hyperrealistisches Jahrhundertwende-Wunderwerk Monika Pormales. Selbst die Scheuerleisten im Haus wirken abgewetzt, an den Türen blättert die Farbe, die Tapete wellt sich dezent und trägt Wasserflecke. Ein Interieur, abgewirtschaftet wie die Gesellschaft in Anton Tschechows frühem Dramenfragment.

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