Presseschau vom 3. Januar 2016 – Der Freitag empfiehlt dem Theater, sich zwecks Rettung an Fernsehserien zu orientieren
Urinierende Schauspieler
3. Januar 2016. "Die Bühnen stecken seit Jahren in einem fürchterlichen Dilemma", konstatiert Axel Brüggemann in der Zeitung Der Freitag. "Ihr Prinzip der Inszenierung ist ihnen von den Protagonisten unserer Wirklichkeit geraubt worden: Politiker, Sportler oder Gewerkschaftsbosse beherrschen den Mechanismus der eigenen Inszenierung inzwischen besser als so mancher Regisseur. Sie brauchen keine Bühne mehr, um die Wirklichkeit zum Theater zu verwandeln".
Presseschau von 2. Januar 2016 – Die Schriftstellerin Sibylle Berg über den Terroranschlag am Neujahrstag in Tel Aviv, den sie als Augenzeugin erlebte
Wir alle, die nicht morden, sind betroffen
2. Januar 2016. "Es ist Freitag der erste Januar, ich sitze in der Wohnung, versuche ein Drehbuch zu schreiben, es ist Nachmittag, ich habe keine Lust auf den Familienbesuch, auf noch mehr Essen, und draußen gehen Böller los," schreibt Sibylle Berg in der Tageszeitung Die Welt. Sie hält sich zur Zeit in Tel Aviv auf, wo am Neujahrstag in einem Restaurant ein Mann zwei Menschen erschoß und mehrere schwer verletzte. Gestern twitterte sie bereits darüber.
Presseschau vom 31. Dezember 2015 – Claus Peymann im Interview mit der Zeit zur Lage des Theaters
Mehr als nur vier Dixi-Klos
31. Dezember 2015. "Das Theater ist verstummt. Es steht nicht mehr in der Mitte der Zeit", sagt Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensembles im Gespräch mit Peter Kümmel von der Wochenzeitung Die Zeit. "Mit brülllenden Nazis und authentischen Flüchtlingen auf der Bühne zeigen wir nur die Hilflosigkeit unserer Kunst".
Presseschau vom 26. Dezember 2015 - Der Schauspieler Ulrich Tukur sagt der DPA, was er über das Theater denkt
Laut, hohl und blöd
26. Dezember 2015. "Ich bin damals ausgestiegen, als die Regisseure anfingen, sich über die dramatische Literatur zu erheben und in Ermangelung neuer oder eigener Stücke fragmentierten und zerstörten, was mir wertvoll war", sagt der Schauspieler Ulrich Tukur in einem Weihnachtsinterview, das er der Deutschen Presseagentur gegeben hat (und das u.a. das Magazin Focus verwertet). "Und mir gingen die ständigen Anleihen bei Film und Video auf die Nerven."
Presseschau vom 24. Dezember 2015 - In der taz spricht Schauspieler über Dan Thy Nguyen über Rassimus in Deutschland und am Theater
Brust raus!
24. Dezember 2015. In einem Interview mit Petra Schellen in der tageszeitung spricht Schauspieler und Performer Dan Thy Nguyen über Rassimus in Deutschland und am Theater. Auf die Frage, ob er sich im Theaterbetrieb integriert fühle, sagt er: "Nicht in den offiziellen Theaterbetrieb. Da hat man mir schon auf der Schauspielschule gesagt, dass man meine Gesten, meine Codes nicht versteht. Um Stärke zu zeigen, müsse man den Fuß abrollen, kräftig auftreten und die Brust rausdrücken. Das ist unter Vietnamesen nicht üblich. Da geht man einfach normal geradeaus." Als seine Schauspiellehrer das nicht akzeptierten, wurde ihm klar, wie eurozentristisch der deutsche Theaterbetrieb ist.
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