Wir gratulieren Angela Winkler zum 70. Geburtstag
Das sagt sich so leichthin, und meist ist es nur eine dahingestotterte Phrase, dass da jemand ein Geheimnis behüte, oder bewache, oder herbeispiele. Aber wie diese Schauspielerin damals in Wien den Hamlet in Peter Zadeks gedanken- und sinnumstülpender Inszenierung (1999) gab, wie sie die Silben zum Fliegen verführte, dass es war, als strebten sie fernsten Himmeln zu, um sie dann aber sanft, fast zärtlich, auf die Erde herunterholte, als ob sie unterwegs den Glauben an alle Himmel verloren hätten; wie sie bei Robert Wilson am Berliner Ensemble in der "Dreigroschenoper" (2007) von der Leidenschaft tremolierte und Verzückungsspitzen dazwischenstreute, dass man nicht wusste, wo sie so blitzesplötzlich herkamen und doch wirkte, als könne es in diesen sonderbaren Augenblicken nichts anderes geben als eben das; wie sie in Christoph Schlingensiefs "Kirche der Angst vor dem Fremden in mir" (2008) in Duisburg auf der Bettkante saß, sprach, als spräche nicht sie, sondern schwebe ein Engel vielleicht, oder ein Dämon, durch sie hindurch; wie sie immer spielt, als würde sie im Moment des Spiels erst entdecken, dass es das Spiel überhaupt gibt; wie sie stets zugleich ungemein glücklich und zutiefst erschrocken über diese Entdeckung zu sein scheint: Das alles wirkt, als trage sie ein Geheimnis durch ihre Figurenwelten, und es macht, dass man meint, einzig unter ihren Spielhänden ginge es nicht verloren. Das ist ihr Spiel-Geheimnis, und das Geheimnis des Spielens.
Im Frühjahr 2007 sollte Peter Zadek in Thessaloniki der Europäische Theaterpreis überreicht werden. Seine Inszenierung von Ibsens "Peer Gynt" gastierte vor Ort, aber Zadek war nicht da. Er war krank. Man wollte ihm deshalb den Preis nicht geben. Vor dem Gastspiel wurden Briefe verlesen, wurde gestritten und gezankt – bis Angela Winkler dazwischenging: Sie wolle lieber spielen als Rechtfertigungen hören.
Heute wird Angela Winkler 70 Jahre alt. Wir gratulieren aufs Herzlichste!
Das sagt sich so leichthin, und meist ist es nur eine dahingestotterte Phrase, dass da jemand ein Geheimnis behüte, oder bewache, oder herbeispiele. Aber wie diese Schauspielerin damals in Wien den Hamlet in Peter Zadeks gedanken- und sinnumstülpender Inszenierung (1999) gab, wie sie die Silben zum Fliegen verführte, dass es war, als strebten sie fernsten Himmeln zu, um sie dann aber sanft, fast zärtlich, auf die Erde herunterholte, als ob sie unterwegs den Glauben an alle Himmel verloren hätten; wie sie bei Robert Wilson am Berliner Ensemble in der "Dreigroschenoper" (2007) von der Leidenschaft tremolierte und Verzückungsspitzen dazwischenstreute, dass man nicht wusste, wo sie so blitzesplötzlich herkamen und doch wirkte, als könne es in diesen sonderbaren Augenblicken nichts anderes geben als eben das; wie sie in Christoph Schlingensiefs "Kirche der Angst vor dem Fremden in mir" (2008) in Duisburg auf der Bettkante saß, sprach, als spräche nicht sie, sondern schwebe ein Engel vielleicht, oder ein Dämon, durch sie hindurch; wie sie immer spielt, als würde sie im Moment des Spiels erst entdecken, dass es das Spiel überhaupt gibt; wie sie stets zugleich ungemein glücklich und zutiefst erschrocken über diese Entdeckung zu sein scheint: Das alles wirkt, als trage sie ein Geheimnis durch ihre Figurenwelten, und es macht, dass man meint, einzig unter ihren Spielhänden ginge es nicht verloren. Das ist ihr Spiel-Geheimnis, und das Geheimnis des Spielens.
Im Frühjahr 2007 sollte Peter Zadek in Thessaloniki der Europäische Theaterpreis überreicht werden. Seine Inszenierung von Ibsens "Peer Gynt" gastierte vor Ort, aber Zadek war nicht da. Er war krank. Man wollte ihm deshalb den Preis nicht geben. Vor dem Gastspiel wurden Briefe verlesen, wurde gestritten und gezankt – bis Angela Winkler dazwischenging: Sie wolle lieber spielen als Rechtfertigungen hören.
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