Presseschau vom 23. Dezember 2014 – Die Berliner Zeitung über einen merkwürdigen Vorgang im Getriebe des Hauptstadtkulturfonds
Ballett-Unbill
Ballett-Unbill
23. Dezember 2014. Die Liste des Haupstadtkulturfonds (HKF) der 2015 zu fördernden Kulturprojekte, die am 18.12. veröffentlicht worden ist, hat auf einmal einen Punkt weniger, berichtet Ulrich Seidler in der Berliner Zeitung: Es fehlt das Schwabinggrader Ballett der Unbilligen, dessen Gastspiel "Chöre der Angekommenen" im HAU mit 60.000 Euro gefördert werden sollte – solange es nach der Jury des HKF ging.
"Um Fördergeld zu bekommen, muss man erst einmal zwei Hürden schaffen: 1.) einen Antrag stellen und 2.) von der sechsköpfigen Jury zur Förderung empfohlen werden. Die Vorschläge reicht der Kurator Joachim Sartorius dann 3.) zum Abhaken an den Gemeinsamen Ausschuss für den Hauptstadtkulturfonds (GA) weiter, der laut Auskunft der Senatskanzlei nur die rechtliche und praktische Umsetzbarkeit prüft", informiert Seidler. "Ausschussvorsitzender ist der Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller, die weiteren Vertreter sind Kulturstaatsministerin Monika Grütters, Kulturstaatssekretär Tim Renner und Ministerialdirektor Günter Winanda."
Für Seidler liegt nun der Verdacht nah, "dass dem GA das Ballett in den AfD- und Pegida-aufgeheizten Zeiten zu brisant ist". Schließlich sei der Fonds ja gerade dafür kritisiert worden, dem Zentrum für politische Schönheit 100 000 Euro zugeschustert zu haben für "die Mauerfall-Aktion". "Wenn der GA (unter seinem neuen Vorsitzenden Müller) dahingehende rechtliche Bedenken gegen das Schwabinggrader Ballett hegt, wäre es sein Recht gewesen, den Jury-Vorschlag abzulehnen", so Seidler. "Es ist aber nicht sein Recht, die Jury zu diskreditieren, indem er ihr diese feige Entscheidung zuschiebt." In der Jury rumore es infolge des Vorfalls.
(sd)
Mehr zum Schwabinggrad Ballett: Beim Sommerfestival 2012 auf Kampnagel Hamburg besprachen wir die Produktion Platz der unbilligen Lösungen.
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