Medienschau: Die Zeit – Über das Husten in Konzert + Theater
Die Hupe des Theatergängers
Die Hupe des Theatergängers
18. Juni 2023. Kulturrredakteur*innen der Zeit haben eine ebenso fein- wie hintersinnige Phänomenologie des Theater-Hustens zusammengestellt. These: "Es ist ein Laut der äußersten Verfeinerung, ja eine Kulturleistung. Eine dunkle, konspirative Art der Kommunikation."
Der Mensch im Theater lasse sich darauf ein, dass für die kommenden zwei oder gar sechs Stunden andere sprechen und er schweigen wird. "Aber halt, eine Ausdrucksform bleibt ihm: er hat noch seinen Husten. Er ähnelt darin einem Autofahrer im stockenden Abendverkehr, der stumm in seinem Wagen sitzt und auf seine Hupe angewiesen ist, um auf sich aufmerksam zu machen. Das Husten ist gewissermaßen die Hupe des Theater- und Konzertgängers."
Es werden dann verschiedene Hust-Typen vorgestelt, das "Method-Husten" etwa, oder das "feuchte Vorwurfs-Husten, auch Märtyrer-Husten" genannt. So manchem Hustkünstler ist den Beobachtungen der Kolleg*innen zufolge "seine hohe musikalische Begabung anzumerken. Diese Menschen beherrschen das sogenannte Lichtungshusten, sie nutzen gezielt Momente der Stille, um ihre Ergriffenheit zu artikulieren. Sie schaffen es fast immer, tragende sinfonische Bögen an ihren Scheitelpunkten zu treffen."
Kurzum: "Das Theaterhusten ist Schattenkunst; sie nistet in der echten, anerkannten Kunst. Möglich, dass sich hustende Menschen im Theater und im Konzert über die Geräusche der Bühne hinweg verständigen wie Vögel, die in einem rauschenden Wald sitzen, auf dessen Blattwerk ein Regen fällt: aus purer Behaglichkeit."
(Die Zeit / sle)
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