Meine Loyalität

Meine Loyalität

15. April 2015. Nachdem die Rostocker Bürgerschaft seine Abberufung rückgängig gemacht hat, gibt sich Volkstheater-Intendant Sewan Latchinian im Interview mit der Ostseezeitung (15.4.2015) verhalten optimistisch. Sein Anwalt habe ihm geraten, sich "nur unter Vorbehalt zu freuen". Die Hausleitung und seine Probenarbeit könne er noch nicht wieder aufnehmen. Zur aktuell prekären Planungssituation sagt er u.a.: "Es sind seit dem 1. April (seit der Abberufung Latchinians durch den Hauptausschuss der Bürgerschaft, Anm. Red.) – auch das ist Ausdruck dieser unsäglichen Situation – natürlich schon Entscheidungen gefällt worden, die nicht mit mir abgestimmt worden sind, auch künstlerische Entscheidungen."

Den Darstellungen des Oberbürgermeisters, dass das Rostocker Theater eine Zuschauereinbruch erlitten habe, widerspricht Latchinian: "Im Zeitraum Dezember bis März hatte das Volkstheater 48 000 Euro mehr Einnahmen und 2000 Besucher mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das ist auch mir noch zu wenig, aber es ist ein Ausdruck, dass kein Einbruch passiert ist, sondern ein Aufbruch." Die kommunale Politik und die Landespolitik müssten sich auch in Zukunft darauf einstellen, "dass ich ein kritischer Partner sein werde, aber nicht ein beleidigender, auch nicht ein destruktiver".

Die polemischen Volten, für die ihn der Hauptausschuss der Bürgerschaft vor die Tür gesetzt hatte, seien dem Versuch geschuldet, "seriös und differenziert miteinander zu kommunizieren, das ist meine Interpretation von Loyalität auch meinem Dienstherrn gegenüber". Er sei auch weiter davon "überzeugt; dass das Vier-Sparten-Theater die ideale Form ist auch für die Vielfalt und Diversität der Stadtgesellschaft, der Geschmäcker der Rostocker." Und mit Puppenspiel und Bürgerbühne wolle er beweisen, dass "auch ein Sechs-Sparten-Theater toll sein" könne für Rostock.

(chr)