Presseschau vom 2. Mai 2016 – Die SZ und die FR resümieren das Festival Radikal jung
Theater sieht dich an
Theater sieht dich an
2. Mai 2016. Am Samstag endete das Festival Radikal jung am Münchner Volkstheater. Und in der Frankfurter Rundschau und Süddeutschen Zeitung resümieren die Kritiker angetan, dass es teils reizvolle neue Perspektiven eröffnete.
Interessant an der diesjährigen Ausgabe des Festivals sei, dass man hier konzentriert jene Diskurse wiederfinde, die die Stadttheater derzeit insgesamt umtreiben, schreibt Egbert Tholl in der Süddeutschen Zeitung (2.5.2016). "Und so wurde Radikal jung in seiner zwölften Ausgabe weit mehr als ein Pulsmesser einer neuen Generationen von Theatermachern, es wurde zur Diskussion des Theaters an sich."
"Mehr als die Hälfte der zehn ausgewählten Produktionen eint ein Umstand: eine große Skepsis gegenüber dem traditionellen Repräsentationstheater", so Tholl. Das Trio Gregor Glogowski, Alisa Hecke und Benjamin Hoesch stellten einen Turm mit Scheinwerfern auf die Bühne und liessen diesen in einem genau festgelegten Ablauf erglühen. "Die Technik allein wird zum Protagonisten, und der Inhalt von 'Flimmerskotom: besteht in den Assoziationen der Zuschauer."
An Ersan Mondtags "Tyrannis" lasse sich eine weitere Erkenntnis exemplarisch festmachen: Form erschaffen, ohne damit viel anzufangen. "Dieses Dilemma begegnet einen in Varianten derzeit häufig im Theater: Die Auseinandersetzung mit einem Thema wird ersetzt durch eine Gestaltung von Oberflächen." So schön der Formwille auch sei: "Er ist, exzessiv bedient, auch ein Zeichen für die Angst der Theater, sich auf etwas einlassen zu wollen. Lieber diskutiert man Inhalte in Podiumsveranstaltungen und Lesungen und lässt auf der Bühne selbst das Denken außen vor."
K. Erik Franzen fasst in der Frankfurter Rundschau (2.5.2016) die Stärke des Festivals zusammen als "die Generierung eines ganzes Knäuels von Fragen, Themen, Ansätzen: Welch wunderbar lautes, ungezwungenes Nachdenken von Machern und Publikum über Theater und die Welt." Auffällig in diesem Jahr scheine, dass deutlicher denn je die Institution Theater Gegenstand der Untersuchungen ist, dass die Grenzen zwischen Theater, Performance, Kunst-Aktionen und Kunst-Räumen immer bröseliger zu werden scheinen.
"Das Blickregime wechselt: Das Theater sieht dich an. Fordert die Auseinandersetzung mit dem Eigenen und dem Fremden, mit der Frage, wer bestimmt und wer bestimmt wird." Das sei ein hoffnungsvolles Zeichen.
(sik)
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