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Saša Stanišić erhält Wilhelm-Raabe-Literaturpreis

Saša Stanišić bei der Frankfurter Buchmesse 2019 © Harald Krichel, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

11. September 2024. Der Hamburger Schriftsteller Saša Stanišić wird mit dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis der Stadt Braunschweig und des Deutschlandfunks ausgezeichnet. Das meldet unter anderem der NDR.

Ausgezeichnet wird Saša Stanišić für sein aktuelles Buch, "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne". Die Jury des Raabe-Preises lobt den Preisträger als leidenschaftlichen und virtuosen Erzähler, der beobachtete Details sprachlich präzise umsetze und die Fähigkeit besitze, das Existentielle und das vermeintlich Nebensächliche zu verbinden. "Saša Stanišić erzählt von Brüchen im Leben von jungen und alten Menschen, von migrantischen Schicksalen, verstörten Familienvätern oder Witwen, die sich ihr Leben neu erfinden müssen", zitiert der NDR aus der Jurybegründung. "Seine Geschichten konfrontieren diese Figuren mit Träumen und Möglichkeiten – und sehr oft zugleich auch mit dem, was ihnen für immer vorenthalten bleiben wird."

Saša Stanišić wurde 1978 im damals jugoslawischen Višegrad geboren. 1992 flüchteten seine bosnisch-serbischen Eltern mit ihm nach Heidelberg, wo er die Internationale Gesamtschule besuchte. Nach dem Studium der Slawistik in Heidelberg wechselte Saša Stanišić ans Deutsche Literaturinstitut Leipzig. Seit er 2005 beim Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt den Kelag-Publikumspreis gewann, wurde der Autor für seine Erzählungen und Romane mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter dem Adelbert-von-Chamisso-Preis 2008, dem Preis der Leipziger Buchmesse 2014 oder dem Deutschen Buchpreis 2019. 2024 erhielt er den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg.

2019 kritisierte Stanišić die Vergabe des Literaturnobelpreises an Peter Handke, der sich im Zusammenhang mit dem Jugoslawienkrieg mehrfach proserbisch geäußert hatte. "Ich hatte das Glück, dem zu entkommen, was Peter Handke in seinen Texten nicht beschreibt", sagte Stanišić in seiner Dankesrede für den Deutschen Buchpreis.
Seit 2015 ist Stanišić Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Von 2015 bis 2022 war er Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.

Sein Debüt-Roman "Wie der Soldat das Grammofon repariert" wurde 2008 am Schauspielhaus Graz adaptiert. Der 2019 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnete Roman "Herkunft" kam mehrfach auf die Bühne, unter anderem am Thalia Theater Hamburg, am Nationaltheater Mannheim oder den Theatern Bielefeld und Lübeck. Auch der mit dem Preis der Leipziger Buchmesse bedachte Roman "Vor dem Fest" ist zum Theaterstoff geworden, etwa am Schauspiel Hannover.

(NDR / eph)

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