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Theatermacher Werner Düggelin verstorben
Der Dügg
6. August 2020. Der Theaterregisseur und ehemalige Direktor des Schauspiels Basel Werner Düggelin ist im Alter von 90 Jahren in Basel verstorben. Das meldet der Tages-Anzeiger. Düggelin zählt zu den herausragenden Schweizer Theaterregisseuren der Nachkriegszeit.
Düggelin, geboren am 7. Dezember 1929 in Siebnen, Kanton Schwyz, studierte an der Universität Zürich Germanistik und arbeitete als Beleuchter am Schauspielhaus Zürich. In Paris lernte er in den 1950er Jahren Theaterregie und gründete 1952 die Compagnie de Sept im Pariser Vorstadttheater Asnières. 1954 wurde er Regisseur am Staatstheater Darmstadt, 1956 am Bayerischen Staatsschauspiel in München.
Düggelin, oder "Der Dügg", wie ihn selbst weniger vertraute Menschen nannten, war einer der ersten deutschsprachigen Regisseure, die Stücke von Samuel Beckett, Eugène Ionesco, Georges Schehadé, Albert Camus, Jean Genet und Paul Claudel in deutscher Sprache inszenierten. Von 1968 bis 1975 war er Schauspieldirektor des Theaters Basel, wo er seine Intendanz mit Friedrich Dürrenmatts Shakespeare-Bearbeitung "König Johann" eröffnete. Später geriet er in Streitigkeiten mit den prägenden Autoren Dürrenmatt und Max Frisch. Dennoch gilt die Düggelin-Ära noch heute als wichtige Station in der Geschichte des Theaters Basel.
Nach dem Ende seiner Leitungstätigkeit in Basel arbeitet Düggelin als freier Regisseur regelmäßig an den großen Bühnen im deutschsprachigen Raum und pendelte zwischen Zürich und Basel. Ab 1987 leitete er zudem vier Jahre das Schweizer Kulturzentrum in Paris. 1995 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Basel, am 29. Juni 2014 den Kunstpreis der Stadt Zürich.
Im Sommer 2014 kündigte er seinen Rückzug aus dem Theater an. Seine letzte auf nachtkritik.de besprochene Inszenierung war "Glückliche Tage" von Samuel Beckett am Schauspielhaus Zürich im Oktober 2015.
Zu seinem 90. Geburtstag würdigte Gerhard Stadelmaier in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Werner Düggelin als "Regisseur mit dem Gehör" und lobte ihn für "seine zwar eher seltenen, aber immer erlesen unaufwendigen, in Menschen und Figuren förmlich verliebten Theaterkunstabende, (...) jeder ein Fest des höheren Lebens – das nur im Theater zu haben ist". In ihrem Nachruf auf nachtkritik.de sieht Barbara Villiger Heilig das Spätwerk des Regisseurs durch "Transparenz, Klarheit, Charme und Poesie" charakterisiert.
(faz.net /de.wikipadia.org / chr)
Mehr zu den jüngeren Arbeiten von Werner Düggelin finden Sie im nachtkritik-Lexikon.
Hier lesen Sie den Nachruf auf Werner Düggelin von Barbara Villiger Heilig.
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