Sebastian Hartmann legt Leipzig Matthias Lilienthal als Nachfolger ans Herz
Zwischen konservativem Anspruch und einer gewissen Alternative
Leipzig, 29. Oktober 2011. Sebastian Hartmann, bis zum Ende der Spielzeit 2012/13 noch Intendant des Leipziger Centraltheaters, hat als seinen Nachfolger den scheidenden HAU-Chef Matthias Lilienthal empfohlen. "Matthias Lilienthal wäre ein Kandidat. Er könnte über seine Persönlichkeit die Grätsche zwischen konservativem Anspruch und einer gewissen Alternative hinbekommen", sagte er in einen Interview mit dem Leipziger Stadtmagazin "Kreuzer".
Er selbst sieht im Augenblick für sich selbst auch Alternativen jenseits des Theaters. Der private Tribut sei ihm inzwischen zu hoch. Doch wenn er gefragt werde, ob er die Volksbühne von Frank Castorf übernehmen würde, dann schmunzele er und sage: "Na klar. Wenn dann die Piratenpartei in Berlin die absolute Mehrheit hat, fühle ich mich eh als gesetzt." Seinen Leipziger Vertrag habe er unter anderem deshalb nicht verlängert, weil er in der Stadt für sich keine Zukunft mehr sah: "In dieser Stadt, der Heldenstadt Leipzig, ist eine gewisse Ernüchterung gegenüber dem, was mit dem neuen System gekommen ist. Es gibt eine Menge Menschen, die sich in ihrer Gegenwart nicht so zurechtfinden, und deswegen sehr skeptisch auf Leute reagieren, die etwas in diese Stadt mitbringen", sagt der gebürtige Leipziger Sebastian Hartmann. Doch werde er trotz allem und auch einer prekären Haushaltslage zum Trotz, bis zum Schluss um einen Spielplan bemüht sein, der nicht wie eine Flucht aussehe.
(Kreuzer / sle)
Mehr zum Thema: Christian Rakow hat die Nicht-Verlängerung Sebastian Hartmanns für nachtkritik.de kommentiert. In der Presseschau gibt's die Reaktionen der anderen.
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das tut man nicht. In dem Augenblick, in dem Sie entschieden haben, nicht in Leipzig bleiben zu wollen (ich bedauere das übrigens), haben Sie die Zukunft des Hauses in andere Hände gelegt. Wahrscheinlich in die des OB Jung. Öffentlich darüber zu spekulieren, wer geeignet wäre nach Ihnen das Theater zu leiten, verbietet sich deshalb. Es ist noch nicht einmal besonders interessant, zu erfahren, an wen Sie denken. (Auch wenn sich hier sicherlich einige wundern, dass Matthias Lilienthal für Sie einen "konservativen Anspruch" erfüllt.)
Eine vernünftig besetzte Findungskommission muss her, ein transparentes und öffentliches Verfahren muss her. Eine Festlegung, was das Schauspiel Leipzig leisten soll, für was es in Zukunft stehen soll, muss her. Dafür sollten Sie sich als Intendant stark machen, nicht für oder gegen einzelne Kandidaten.
Es grüßt
Sie haben natürlich völlig recht. Aber was erwarten Sie in einem Land, in dem selbst völlig unehrenhaft ausscheidende Bahnchefs ihren Lieblingszögling als Nachfolger durchdrücken können, ohne Verfahren, etc.? Was die Frage aufwirft, wann wir hier mal wirksames Antikorruptionstheater sehen werden. (Damit meine ich jetzt übrigens nicht unmittelbar Herrn Hartmann!)
Kann ich nur unterstützen. Ist schon gratulationswürdig wie wenig sich Hartmann selbstkritisch sieht, dass er als letztlich großartig gescheiterter Intendant, meint noch Ratschläge für seine Nachfolge geben zu dürfen. Außerdem verbrennt er Lilienthal auf diese unkluge Weise nur. Schade.