Die Ereignisse - Frederik Tidén inszeniert in Münster David Greigs Stück über das Danach eines Amok-Laufs
Das Schweigen nach den Schüssen
von Kai Bremer
Münster, 4. September 2015. "An eye for an eye / And a tooth for a tooth / And anyway I told the truth / And I'm not afraid to die." Immer und immer wieder, sanft und gleichwohl entschieden singt der Chor, der inzwischen nicht mehr auf der Bühne steht, sondern in den ersten beiden Zuschauerreihen sitzt, Nick Caves The Mercy Seat. Auge um Auge, Zahn um Zahn – dieses in seinem Ursprung rechtliche Prinzip wird gerne als grausame Rachsucht diffamiert, ohne zu bedenken, wie sehr die alttestamentliche Forderung dem zuerst Versehrten Genugtuung verheißen kann. Caves Song weiß von diesem archaisch anmutenden Gefühl und er weiß um die Ambivalenz dieser Forderung angesichts deren Überbietung durch das christliche Gebot der Feindesliebe.
Draußen vor der Tür - Bernadette Sonnenbichler kombiniert am Theater Münster eine dichte Inszenierung von Wolfgang Borcherts Stück mit einem wilden Zwischenspiel
Weichzielverlustzirkus
von Kai Bremer
Münster, 22. Mai 2015. Intermediate Bulk Container sind – zumal in der Variante mit Stahlkäfig – eine feine Sache. Üblicherweise werden in ihnen sehr effizient Flüssigkeiten transportiert. Aber wenn man rund 60 von ihnen im Theater versetzt auftürmt, ergeben sie nicht nur eine tolle Kletterwand für akrobatisch talentierte Schauspieler, sondern zugleich auch einen gewissen proletarischen Flair. Da glaubt man Beckmann gleich, dass er im Hafen von Hamburg ist. Und die IBCs haben noch einen Vorteil: Wenn man sie anständig befüllt, stehen sie nicht nur stabil übereinander. Man kann zumindest aus einigen von ihnen Wassermassen auf die Bühne strömen lassen, die Beckmanns trauriges Heimkehrerdrama zu einer regelrechten Untergangsgeschichte verdichten.
Licht unter Tage - Frank Behnke zeigt in Münster Tennessee Williams‘ Erstling als robustes Bergarbeitermelodram
Grubenlampe am roten Stern
von Tim Schomacker
Münster, 16. Januar 2015. Um Namen war er selten verlegen, der Herr Williams. In Frühlingsstürme, das vor knapp zwei Jahren in Münster seine deutschsprachige Premiere feierte, hieß die lieblich-höhere Tochter Heavenly. Diesmal schickt Tennessee Williams dem Bergarbeiter und Arbeiterrechte-Agitator Birmingham Red die Bergarbeiter-Tochter Star in die Arme. Red und Star. Diesen roten Stern zu entziffern, dürfte nicht schwer gefallen sein im amerikanischen Süden der mittleren 1930er Jahre, der Zeit der Großen Depression.
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