Geld - Luk Perceval inszeniert den zweiten Teil seiner Emile-Zola-Trilogie bei der Ruhrtriennale
Cash kommt vor dem Crash
von Stefan Keim
Duisburg, 7. September 2016. Die Bühne ist vollgestellt mit Hightech-Geräten aus dem 19. Jahrhundert. Schreibmaschinen stehen für den technischen Aufbruch. Plötzlich erschlossen sich neue Märkte, Syrien, Nordafrika, die Eisenbahnen machten es möglich, Kanäle wurden gebaut. Nach Liebe erzählt Luk Perceval im zweiten Teil der "Trilogie meiner Familie" bei der Ruhrtriennale vom "Geld". Er kombiniert drei Romane aus Emile Zolas 20teiliger Serie über die Rougon-Macquarts, eine Großfamilie, die während des Zweiten Kaiserreichs die Entstehung der kapitalistischen Industriegesellschaft erlebt.
Nicht schlafen - Bei der Ruhrtriennale verhelfen Alain Platel und les ballets C de la B mit Gustav Mahler der Krise einer ganzen Epoche zum Ausdruck
Der letzte Atem der Kreatur
von Andreas Wilink
Bochum, 1. September 2016. Für Alain Platel, den gelernten Orthopädagogen aus Gent, und sein spirituelles, ergreifendes und rüdes Körpertanztheater hat der Begriff Erbarmen entschiedene Bedeutung. Das Integrieren einer sozial herben Wirklichkeit gehört zum Charakteristischen von Platels les ballets C de la B. Der Mann der Vorstädte, Heime, Straßen, Ghettos hebt Grenzen auf. Seine Tanzabende sind Befreiungstheologie – Passionsspiele mit österlichem Hoffen. Zur Ruhrtriennale unterhält Platel seit ihrer Gründung durch Gerard Mortier innige Beziehungen. Mit "Nicht schlafen" zeigt das NRW-Festival Platels vierte Produktion, begonnen mit der Mozart-Suburb-Performance "Wolf", gefolgt von Monteverdis introspektiver "Marienvesper" und Pitíé! Erbarme Dich!, angelehnt an Bachs "Matthäus-Passion".
Die Franzosen - Krzysztof Warlikowski geht bei der Ruhrtriennale mit Marcel Proust auf die Suche nach der verlorenen Zeit
Vom Industriewagon zum Proust-Sektsalon
von Martin Krumbholz
Gladbeck, 21. August 2015. Die Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck hat nichts von ihrem Zauber verloren. Auch wenn anfangs die Sonne durch die hohen Fenster dieser Industriekathedrale direkt auf die Tribüne scheint und das Publikum blendet: Die Aura des Raums ist einzigartig. Als Spielort für Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ wirkt sie freilich kontrapunktisch und letztlich etwas beliebig. Die Imagination eines Salons muss in der Inszenierung des polnischen Regisseurs Krzysztof Warlikowski mühsam hergestellt werden – durch eine Sektbar und einen fahrbaren Glaskasten – und sich gegen die unübersehbaren Überbleibsel dieses Orts schwerer körperlicher Arbeit behaupten. Warlikowski, an dessen Proust-Adaption hohe Erwartungen geknüpft wurden, nutzt den Kontrast nicht, er übersieht ihn.
Regie: Susanne Kennedy, Suzan Boogaerdt, Bianca van der Schoot
Regie: Johan Simons
Regie: Robert Wilson
Regie: Forced Entertainment und Tarek Atoui
Regie: Alvis Hermanis
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