Shéda – Dieudonné Niangounas apokalyptischer Theatermarathon im Steinbruch von Avignon
Wimmelnde Alptraumbilder
von Andreas Klaeui
Avignon, 7. Juli 2013. Eine lebende Ziege, ein ledernes Krokodil. Podeste, Sandskulpturen, ein riesiges Lichtrad – es ist ein Bric-à-brac im Felsenamphitheater des alten Steinbruchs von Boulbon, über das Dieudonné Niangouna herrscht, neben Stanislas Nordey der zweite "Artiste associé" im diesjährigen Festival d'Avignon. Der "Artiste associé" ist ein beratender Gastkünstler der beiden Festival-Direktoren Hortense Archambault und Vincent Baudriller; das Konzept wird wohl mit der diesjährigen Ausgabe verschwinden: Baudriller und Archambault hören auf, an ihrer Stelle übernimmt der Autor, Schauspieler und Regisseur Olivier Py die Festivalleitung, also selber ein Künstler.
Par les villages - Stanislas Nordey zelebriert Peter Handke in Avignon
Künstlerische Weltrettung
von Andreas Klaeui
Avignon, 6. Juli 2013. Kunst ist das Gegenteil von gut gemeint. Wenn die Gottfried-Benn'sche Wahrheit einer Illustration bedarf: Dieser Abend ist hervorragend dazu geeignet. In Peter Handkes "Dramatischem Gedicht", einer weitschweifigen, mehr epischen als tatsächlich poetischen Parabel von 1982, geht es um zwei Brüder: einen Schriftsteller-Heimkehrer aus der Fremde (den Regisseur Stanislas Nordey selber spielt) und einen im Dorf ansässig gebliebenen Handwerker (Richard Sammut), zwischen ihnen steht vermittelnd die Schwester mit dem weisen Namen Sophie (Emmanuelle Béart), sie haben ein Elternhaus aufzuteilen.
Disabled Theater – Jérôme Bel und das Theater Hora beim Festival d'Avignon
Mich selber zu sein oder jemand anderes
von Andreas Klaeui
Avignon, 9. Juli 2012. Es ist nicht übertrieben zu sagen: Mit dieser Produktion hat die Theaterarbeit mit Behinderten eine neue Ebene erreicht. Seit 1993 hat sich das Zürcher Theater Hora mit landauf, landab bejubelten Produktionen zu einer ersten Theateradresse für Menschen mit einer geistigen Behinderung gemausert; in der Zusammenarbeit mit Jérôme Bel ist es nochmal einen Schritt weiter gegangen. In "Disabled Theater" gibt es keine Rollen, die Behinderten stehen selber im Zentrum. Eine Darstellerin bringt es auf den Punkt: "In diesem Stück ist meine Aufgabe, mich selber zu sein und nicht jemand anderes."
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