Medienschau: FAZ – Ein Missbrauchsfall am Burgtheater im Jahr 1933
Der Fall Alfred Lohner
Der Fall Alfred Lohner
1. Februar 2023. In der FAZ erinnert der Historiker Peter Melichar an einen Missbrauchfall am Wiener Burgtheater, und zwar aus dem Jahr 1933.
"Die Direktorin des betreffenden Mädchengymnasiums hatte sich aufgrund von Aussagen mehrerer Schülerinnen an die Polizei gewandt, die anfangs sehr vorsichtig vorging, weil sie an die Möglichkeit einer Massenpsychose dachte. Erst als sich der Vater einer Schülerin, die eine andere Schule besuchte, an die Polizei wandte, wurde der Schauspieler verhaftet", schreibt Peter Melichar in der FAZ (1.2.2023). Lohner setzte mit seinem Verteidiger zunächst darauf, die Zeuginnen als unglaubwürdig darzustellen. "Die Aussagen der Mädchen bezeichnete er als 'Ausgeburten ihrer Phantasien', es handle sich lediglich um krankhafte Schwärmereien." Auch der Schriftsteller Felix Salten, der der Verhandlung beiwohnte, verstieg er sich zu der Deutung, dass in Wahrheit "die kleinen Mädchen" die Schuldigen seien, die wahren Täterinnen". Dem Burgschauspieler wurde 1933 zugebilligt, dass er sich der Avancen von noch nicht einmal Vierzehnjährigen nicht erwehren konnte.
Lohner wurde zu fünf Monaten verurteilt. Bereits im August desselben Jahres 1933 wurde er vom Theater in Mährisch-Ostrau engagiert und konnte seine Karriere fortsetzen. 1935 spielte er am Zürcher Schauspielhaus. "Liest man die Lexikoneinträge, Würdigungen und Nachrufe zu seiner Person, fällt auf, dass Lohner das Burgtheater 1933 überraschend verlassen hat. Eine Begründung dafür findet sich nicht. (...) Nirgendwo ist von dem zu lesen, was man in Wien den 'Fall Lohner' nannte."
(faz.net / sik)
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