Theaterbrief aus Paris (7) - Vor 20 Jahren gründete Joël Pommerat seine Theatergruppe. Jetzt ist er der Theatermacher der Stunde - mit Stücken über die Gesetze des Wandels und der menschlichen Metamorphose
Was durch schmale Schlitze dringt
von Ute Nyssen
Paris, Mai 2011. Joël Pommerat hat den Quantensprung geschafft. Die französische Tageszeitung "Libération" widmete seiner letzten Theaterarbeit im März vier volle Seiten. Das sprengt bei "Libé" jeden Rahmen. Die Aufführungsserie seines neuesten Stücks "Ma chambre froide" am Théâtre de l'Odéon war ab der zweiten Vorstellung ausverkauft. Mit diesem Stück wurde nicht allein die Probe aufs Exempel erbracht, dass Frankreich wieder einen bedeutenden zeitgenössischen Dramatiker vorzuweisen hat, sondern ebenso die, dass das französische Subventionssystem bei seinem Werdegang hilfreich sein konnte. Denn es unterstützt und bevorzugt das Theatermodell Schauspieltruppe, und Pommerat als Bühnenautor und Regisseur nutzte dieses Angebot: er ist Gründer einer eigenen Truppe, der Compagnie Louis Brouillard, und sein Durchbruch verdankt sich auch deren Leistung. Seine Schauspieler wurden im Odéon mit enthusiastischem Beifall bedacht. Im April 2011 schließlich folgten Auszeichnungen mit dem "Molière" für das beste Stück und zum ersten Mal für den 1963 geborenen Pommerat als Dramatiker.
Theaterbrief aus Ungarn - über die Auswirkungen der rechtsnationalen Politik auf die Arbeit und Ästhetik der Theater
Das Chaos herrscht
von Georg Kasch
Budapest, 22. Februar 2011. In Deutschland, Österreich und der Schweiz inszenieren sie an Stadt- und Staatstheatern. Sie werden zu Festivals eingeladen, gefeiert und intensiv diskutiert: Regisseure wie Viktor Bodó, Kornél Mundruczó, Béla Pintér und Árpád Schilling. In Ungarn hingegen, wo sie ihre Handschriften entwickelt haben, steht die Theaterszene zunehmend unter Druck.
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