Medienschau: Aachener Zeitung – Streit um Inszenierung über Menschen mit Behinderung

Vorwurf: Cripping-up

Vorwurf: Cripping-up

7. Dezember 2023. Die Aachener Zeitung berichtet über einen Offenen Brief der Berliner Behindertenrechtsaktivistin Sophia Neises gegen das Das Da Theater in Aachen. In dem Brief, der von 342 Menschen unterzeichnet wurde, wird das Theater beschuldigt, wissentlich Menschen mit Behinderung zu diskriminieren.

Es geht um die Inszenierung des Stücks “Die Goldfische” mit fünf Figuren mit Behinderung, die allesamt mit Schauspieler:innen ohne Behinderung besetzt sind. “Mit der Besetzung von Die Goldfische reproduziert der Regisseur Tom Hirtz die diskriminierende Praxis des Cripping-up, bei der nichtbehinderte Menschen behinderte Charaktere spielen", heißt es im Brief, der die sofortige Absetzung der Inszenierung fordert.

Das Theater will die Inszenierung nicht absetzen und kündigt für Januar eine Sondervorstellung des Stücks mit anschließender Diskussionsrunde an, zu der alle Interessierten eingeladen seien. In der Aachener Zeitung sagt der Leiter des Theaters Tom Hirtz außerdem einerseits, dass man sich um eine diverse Besetzung bemüht habe und diese aber aus verschiedenen Gründen nicht zustande gekommen sei.

Andererseits sagt Hirtz: "Unter den Produktionsbedingungen, unter denen wir das Stück jetzt auf die Bühne gebracht haben, wäre das mit Menschen mit Behinderung nicht möglich gewesen." Sechs Wochen intensive Vorbereitungs- und Probenzeit und anschließend vier Vorstellungen pro Woche über zweieinhalb Monate hinweg seien für die meisten Menschen mit Behinderung eine zu große Belastung. Die Produktion zeitlich zu entzerren, hätte die finanzielle Situation des Theaters nicht zugelassen: "Aufgrund der sehr geringen öffentlichen Zuschüsse sind wir auf die Einnahmen aus dem Ticketverkauf angewiesen und müssen schauen, dass die Projekte in einem kurzen Zeitraum realisiert werden, um wirtschaftlich zu arbeiten." 

(Aachener Zeitung / sd)

Kommentare  
Medienschau Aachen: Ableismus
#ableismhurts

Cripping Up ist leider noch nicht ansatzweise in der Ächtung wie das berühmte Blackfacing. Aber besonders unangenehm wird es, wenn sich nicht-behinderte Kunstschaffende auch noch als 'Hilfreiche' Vertretung inszenieren. Man Denke an Versuche, wie den Film 'Music' von Sia.....

Liebes Das Da Theater: Hören sie doch auf von ihrer Aufführung Betroffene anstelle reflexartigen Trotz mit einer Sondervorstellung zur Rechtfertigung des eigenen Ableismus zu generieren. Please ey.
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