Presseschau vom 12. August 2015 – Zwei Meinungen zur Anti-Blackfacing-Entscheidung der New Yorker Metropolitan Opera
Othello bleibt weiß
Othello bleibt weiß
12. August 2015. Die New Yorker Metropolitan Opera hat Anfang August bekanntgegeben, in einer Neuinszenierung der Verdi-Oper "Othello" im September den Sänger der Titelrolle nicht schwarz zu schminken. Othello soll von dem lettischen Tenor Aleksandrs Antonenko gesungen werden, der in einem Promotiontrailer im Frühjahr noch mit stark bronzierter Haut zu sehen war.
In dem sie das Blackfacing beziehungsweise den Verzicht darauf ins Zentrum stelle, lenke die Metropolitan Opera von einem mindestens ebenso wichtigen Punkt ab, schreibt die kanadische Opernregisseurin Aria Umezwa in Kanadas zweitgrößter Tageszeitung The Globe and Mail (7.8.2015). "Aleksandrs Antonenko wurde von der Met für eine der wenigen Titelpartien besetzt, die nach einem schwarzen Sänger verlangen." Die Met spreche von farbenblindem Casting. Ich nenne das Weißwaschen." Das sei speziell im Opernbetrieb problematisch, da dieses "Weißwaschen" einer "schwarzen" Rolle impliziere, dass es keine People of Color gebe, eine dieser raren Möglichkeiten eines diversen Castings adäquat ausfüllen zu können.
Für den amerikanischen Sprachwissenschaftler John McWhorter wirft die Entscheidung der Metropolitan Opera auf der Internetplattform Politico (10.8 .2015) die Frage auf, "wie lange wir noch insistieren wollen, dass eine Geste beleidigend ist, weil sie etwas in uns "hervorruft". Um noch ernstzunehmende Erinnerungen an die rassistischen Praktiken der Minstrelshows zu haben, müsse man mittlerweile hundertjährig sein. Trotzdem berufe man sich auf diese Erfahrung und lehne jede Form von Blackfacing immer noch ab. Vielleicht aber wäre auch eine Art des Umgangs mit Erfahrung, "zur Kenntnis zu nehmen, dass Ausdrucksformen unterschiedliche Bedeutungen in unterschiedlichen Zeiten und Kontexten haben können". Man könne braune Haut bei einem weißen Darsteller als Teil des Kostüms verstehen. "Wenn also jemand einen schwarze Mann in Italien spielt, und selbst nicht schwarz ist, dann sollte er braune Haut haben, ebenso, wie ein Mann, der eine Frau spielt, sich rasiert oder, sofern er einen Londoner spielt, die britische Aussprache lernt."
(sle)
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leider reden Sie immer ohne zu denken. Wahrscheinlich können Sie gar nicht denken, oder wollen es auch nicht. Warum die Redaktion immmer noch Ihren Senf veröffentlicht, bleibt ein wohlgehütetes Redaktionsgeheimnis und ist auch vielleicht auch nur pathologisch zu erklären.(...) Wissen Sie überhaupt, wer John McWhorter ist? Wissen Sie, zu wem er spricht, wenn er von "wir" spricht. Meinen Sie wirklich, es trägt irgendwie zur Klärung der Frage bei, wenn Sie mit ihrem beschränkten weißen Verstand und Blickfeld hier so tun, als wären Sie tolerant, argumentieren aber von einer herablassenden, weißen, westlichen Haltung aus, die lieber die Unterschiede wegradieren möchte, als sich mit Ihnen auseinandersetzen zu müssen. Wenn Sie sich wenigstens die Mühe gemacht hätten, mal zu schauen, wer dieser "Sprachwissenschaftler" eigentlich ist, bevor sie hier losbrabbeln und das Niveau sofort ins Unterirdische abstürzen lassen. Sie brauchen auch nicht zu antworten. Ich verzichte dankend.
Unfreundliche Grüße
https://www.youtube.com/watch?v=I7Y4Abtf7_A
(Liebe Murielle A., Kommentare, die außer einer Beschimpfung eines/einer anderen User*in nichts enthalten, veröffentlichen wir in der Tat nicht, um die Diskussionsstränge nicht noch durch diese Scharmützel zu belasten. Herzlich wb)
(Liebe Murielle A., ich sehe leider momentan keine Alternative. Vielleicht muss man über verstopfte Debatten schnell hineweglesen, oder man muss versuchen, die Debatte durch eigene Beiträge zu "entstopfen". Herzlich wb)
Natürlich ist Theater für mich auch Realität. Auch in der Realität geht es immer um (Selbst-)Inszenierung und Wahrnehmung. Vor allem um Wahrnehmung. Theater ist vor allem eine Frage der Wahrnehmung von etwas als Theater.
@ Thomaspeter Goergen: Befremdend, dass hier jetzt plötzlich alle von Lacan usw. reden. Wissenschaftler unter sich? Ich würde sagen, das ist Teil des Problems. Dieser überhebliche Diskurs. Auch von Psychologen über (angebliche) Schizophrenie und dergleichen. Ich habe übrigens tatsächlich mal erfahren, dass Menschen nicht auf den Einbezug von Unterschieden plädierten, sondern fragten, ob es denn überhaupt einen Unterschied macht. Also in Bezug auf den Migrationshintergrund (der vorhergehenden Generationen). Und diese Menschen waren keinen "Biodeutschen". Überhaupt, was heisst jetzt nochmal "weiss" und was heisst "deutsch" zu sein? Das sind nochmal zwei verschiedene Dinge, oder?
Ich schrieb übrigens von ironischer bis zynischer Verzerrung, weil einer Äußerung oft nicht ablesbar ist, wie sie gemeint ist. Ist das noch Ironie oder schon Zynismus, möchte man da fragen. Humor ist, wenn man trotzdem lacht? Na ja, Theorie hin oder her, Betroffenen, egal welcher "Art", bleibt wahrscheinlich doch manchmal das Lachen im Halse stecken. Vor allem im Falle von Machtunterschieden. Keine Angst, ich bring dich schon nicht um. Ha ha ha.
Schwer fällt es mir diesem Willen nach Authentizität zu folgen. Die „einzige“ „schwarze Rolle“ müsse auch mit einem „Schwarzen“ besetzt werden. Warum nur? Die Debatte ist doch längst weiter voran geschritten. Es geht doch nicht mehr um die singuläre Erscheinung einer „schwarzen Rolle“ Othello. Die kann spielen, wer immer dafür begabt ist und selbstverständlich ist Schminke in diesem Zusammenhang nur ein Teil des Kostüms. Aber wenn ein Weißer in Kostüm und Maske einen Schwarzen spielen kann, und davon gehe ich aus, dann kann auch ein Schwarzer oder jeder Andersfarbige eine „weiße Rolle“ spielen. All die anderen Rollen, wie „Jago“ und folgende stehen zur Disposition. Denn sie alle könnten von Nicht-Weißen gespielt werden, wenn begriffen würde, das Maske nur ein Teil des Kostüms und der Rolle ist. Und das ist das eigentliche Ziel, internationale, globalisierte Ensemble in denen jeder alles spielen kann, unabhängig von seiner Herkunft, Religion und Hautfarbe. Und in der Tat interessiert es mich momentan mehr, wie ein Schwarzer einen Jago in weißer Maske anlegt, als umgekehrt. Erst in dem Moment, wo „Farbige“ mehrheitlich oder gleichteilig „Weiße“ spielen, wird es wirklich aufregend. Da sehe ich Gerechtigkeit. Nicht aber, wenn endlich ein Schwarzer an der Met Othello spielen darf. Das ist nur eine Option.
Nun, Inga, befremdend mag das für Sie sein. Sie haben allerdings einen "überheblichen Diskurs" über einen Sprachwissenschaftler begonnen - indem Sie einen konkreten Beitrag dessen in Bausch und Bogen mit "blablabla" zeichneten. Dass ich jetzt, keine Frage, ich war's, es richtig finde, wenn wir über Sprache reden auch mal Lacan erwähne, das tut mir jetzt nicht leid und ich entschuldige mich nicht. Es geht auch nicht um einen klinischen Diskurs über Schizophrenie. Sie haben Ironie und Zynismus eingebracht, nicht ich, und Ironie und Schizophrenie finde ich persönlich ein interessantes Gedankenspiel in Punkto Theater. Ich habe indes gesagt, dass dies zwei verschiedene Dinge sind. ich halte daran auch fest, auch wenn Sie für sich sagen, Sie empfänden da mal wieder eine Trennunschärfe. Aber ich finde, das ist Ihre Rückzugsposition in diesem Thread öfters - wenn man ihnen die Dunstigkeit eines Beitrags vorhält, argumentieren sie, dass hier eh die Grenzen verschwimmen. Mit "naja", "und zugleich" zweier gegensätze. Entschuldigen Sie, aber ich bin tatsächlich gerade etwas grantig, weil ich diese Art von Stigmatisierung von Diskussionsteilnehmern nicht mag. Ich finde so ein argumentum ad personam ziemlich besch... Bitte? Teil des Problems? Wollen Sie in dem Zusammenhang etwa sagen, in dem Thread, mit dem Problem, um das es geht, dass ich jetzt rassistisch bin, weil ich lacan zitiere? Denn Rassismus und Hautfarbe war das Problem, von dem wir ausgingen, und jetzt bin ich, Lacan zitierend, Teil des Problems? Vielleicht weil ich ein "Biodeutscher" (aus welchem Hut haben Sie denn jetzt diesen Begriff gezogen?) bin, der Lacan zitiert? Sie setzten mich in Erstaunen, und zwar in ein ziemlich trennscharfes.
Nix Theorie hin oder her. Und auch nicht hahaha.
Befremdlich scheint mir, dass ausgerechnet Ihnen, Inga, die hier schon häufig zu unser aller Freude durch wiedergegebene Zitate glänzte, nun befremdlich ist, wenn Sie hier die Präsens von Wissenschaftlern vermuten. Oder von Psychologen. Die den Diskurs überheblich machten. Ich finde ihn so ganz angenehm. Allerdings finde ich ebenfalls, dass man in solchen Diskussionen achtgeben sollte, dass man nicht in so eine Art IchzeigDirmeineLektüreundsageDirwerdubist-Wettrüsten verfällt. So in diese Abschreckungsstrategien, die der Sache – in unserem Fall Nachdenken über Theater - mitunter dienen können. Aber nicht zwangsläufig müssen! Ich für meinen Teil habe bei Lektüren von Philosophen manchmal viel und manchmal nur ganz wenig lernen können und mitunter aus einer fehlerhaft gedruckten Gebrauchsanweisung für irgendeinen Haushaltsgegenstand erstaunlicherweise sehr viel… Den Einwurf von Thomaspeter Goergen bezüglich des Schizophrenen fand ich übrigens sehr interessant, weil zuvor irgendwo in den Kommentaren auch etwas zu der dialektischen Theater-Publikum-Beziehung stand, die einem Double-Bind ähneln würde. Weil sowohl für das Theater als auch für das Publikum darüber hinaus eine wechselwirkende Darstellungs-Wahrnehmungs-Wirklichkeit bestünde, die sich in dieser dialektischen Beziehung untrennbar gegenüberstünden. Was für eine „Unsterblichkeit“ des Theaters sorgen würde, solange es Menschen geben würde. Das ist ein hoffnungsvoller Gedanke, für alle! Jedenfalls für alle, die Theater mehr als Menschen lieben. Ich denke, man sollte dabei nicht überlesen haben, dass hier von ÄHNLICHKEIT mit einem vorliegenden Double-Bind, das man bei schizophrenen Erkrankungen in der Anamnese diagnostizieren kann, geschrieben wurde. Und das sehr ernst nehmen. In der Tat finden sich in den Kindheitsmustern von Künstlern besonders häufig psychologisch prägende Konstellationen, die den die Erkrankung auslösenden Konstellationen bei Schizophrenen oder Autisten nicht unähnlich sind und die eine starke Triebfeder in die Kunst hinein waren, wenn man sich das genau in den Biografien betrachtet. Der künstlerische Ausdruck ist dann der selbstbestimmte Weg an der Pathologie vorbei oder die mehr oder weniger bewusste Selbst-Rettung aus ihr und es gibt nicht die Etablierung von physiologischen pathogenen Begleiterscheinungen wie sie von - im ärztlichen Sinne!!, nicht im leichtfertig umgangssprachlich gebrauchten!! - Schizophrenen oder Autisten oder sehr schwer bipolar Gestörten, Manisch-Depressiven, ausgebildet werden. Wenn wir nicht vergessen, dass wir die Theater-Publikums-Beziehung und innerhalb dieser die Wahrnehmungs-Darstellungs-Wechselwirkung dialektisch leichter betrachten können, wenn wir sie ähnlich wie ein Double-Bind betrachten, kann uns das helfen, Theater als solches besser zu verstehen. Und helfen, uns in unserem, uns immer wieder einholenden, Missverständnis immer wieder zu klären… Also mir jedenfalls hilft das. Deshalb muss das auf andere nicht zutreffen, das ist ja völlig normal! Es ist wie ein Werkzeug, ein Denkwerkzeug. So habe ich jedenfalls die irgendwann gelesenen Bemerkungen verstanden und Herr Goergen wohl auch.
A.: Die Sprache ist die Strafe/Die sich nicht gewährt,/DAS WORT erhält sich selbst/Im namenlosen Schmerz/Der Scham über unsere Nacktheit/Von der wir sprechen/Und sprechen/Und sprechen...
(...)
M: Der Wahrheitswert unserer Sprache ist aus das UND reduziert. Darin faßt ihr interessiert ins Gesicht, dreht es vorsichtig haben wir uns zu verhalten (...)
Hast du erst die Ruinen von Europa gefressen, wirst du wunderbare Krüppel zur Welt bringen, Renegate, VOLLKOMMEN degenerierte Organismen (...) zu der Angestellten, von oben herab Wenn du das Feuer retten willst, mußt du zuvor die Bibliothek anzünden ... Mit den Worten mach was du willst. Schluck sie herunter von mir aus... Vielleicht stirbst du daran. Das wäre s c h ö n - in einem hohen Maße ästhetisch(...)
A: (...) Es ist eine Art HABSUCHT alles zu sagen und NICHTS hören zu wollen: ICHWARHAMLET und liebte mich im Zweifelsfalle Eingerichtet im Sehnen nach Wohnung in meinen Adern...
Nicht aus FleischKnochenSäften ist der Mensch sondern aus Sätzen Aussatz seines ruglosen Geistes DER MEN SCH IST AUS SÄT ZEN WORTE bluten mir aus dem Munbd... Mein Leichentuch wird man lesen können wie eine Zeitung. (...) Über mein indianisches Wissen kreisen die Jagsbomber der Moderne. Geier in freudlosem Warten (...)
Leider habe ich nicht notiert, von wem der Text stammt.
Ich stimme istdochsogleich - Döner nic :-) zu: es gibt Double binds am Theater. Und vielleicht sind diese sogar ein ästethetisches Moment. Und das wäre ein schönes Gedankenthema... aber hier War das ja ein anderer, ein mcwhorter thread. Und ich weiß gar nicht, ob daß hier zu otello met gehört?
Ich würde übrigens ebenso nicht sagen, dass wir jetzt wieder bei Adam und Eva anfangen müssen. Es geht um ganz andere Kontext- und Situationsfragen. Ihr Text klingt allerdings langweilig und aufgesetzt pessimistisch, zerstörerisch. Das ist dann wohl falsch verstandener Anarchismus. Oder?
Ich beschreibe nur meine Wahrnehmung dieses Diskurses hier. Und da kam mir plötzlich in den Sinn, ob es der Erfahrung eines schwarzen Mitbürgers eigentlich entgegenkommt, ja, entgegenkommt vielleicht schon, also als Konfrontation mit der Perspektive eines ganz anderen Ich bzw. Selbst, wenn wir ihn oder unsere Relation zu ihm permanent in Diskurse hüllen. Na ja, vielleicht soll ja auch uns und unserem permanenten Schuldgefühl, schlecht zu sein, geholfen werden. Es ist kompliziert. Denn warum soll ein Arbeiter, egal welcher Hautfarbe, nicht denken können? Huch, wieder mal sprunghaft gedacht. Dieser dialektische Sprung muss gleich in Haft genommen werden.
Ja, ich las auch einmal etwas von einem, ich weiss nicht mehr wer und wo, es ist inzwischen in mein eigenes Wissen übergegangen, der fragte sich, ob Kants kategorischer Imperativ nicht eigentlich eine problematische Setzung sei. Weil er annehme, dass "wir Menschen" gemeinhin nicht so handeln (und sprechen), dass es unseren Mitmenschen zugute käme. "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde." Da nimmt er doch an, dass vor allem anderen (dem Gesetz) erstmal Anarchie herrsche. Und vielleicht stimmt das ja auch! Erst darüber, dass wir unsere (sprachlichen) Leidenschaften austragen, lernen wir und entsteht die polis? Denn wir sind nunmal keine Maschinen oder Götter, welche über alle Leidenschaften erhaben sind.
Warum nicht Heiner Müller? Andere schreiben hier ausufernd über Shakespeares "Sturm". Gehört das hier etwa thematisch rein? Seltsam. Sehr sehr seltsam. Ich fragte mich bloß mit McWhorter, ob der Hamlet aus Müllers Hamletmaschine nicht einfach auch von einem Schwarzen gespielt werden könnte, was dann möglicherweise auch den Kontext der Worte verschiebt. Mehr hin zur Festung Europa. Ungarn zieht ja aktuell wieder Mauern/Grenzzäune hoch. Geht das oder muss man innerhalb des Müllerschen Kontexts des Ungarnaufstands von 1956 bleiben? Geschichte verläuft offenbar(?) in Spiralbewegungen, das ist die Wiederkehr des Immergleichen, nur in anderen Kontexten. Ist (eine Art von) Kommunismus (heute wird's eher multitude genannt) nun das Problem oder die Lösung?
Aber wie schön, daß man uns a) mit derlei Tand so schön einschüchtern kann und die Schere im Kopf unablässig und drohend klappert (...) und b) auch auf diese Weise über die lebenswichtigen Fragen unserer maroden Zeit abhält nachzudenken - es stinkt so bestialisch an so elend vielen Stellen in diesem unserem Lande, daß das Gezeter über solche Lächerlichkeiten ebendeis ist: lächerlich!
Unterdessen geht das Leben einfach weiter. Auch an der Met. Und draußen auf den Straßen. Einige Menschen sollten das Lesen einfach aufgeben. Vor allem aber aufgeben, ihre Zerrüttung durch das Lesen im Netz zu dokumentieren. Und anfangen einen Fuß vor den anderen zu setzen, statt ständig, permanent durch jede beliebige Diskussion zu stolpern, an der sie im Grunde gar nicht wirklich interessiert sind, sondern nur an sich selbst.
Liebe Inga, denken sie sich nicht immer soweit weg von den Schwarzen, den Anderen, werden sie ihnen ähnlicher, versuchen sie zu erkennen, wie nah wir uns sind, das erspart ihnen und uns einige Argumentationsschleifen, die zwar gut gemeint sind, aber eben doch schwer verdaulich bleiben und zu nichts führen.
@ Knobiator - Ihre langen Schatten der Gutmenschenzwerge sind klasse, wenn Sie darauf kein Patent angemeldet habe, frage ich hiermit höflich an, ob ich sie klauen darf - Wenn ich das erste Mal für den Zusammenhang, in den ich sie zu stellen gedenke, Kohle bekomme, kriegen sie auch Tantiemen. -
Ich sage doch gar nicht, dass "die Schwarzen" "die Anderen" sind. Ich denke eher im Bereich "kritische Weissseinsforschung". Genau. Und klar, diese schwarze Prostituierte, die ist doch gar nicht das Problem, sondern unser Blick auf das Thema Prostitution, dass das immer ganz furchtbar sein muss, dass Prostitution niemals selbständig bzw. frei gewählt ist und dass "wir" da unbedingt helfen müssen usw. Nun, ich bin keine solche selbständige Prostituierte. Das denken nur Dumme. Und/oder sie inszenieren das.