Presseschau vom 14. Oktober 2015 – Die Thüringische Landeszeitung berichtet von einem Orchesterfusions-Vorschlag des Intendanten in Meiningen und Eisenach, Ansgar Haag

Tausche Musiker gegen Schauspieler

Tausche Musiker gegen Schauspieler

14. Oktober 2015. In der Thüringischen Landeszeitung (TLZ) (10.10.2015) hat der Doppel-Intendant in Meiningen und Eisenach Ansgar Haag eine "richtige, gesunde Fusion" der Landeskapelle Eisenach mit der Thüringen Philharmonie Gotha vorgeschlagen. Haag greife mit diesem Vorschlag eine möglicherweise konsensfähige Idee auf, die buchstäblich in der Luft liegt, so die Zeitung. "Staatskanzleiminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), der sich bis zu einer offiziellen Vorstellung seines Konzepts Ende dieses Monats nicht äußern will, hat nach TLZ-Informationen einen solchen Ansatz bereits in den rot-rot-grünen Landtagsfraktionen vorgestellt."

"Rein rechnerisch ergäbe das Haag-Modell nur einen relativ geringfügigen Stellenabbau: Bei derzeit 51 Musikerplanstellen in Gotha und 24 in Eisenach müssten nach einer Fusion lediglich neun Stellen durch natürliche Fluktuation eingespart werden, um die 66er-Sollstärke zu erreichen. (...) Für das Publikum (…) entstünde der Gewinn, es wieder mit einem leistungsstärkeren Klangkörper klassisch-romantischer Façon zu tun zu haben", schreibt die TLZ. Außerdem könnte in der bestehenden Kooperation Meiningen-Eisenach auf die kostspielige Praxis verzichtet werden, sowohl die Meininger Hof- wie auch die Landeskapelle Eisenach in dieselben Produktionen einzubinden. Wenn die Meininger mit Musiktheater in der Wartburgstadt gastieren, solle nach Haags Plänen grundsätzlich die Hofkapelle begleiten. "Wenn im Gegenzug die Eisenacher Ballettgastspiele nach Meiningen bringen, haben sie das neue, größere Eisenach-Gothaer Orchester mit an Bord."

Auch wenn die Zeitung die Zustimmung des zuständigen Ministers Hoff vermutet, merkt sie an, dass Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch (SPD) bei einer Podiumsdiskussion vor zwei Wochen, bei der Haag seine Idee bereits angedeutet habe, die finanzielle Zuverlässigkeit der Eisenacher bezweifelt habe. Und: "Auch die Musiker der Landeskapelle brechen nicht gerade in Begeisterungsstürme ob Haags Überlegungen aus." Konzertmeister Seth Taylor habe sich der TLZ gegenüber zwar nicht grundsätzlich kooperationsunwillig gezeigt. "Bei einer Fusion jedoch büßten aus seiner Sicht beide Klangkörper ihre jeweilige Identität ein. Und, so Taylor weiter, 'natürlich sind wir gegen Stellenabbau jeglicher Art.'"

Außerdem, weiß die TLZ zu berichten, wünsche Ansgar Haag sich – als Gegenleistung für seinen der Sparpolitik zupass kommenden Fusionsvorschlag? – für Eisenach ein etwas größeres Sprechtheater-Ensemble. "Zehn bis zwölf Schauspieler - derzeit sind es nur sieben - könnten ein größeres Repertoire spielen und, so Haag, mitten in Deutschland auch darin Akzente setzen, 'die Kultur der Flüchtlinge mehr ins Theater zu integrieren'."

(sd)

Wie in der Thüringer Theaterstruktur-Debatte paktiert, protestiert, relativiert und zurückgerudert wird, schrieb Ende September Frauke Adrians in einem Hintergrundbericht für nachtkritik.de auf.

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