meldung

Hundekot-Angriff: Marco Goecke entschuldigt sich

14. Februar 2023. Nach seinem Angriff einer Kritikerin vor zwei Tagen, der er Hundekot ins Gesicht rieb, hat der suspendierte Ballettchef der Staatsoper Hannover Marco Goecke sich nun entschuldigt. Das berichten diverse Medien, darunter die Süddeutsche Zeitung.

Goecke, der zunächst (etwa auf seinem Instagramaccount, wo die Kommentarfunktion inzwischen deaktiviert ist) keinerlei Schuldbewußtsein erkennen ließ, wird unter anderem wie folgt zitiert: "Ich möchte mich bei allen Beteiligten, an erster Stelle bei Frau Hüster, für meine absolut nicht gutzuheißende Aktion aufrichtig entschuldigen. Im Nachhinein wird mir klar bewusst, dass dies eine schändliche Handlung im Affekt und eine Überreaktion war." Eine öffentliche Entschuldigung hatte auch die Theaterleitung von Goecke gefordert.

Der Choreograf erklärt die Attacke unter anderem mit der schwierigen Nach-Corona-Zeit sowie der "nervlichen Belastung zweier kurz aufeinander folgender Premieren (9.2. Den Haag, 11.2. Hannover)“. Gleichzeitig macht er der angegriffenen Kritikerin erneut Vorwürfe und sprach von "oft gehässigen Kritiken". Er bitte um Verzeihung dafür, "dass mir letztlich der Kragen geplatzt ist. Ich bitte aber auch um ein gewisses Verständnis zumindest für die Gründe, aus denen dies geschehen ist." 

(SZ / Stuttgarter Nachrichten / sle)

 

mehr meldungen

Kommentare  
Goecke entschuldigt sich: Zunehmend unfassbar
Eigentlich muss klar sein: Man bittet jemanden, dem man Unrecht zugefügt hat, um Verzeihung - und aus. Punkt. Kein Wort mehr. Man entschuldigt nicht "sich" selbst, sondern diese Entschuldigung kann bestenfalls von der verletzten Seite kommen. Man fügt auch nicht schon wieder irgendeine Rechtfertigung für das eigene Fehlverhalten hinzu und schon gar nicht beschuldigt man erneut die verletzte Seite, um daraus eine Mitverantwortung des Opfers zu konstruieren.
Man kann sich nur noch an den Kopf greifen. Die Sache ist gleichermaßen ärgerlich wie peinlich und insgesamt zunehmend unfassbar. Man muss Frau Hüster bedauern und mit ihr solidarisch sein.
Goecke entschuldigt sich: Tickende Zeitbombe?
@1 stimme ich voll zu.

Darüber hinaus frage ich mich: wie kann jemand wie Herr Goecke, der so dünnhäutig ist, so wenig Selbstkontrolle besitzt und jetzt, am dritten Tage, immer noch nicht vollständig sieht, wie weit draußen er schwimmt, überhaupt in eine Führungsverantwortung kommen? Und wie kann es sein, dass die ihn stützende Struktur offensichtlich über Jahre diese Nichteignung zur Führungskraft nicht erkennt, nicht korrigierend eingreift? Wieso eskaliert diese Situation überhaupt so?
Es ist jetzt einfach, Handlungsfähigkeit zu zeigen, aber jemand hat ihn berufen und die tickende Zeitbombe nicht erkannt oder ignoriert.
Führung gehört in die Hand von Fachleuten, das ist fast überall und aus gutem Grund so. Und in der Kunst können diese Fachleute dann Strukturen und Instrumente entwickeln, die (manchmal fragilen) Künstlerpersönlichkeiten so einzubinden, daß sie sich einerseits entfalten und entwickeln können, andererseits aber auch geschützt sind, im Zweifel auch vor sich selbst oder KollegInnen.
Mir ist es zu einfach, diesen Vorfall als Einzelfall und Goecke als Spinner abzutun.
Goecke entschuldigt sich: Kritiker*innen-Boykott
Irgendwie reicht es jetzt. Nachdem man bisher Goecke mit sehr viel Wohlwollen noch eine Tat im Affekt in der Hitze eines Premieren-Abends unterstellen konnte, zeigen seine neuerlichen Äußerungen, dass es ihm ernst ist damit, sich mit dem Verweis auf angebliche Gehässigkeit in den Texten seines Opfers rechtfertigen zu wollen, ergo, "die ist schon irgendwie selbst schuld". Wenn er mit dieser Haltung weiter an der Staatsoper Hannover arbeiten dürfte, wäre ein Kritiker*innen-Boykott von Haus und Choreograph wohl das mindeste... wie soll noch irgendjemand über diesen Menschen unvoreingenommen, leicht und angstfrei etwas schreiben?
Goecke entschuldigt sich: Unerträglich
Die Debatte ist zunehmend unerträglich - und die Sache eigentlich glasklar. Würde man als freier Kritiker zu solchen Mitteln greifen, würde man niemehr zum Einsatz kommen, nirgends. Als Redakteur wäre bei jeder Zeitung, bei jeglichem Medium im Angestelltenverhältnis eine fristlose Kündigung zwingend und unvermeidlich. Auch wegen Rufschädigung etc.
Es hätte maximal eine Stunde dauern dürfen, bis Herr Goecke Kollegin Hüster ohne jegliches "wenn und aber und einerseits, schon aber andererseits" uneingeschränkt um Entschuldigung bittet. Alles andere ist zeitlich und argumentativ untragbar, auch von Seiten des Staatstheateaters Hannover.
Herr Goecke hat wohl weniger aus Affekt, wohl aber mit gewissem Vorsatz ein Tabu gebrochen und kulturpolitschen Selbstmord begangen. Es gibt keinerlei Rechtfertigung für ein solches Verhalten - ausgenommen Unzurechnungsfähigkeit aus medizinischen Gründen.
Den Schaden für seine Compagnie, sein Haus hat er zu keinem Moment mit bedacht. Dies ist verantwortungslos, auch gegenüber anderen Häusern und Compagnien, die zurzeit Goecke-Stücke zeigen. Am 15. April steht etwa eine zweiteilige Premiere am Nationaltheater Mannheim an.
Ich für meine Person werde meine Solidarität mit Kollegin Hüster dadurch zum Ausdruck bringen, dass ich als Kritiker und verantwortlicher Redakteur ausschließlich den Teil von Stephan Thoss besetzen resp. besprechen werde. Der Eiertanz und der gezogene künstlerische Sensibiltätsjoker ist gerade auch im Hinblick auf andere Debatten, etwa Netrebko, ein Anmaßung sondersgleichen.
Niemand muss sich vor irgendjemand Scheiße ins Gesicht schmieren lassen, auch nicht von einem Künstler, und auch nicht von einem renommierten.
Goecke entschuldigt sich: Utopie mit Hund
Vermutlich ist dieser gewalttätige, körperliche Übergriff so unentschuldbar, dass Herr Goecke gezwungen sein wird, seine Existenz neu zu erfinden.

Aber auch Frau Hüster hätte Grund, sich zu entschuldigen. Wenn man sich die Mühe macht und ein wenig in der Vorgeschichte dieses Skandals forscht, kommt unter anderem folgender Artikel von ihr zum Vorschein, in der sie u.a. schreibt "...und Marco Goecke, dessen nichtssagende Nullitätentänze kein Mensch braucht."

https://blogs.faz.net/tanz/2012/11/25/welchen-tanz-wollen-wir-an-unseren-groessten-buehnen-195/?fbclid=IwAR1O1LNqhftIhZ6Bs1unTEwD1T64dOoLhXFSKicaHT8lCei87ZFw6Qq3kmE

Diese Kritik ist nicht gut. Nicht weil sie schlecht ist, sondern weil sie bösartig ist. Wenn Frau Hüster die Arbeit eines Künstlers als "nichtssagend" diffamiert, (ich gehe davon aus, dass Choreographien, gelungen oder nicht, nicht vom Himmel fallen, sondern das Resultat einer langen und kräftezehrenden Beschäftigung sind), mit der Erfindung des Wortes "Nullitätentänze" meint, Boshaftigkeit durch originellen Stil legitimieren zu können, und dann behauptet, die Arbeit dieses Menschen brauche sonst kein Mensch... Tut mir leid, da fehlen mir die Worte genauso wie sie mir bei der Hundekot-Attacke fehlen (was letztere absolut nicht besser macht und schon gar nicht legitimiert!).

Im besten Falle setzen die zwei sich mal zusammen, kloppen sich und beschmieren sich mit allem, was sie angebracht finden für den/die jeweils andere/n, dann Besäufnis, gemeinsame Therapie, Freundschaft fürs Leben...
Danach könnte Herr Goecke das ganze in einem neuen Tanzabend verarbeiten, den Frau Hüster dann wiederum verreißen würde, am besten auf der Bühne direkt nach der Premiere. Und dann gäb es eine riesige Schlamm- oder meinethalben auch Hundekackeschlacht vor allen ZuschauerInnen. Und dann Premierensekt für alle! Auch für die mitgeführten Hunde!
Weil im Grunde und klammheimlich sich doch jeder darüber freut: Reibung, Skandal, Aufregung. Gut fürs Publikum, auch wenn es das so nicht hören will - man hätte sich seit dem Kolosseum schon gerne weiterentwickelt (aber wenn man in den Kommentarspalten hier oder auf Facebook o.ä. schaut, sieht es gar nicht danach aus - Stichwort öffentlicher Hundescheißepranger als Strafe usf.)! Und gut fürs Theater, weil gute Show und gratis PR. Und tadaaa: letztlich auch gut für die ganze Gesellschaft. Man braucht ja gemeinsame Erzählungen, Rituale und Feinde. Und das hätte man dann ja alles im Theater beisammen. Also doppelt gut fürs Theater... Hach herrlich!
Darauf erstmal eine Dose Hundefutter... Prost!
Goecke entschuldigt sich: Ausfälligkeit
Nichts rechtfertigt diese Ausfälligkeit eines cholerisch-empfindlichen Menschen. Kritik auszuhalten (oder zu ignorieren) ist Teil des künstlerischen Berufs - auch wenn sie manchmal unter der Gürtellinie und unangebracht persönlich ist, weil Kritiker*innen die journalistische Professionalität verlassen, ihrer Verachtung freien Lauf lassen, oder eben meinen, ihre Macht in kulturpolitischem Aktivismus ausspielen zu müssen. (...)

(Anm. Redaktion. Es wurde eine Passage entfernt, die unüberprüfbare Tatsachenbehauptungen enthielt. Zum Kommentarkodex: https://nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12&Itemid=41#kommentarkodex)
Goecke entschuldigt sich: Befremdlich
anscheinend hatte der (...) vorsoglich hundekacke parat... äußerst befremdlich.

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Aus diesem Kommentar wurde ein Wort entfernt, da es nicht unserem Kommentarkodex entsprach. Dieser ist hier nachzulesen: https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12&Itemid=41, viele Grüße aus der Redaktion
Goecke entschuldigt sich: Hochbegnadeter Choreograf
Ich verurteile die Aktion von Goecke zwar als inakzeptabel in menschlicher Kommunikation und Interaktion, aber als freie Künstlerin mit Offenheit für die unmöglichsten Performances ist das ein Statement, was vielerorts längst fällig war, angesichts der individuellen Ermächtigungen mancher KritikerInnen, ihre sehr persönliche Ansicht in provokanter Manier gegen hochsensible Menschen (was KünstlerInnen ausmacht) zu schleudern um sich selbst zu profilieren. Wenn eine Kritikerin mehrfach feststellt, dass sie mit dem Werk eines Künsters nichts anfangen kann, sollte sie vielleicht den Job weiterreichen an jemanden, der/die sich etwas hinein findet und ggf. eine dem Publikum helfende und offene Rezension liefert.
Jetzt wurde dieser hochbegnadete Choreograf zur Zeit einer Premiere so provoziert, dass ihm die Nerven durchgingen. Manchmal ist es nicht gut, aber das Richtige, was am Thalamus vorbei entschieden wird. Frau Hüster wird jetzt zum Opfer stilisiert, aber sie hat Publizity und den naturreinen Hundekot längst abgewaschen, die Sche..., die sie Herrn Goecke "angeklebt" hat, wird wohl dauerhaft sein. Ich wünsche ihm ein Theaterhaus, dass ihn wieder aufnimmt und weiter arbeiten lässt, sonst ist er verloren. Es wäre schade für uns, seine Kreationen nicht zu sehen. Alles Gute Marco Goecke!!!

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Liebe "Künstlerin", sind Sie wirklich der Meinung, dass eine justiziable Gewalttat, die an einem Menschen verübt wird, (mehr oder minder ) indirekt gerechtfertigt sein kann durch kritische Äußerungen zum WERK eines Künstlers in einer journalistischen Kritik? Sie insinuieren letztlich, dass hier – zurecht – Gleiches mit Gleichem vergolten wurde (was unabhängig von diesem Vorfall als Grundsatz auch diskutabel ist, siehe grundlegende Prinzipien eines Rechtsstaates). Zur Faktenlage: Wiebke Hüster hat in der Vergangenheit zwei Arbeiten von Marco Goecke positiv besprochen. Viele Grüße aus der Redaktion
Skandal Hannover: Höhere Gerechtigkeit
Aber liebe Redaktion! In Ihrem Kommentar auf den Kommentar #8 insinuieren Sie, dass das WERK eines Künstlers (und genauso wie Sie meine ich damit natürlich auch alle weiblichen Künstler!) von diesem als Menschen zu trennen sei. Das mag für manche gelten. Aber grundsätzlich würde ich bei jedem ernstzunehmenden Künstler, der oder die seine/ihre Kunst nicht nur als Hobby betreibt, unterstellen, dass das Werk vom Menschen nicht wirklich zu trennen ist. Künstler sammeln Inspirationen. Aber die Art, wie sie diese Inspirationen in Kunst umsetzen und zu einer Form für eine Idee, Aussage, Erzählung usf finden, das ist etwas hochgradig Persönliches, Subjektives und letztlich immer der Ausdruck der ureigenen Sicht auf die Welt (besonders in einer so abstrakten Kunstform wie dem Tanz). Bei allem Verständnis für Ihre Parteinahme für Ihre Kollegin Hüster: Sie machen es sich zu einfach und legitimieren eine andere, ebenfalls verletzende Form der Gewalt, wenn Sie so tun, als gäbe es eine klare Trennschärfe von Werk und künstlerisch schaffendem Mensch. Die Illusion, dass es diese Trennschärfe gäbe, lässt Künstler aushalten, hart kritisiert zu werden. Man kann es auch Professionalität nennen. Diese kostet Kraft und die muss man halt aufbringen, sonst geht man am äußeren Urteil zugrunde. Aber je mehr durchscheint, dass es eben doch gegen die schaffende Person geht, je persönlicher die Kritik wird, desto schwerer lässt sich diese professionelle Illusion aufrechterhalten. Und ohne diese Illusion tut es eben sehr weh. Dieser unphysischen Form der Gewalt, oder sagen wir, der Verletzung, sollte sich jede/r Kritiker/in bewusst sein, wenn sie/er in Versuchung gerät, allzu persönlich zu werden.
Und zur zitierten Faktenlage: Vielleicht haben Sie ja auf zynische Weise Recht und Frau Hüster hat es sich mit zwei positiven Besprechungen quasi erarbeitet und verdient, dafür ein paar Mal so richtig unter die Gürtellinie zu hauen. Vermutlich ist das eine höhere Form von Gerechtigkeit, die Ihnen da vorschwebt. Für mich: zu hoch.
Goecke entschuldigt sich: Fassungslos über Verteidigungen
ich bin einigermaßen fassunglos über die vielen Verteidigungen von Herrn Goecke hier.

@9: "Frau Hüster hat es sich (...) verdient, dafür ein paar Mal so richtig unter die Gürtellinie zu hauen."

Meinen sie das ernst?? Ich habe die Kritiken von Frau Hüster gelesen, da ist nichts unter der Gürtellinie.
Goecke entschuldigt sich: Verletzungen ohne Gewalttat
@10: Doch, in meinen Augen geht es da schon ganz schön lustvoll unter die Gürtellinie, wenn sie z.B. über Marco Goeckes nichtssagende Nullitätentänze schreibt, die kein Mensch braucht. Das ist keine differenzierte Kritik, sondern eine überflüssig angriffige Pointe, die persönlich gegen den Künstler zielt: Sicher gut für die stilistische Marke der Kritikerin, aber auf Kosten des Künstlers.
Im übrigen liegt es mir fern, Herrn Goecke zu verteidigen und das habe ich auch nicht. Nein, ich finde es falsch und auch ich verurteile seine Handlung. Aber darum ging es hier nicht. Ich habe versucht zu beschreiben, warum ich die, von der Redaktion insinuierte Trennung von Künstler und Werk als eine schwierige und ilusorische ansehe. Und dass es Verletzungen gibt, zu denen es keiner körperlicher Gewalttat bedarf. Herrn Goeckes Tat war außer Frage verwerflich. Das sollte aber kein Vorwand sein, in dieser Gemengelage nicht den Versuch zu wagen, ein differenziertes Bild zu zeichnen. Bei aller berechtigter Fassungslosigkeit.
Kommentar schreiben