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Ungarische Künstler und Kritiker konstatieren eigene Schwäche

Lobbyverbände aufbauen

Budapest, April 2013. In einer Antwort auf den Aufruf Stiftet Aufruhr beklagen verschiedene ungarische Künstlerverbände und Kritiker-Zusammenschlüsse im Mai-Heft von Theater der Zeit die Schwäche der ungarischen Zivilgesellschaft. In einem Aufsatz mit dem Titel "Our Tools" konstatieren sie den zunehmenden Ausschluss von zivilen und regierungskritischen Organisationen aus den Entscheidungsprozessen im Bereich der Kunst.

Allenfalls "als Minderheit" seien "diese Gruppierungen in den entsprechenden Gremien, Ausschüssen, Kommissionen des Kulturministeriums, des ungarischen Kulturfonds und der Kommunen" vertreten. So gehörten etwa vier von den fünf Mitgliedern des "im Auftrag des Kulturministers fungierenden Theaterkuratoriums" dem selben konservativen Verband an und nur einer der "anderen", sogenannten liberalen Vereinigung.

Entsprechend basierten auch die im Kultursektor verabschiedeten Gesetze nur auf einer formalen bzw. nichtexistenten Zusammenarbeit mit zivilen Organisationen. Das kürzlich modifizierte Theaterrecht sei "ohne jegliche Verständigung mit den betroffenen Berufsgruppen innerhalb von drei Monaten durchgepeitscht" worden.

Auch in den Medien seien die Organisationen der Zivilgesellschaft zunehmend seltener vertreten. Zu den "öffentlichen Medien haben viele als liberal oder links geltende Verbände" keinen Zugang. Laut "einer aktuellen Studie" seien bis die Regierungsparteien in den Abendnachrichten aller TV-Sender überrepräsentiert; "in achtzig Prozent aller Fälle werden Berichte nur in Verbindung mit einem Kommentar eines Regierungsvertreters ausgestrahlt".

Die zivilen Organisationen bemühten sich dennoch weiter um "den Dialog mit Entscheidungsträgern und Politikern", auch wenn sie "kein größeres Publikum erreichen" könnten. In den vergangenen zwanzig Jahren sei es nicht gelungen, starke "Lobbyverbände
im Sektor der Kunst" aufzubauen. Trotzdem gebe es dazu in einer Demokratie keine Alternative.

Unterzeichnet wurde der Aufsatz von Association of Independent Performing Artists; Belletrist Association; Human Platform – with 29 member organizations; Hungarian Theater Critics' Association; International Association of Art Critics Section Hungary; József Attila Circle Literary Association of Young Writers; tranzit.hu – a network of autonomous initiatives in contemporary art in at/cz/hu/ro/sk.

(jnm)

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