Lysistrata - In Osnabrück liest Marie Bues eine Aristophanes-Paraphrase von Rebekka Kricheldorf als Lehrstück über Krieg in postfeministischen Zeiten
Verkehrsberuhigte Zone
von Tim Schomacker
Osnabrück, 8. Februar 2013. Verdeckt man Brustwarzen kreuzweise mit Klebeband, liegen Burleske und Protest nah beieinander. Tierrechte, Prostitutionskritik, Krebsvorsorge: Vermehrt taucht der nackte weibliche Körper auch in Protest- oder Kampagnenzusammenhängen auf. Einserseits hat er es als Kritikträger schwer in der durchsexualisierten, kapitalistischen Landschaft, kann sich jedoch andererseits – wie jüngst die so genannten Slut Walks oder ganz aktuell die Berlinale-Berichterstattung zeigen – der Aufmerksamkeit stets sicher sein. Selbst während des konzertiert verweigerten Beischlafs kenianischer Frauen im Bürgerkrieg im Jahr 2009 mochte der Boulevard von "Bild" bis "Spiegel" nicht verzichten auf die auflagemachende Alliteration: "Sex-Streik". Auch bei Rebekka Kricheldorf, die Aristophanes' Lysistrata-Stoff nun beherzt in die Gegenwart zerrt, hat die Macht im Staat nicht nur wer das Bett, sondern auch wer mit Signalreizen die Medienmaschine in Gang zu setzten versteht.
Ich wünsch mir eins – Azar Mortazavis neues Stück in Osnabrück von Annette Pullen uraufgeführt
Die Frage, was Heimat ist
von Kai Bremer
Osnabrück, 7. Dezember 2012. Azar Mortazavi gewann mit ihrem Erstling Todesnachricht immerhin den Else-Lasker-Schüler-Stückepreis. Auch dessen Uraufführung in Kaiserslautern vermochte insgesamt zu überzeugen. Gestern nun kam ihr zweites Drama "Ich wünsch mir eins" in Osnabrück zur Premiere, seit Jahren ein für seine Lust auf Uraufführungen bekanntes Haus. Erst eine Woche zuvor hatte Pelliers Wir waren hier seine deutsche Erstaufführung. Für den Abend gestern war Annette Pullen verantwortlich, die seit der letzten Spielzeit leitende Schauspielregisseurin ist, und das Theater gerade im Hinblick auf die Qualität der Aufführungen einen deutlichen Schritt voran gebracht hat.
Der Koch, der Maler und der Barbier des Präsidenten (UA) - Anne Lenks Osnabrücker Setzkasten für den Roman von Ceridwen Dovey
Kammer statt Spiel
von Kai Bremer
Osnabrück, 25. November 2011. Aus den Lautsprechern scheppern, nicht besonders laut, Schlachtlärm und Trommelwirbel. Ein Knall – und ein riesiges schwarzes Tuch wird zur Seite gerissen. Es gibt den Blick frei auf einen Quader, in dem drei Kammern oben, drei unten mit stählernen Wänden und Böden symmetrisch übereinander angeordnet sind. Die Kammern sind just so hoch, dass die größeren der drei Männer oben und der drei Frauen unten sich leicht in diesem metallenen Setzkasten beugen müssen, wenn sie stehen wollen. Selbst beim Schlussapplaus wird Regisseurin Anne Lenk ihren Schauspielern nicht gestatten aus dem Quader herauszutreten.
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