Das Riff der Geschichte - Kunstfest Weimar
Endlosschleife der Selbstversicherung
von Harald Raab
Weimar, 30. August 2019. "Wir sind ja hier im Theater", gibt der Politkünstler Philipp Ruch beim "Gedenkabend" des Zentrums für politische Schönheit, "Das Riff der Geschichte", zum Besten. Ein Versprecher? Eingeladen ist er zum Kunstfest Weimar. Um zu erklären, wie die Zukunft der Erinnerung an den Holocaust aussehen könnte. Aber zum einen war man nicht im Theater, sondern im Gebäude der ehemaligen Notenbank, zum anderen: wenn diese Diskussionsveranstaltung Theater war, dann war es ein herzlich schlecht inszeniertes Stück. Passiert ja öfter, also kein Drama. Ärgerlich nur, dass es um ein sehr ernstes, für das gesellschaftliche Miteinander wichtiges Thema geht: Um Erinnerungskultur in Zeiten, in denen man schon wieder unwidersprochen sagen kann, doch endlich Schluss zu machen mit der ewigen Vergangenheitsbewältigung, in denen Hetze gegen Menschen anderer Herkunft und übelster Rassismus in aller Öffentlichkeit und ganz besonders im weltweiten Netz Konjunktur haben.
Wilhelm Tell und Trutz - In Weimar gelingt Jan Neumann der Balanceakt zwischen Klassikertreue und -erneuerung, Enrico Stolzenburg aber verfehlt Christoph Hein
Make Schwyz Great Again
von Kornelius Friz
Weimar, 1. Februar 2019. Wer in Weimar "Wilhelm Tell" inszeniert, droht zweifach zu scheitern. Zunächst darf man dem Herrn Schiller nicht zu untreu werden, was Jan Neumann seinem Tell vorsichtshalber sogleich voranstellt, indem er zwei Karikaturschweizern die Meta-Ebene sowie Äpfel aus Esspapier und Pappe umlegt. Und zugleich sollte man sich hüten, nicht nur in Weimar, den vollbesetzten Saal mit Schillers Versen in den Schlaf zu leiern, wie es den meisten im Publikum als Pennäler womöglich schon einmal passiert ist. Siehe da, Neumann wagt den Balanceakt und gewinnt.
November 1918 - André Bücker wuchtet Alfred Döblins monumentales Revolutionsepos auf die Bühne des Nationaltheaters Weimar
Aus einem bürgerkriegszerrissenen Land
von Tobias Prüwer
Weimar, 3. November 2018. Mensch und Masse: Auf diese Formel könnte man das monumentale Erzählwerk "November 1918" herunterbrechen. Am Deutschen Nationaltheater Weimar unternimmt nun André Bücker nichts Geringeres, als Alfred Döblins vierbändiges, in der Emigration entstandenes Revolutionsepos auf die Bühne zu bringen. Die Frage nach dem Verhältnis von Individuum und Masse, des Menschen in der Revolte, kleidet Bücker in ein Spektakel mit Chor und Orchester.
Hört, hört! Die Bauhaus-Protokolle. Der große Streit von Weimar - Suse Wächter gibt beim Kunstfest Weimar eine Kunst-Geschichtsstunde mit Puppenpolitikern und Sigmund Freud
Blockföten im Pappparlament
von Tobias Prüwer
Weimar, 28. August 2018. Alkoholausschank im Varieté hat einen verdammt guten Grund. Dadurch wird das Publikum gelassen-ausgelassen. Man will schließlich bespaßen und animieren, da ist Alkohol ein guter Katalysator. Auch um die Grenze des Erträglichen zu erhöhen. Im E-Werk Weimar verzichtet Regisseurin Suse Wächter auf dieses Mittel. Und gestaltet ihre Uraufführung von "Hört, hört!" im Rahmen des Kunstfestes Weimar rund um die Bauhaus-Landtagsdebatte von anno dazumal als nüchterne und ernüchternde Mitmach-Revue.
Regie: Robert Schuster
Regie: Rimini Protokoll
Regie: Alexander Fahima
Regie: Hasko Weber
Regie: Konstanze Lauterbach
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