In Halle bei Dirk Lauckes umstrittenem "Ultras"-Projekt am Thalia Theater
Zwischen den Fronten
von Esther Slevogt
Halle, 9. Oktober 2009. Die inkriminierte Szene kommt erst ziemlich am Schluss und insgesamt auch ein wenig beiläufig, ja, fast hüstelnd daher. Hoch oben auf seinem Balkon, von wo aus er im Hawaii-Shirt den Abend als notorisch Bier trinkender Sportmoderator und freundlicher Provokateur begleitet hat, spricht Billy Steinhauer (gespielt von Steven Michl) die neun radikalen Fans des Hallenser Fußballclubs "HFC" auf einen Vorfall während eines Oberliga-Spiels zwischen dem Halleschen FC und der Mannschaft Carl Zeiss Jena Ende März 2008 an. Damals waren in der Halleschen Fankurve aus dem Ultras-Block massiv die Schmährufe "Juden Jena!" ertönt. Dies hatte unter anderem dazu geführt, dass der Norddeutsche Fußballverband (einer der fünf Regionalverbände des DFB) dem HFC (und nicht etwa der Fan-Organisation) mit Sanktionen gedroht hatte.
Redaktionsblog - Hamburger Theaterliebe
Der Artgenosse als Rätsel II
Hamburg, 17. September 2009. In meinem Hamburger Hotel saß heute ein Mann am Frühstückstisch, der gestern auch die Peer Gynt-Premiere besucht hatte. Er sah das Programmheft neben dem Teller liegen, und wir sprachen ein bisschen über Jens Harzer, die Pappkartons und die Menge der Zigaretten, die Karin Neuhäuser geraucht hat. Wahrscheinlich waren es zwanzig.
Redaktionsblog - Marius von Mayenburgs Nibelungen andersrum gelesen
... und zum Blutbad sich ergieße ...
Berlin, 15. September 2009. Man könnte die Kritik von Marius von Mayenburgs Nibelungen statt mit dem Anfangsbild auch mit dem Schlussbild beginnen. Wieder wäre man bei der großen Treppe, auf der die Akteure – wie die wild gewordenen Besenstiele in Goethes Gedicht Der Zauberlehrling – Eimer um Eimer Blut die Stufen hinunter gießen. Ferngesteuerte Knechte einer außer Kontrolle geratenen Gewaltspirale, die sie selbst in Gang gesetzt haben: weil sie einmal so cool sein wollten, wie die Helden ihrer Fiktionen. Seien es nun Filmhelden oder Counterstrike-Avatare. Die, um diesem Bild entsprechen zu können, erst mit Täuschung und dann, um die Täuschung aufrecht zu erhalten, mit Gewalt operieren und am Ende eine Kränkung die nächste zur Folge hat.
David Bösch - Ein Porträt des Künstlers vor seinem Debüt in Berlin
Ein Regisseur der Emotionen
von Christian Rakow
Berlin, September 2009. Ausgerechnet in der Kastanienallee hat das Deutsche Theater (DT) David Bösch eine Gästewohnung besorgt. Dabei stresst ihn dort das "Gechecke", dieses Beharren auf der eigenen Kreativität und dem besonderen "Lebensgefühl". "Berlin ist in vielen Ecken ein Jugendlager. Da gehst du an einem Dienstagabend um halb elf nach Hause, um dich rum werden die Cafés immer voller, und du denkst dir: Hey, was ist denn hier los? Es ist Dienstag! Also ich will jetzt noch meine Freundin in Bochum anrufen, und morgen früh muss ich arbeiten."
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