Image-Verlust-Ängste in Oldenburg

31. März 2014. "Immobilien GmbH verhindert Theaterprojekt über Kloster Blankenburg vor Ort" meldet das Oldenburgische Staatstheater heute vormittag an die Presse und liefert die Kontaktadresse zu besagtem Immobilienunternehmen gleich mit. Beim ersten Überfliegen der Pressemitteilung erscheint dieser Satz hier kurios: "Möglicherweise befürchtet der Immobilienkonzern einen Imageverlust des Geländes durch das Theaterprojekt und verhindert aus diesem Grund dessen Realisierung."

Funktioniert es nicht genau andersherum? Die Kunst entdeckt Gebäude und ganze Gegenden und macht sie so trendy, dass das Geld nachkommt: Gentrifizierung für Anfänger. Das müsste ein Immobilienunternehmen doch verinnerlicht haben.

Oder geht es hier um etwas anderes? Es geht zunächst einmal um die Inszenierung "Blankenburg", eine Koproduktion des Oldenburgischen Staatstheaters und der Werkgruppe2 aus Göttingen, gefördert unter anderem im Rahmen des Fonds Darstellende Künste der Bundeskulturstiftung – in der Reihe "Un-Orte" (!).

Die Inszenierung will laut Theaterpressemitteilung das Gelände des Klosters Blankenburg "in seiner historischen, gesellschaftspolitischen und räumlichen Dimension" für Zuschauer ausleuchten. Im Zentrum sollten, neben der historischen Recherche, "vor allem Berichte und Eindrücke von Menschen stehen, die in Blankenburg gelebt oder gearbeitet haben".

Blankenburg 560 BinimGarten.Wikipedia uExklusionsort mit Tradition: Das Kloster Blankenburg © Bin im Garten / Wikipedia

Das Dominikanerkloster Blankenburg stammt aus dem 13. Jahrhundert und hat über die Jahrhunderte als Unterkunft für Pestkranke, als Armen- und Waisen, als "Siechen- und Irrenhaus" und als SA-Arbeitslager, zuletzt (bis Sommer 2011) als Asylbewerber-Heim gedient. Heute steht das Gelände mit allen Gebäuden leer, die Zukunft sei ungeklärt, so die Theaterpressemitteilung.

Doch eins steht nun also fest: Theater wird auf dem Gelände nicht gespielt. "Eine ursprüngliche Zusage für die vorübergehende Nutzung des Geländes wurde nach einem Wechsel im Vorstand der TAG wieder zurückgenommen", schreibt das Oldenburgische Staatstheater, vielfältige Versuche der Theater und von dritter Seite, die TAG umzustimmen, seien ohne Erfolg geblieben.

Als Begründung für die Absage hätte die TAG "Sicherheitsbedenken und Kostengründe" genannt. "Beide Aspekte sind für das Staatstheater und die werkgruppe2 nicht nachvollziehbar." Da von einem still liegenden Gelände keine Mieteinnahmen zu erwarten seien, lasse sich über die Motivation der TAG "nur spekulieren" – und hier kommt der Satz wieder, nun in anderem Licht: "Möglicherweise befürchtet der Immobilienkonzern einen Imageverlust des Geländes durch das Theaterprojekt und verhindert aus diesem Grund dessen Realisierung." Hintergrund: Die TAG habe das Gelände bereits an einen unbekannten Käufer veräußert, nach eigenen Angaben aber noch nicht alle Bedingungen des Kaufvertrages erfüllt.

Die für den 19. Juni 2014 geplante Premiere der Theaterinszenierung soll nun im Probengebäude des Oldenburgischens Staatstheaters zur Aufführung kommen. Der Fonds Darstellende Künste fördert das Projekt, obwohl es nun nicht am "Un-Ort" selbst, sondern im Theater über die Bühne geht, bestätigt die Pressestelle des Oldenburgischen Staatstheaters auf Nachfrage von nachtkritik.de. Damit steht es im Öffentlichkeitsarbeits-Wettbewerb, in dem es ja durchaus auch ums "Image" geht, 1:0 fürs Theater.

(sd)

 

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