Geschliffen humorvoll im Trüben fischen

Berlin, 20. Mai 2011. Der diesjährige Dramatikerpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e. V. geht an Oliver Kluck. Er beschreibe "humorvoll, jedoch in absolut geschliffener Sprache das trübe Alltagsdasein mit all seinen Hoffnungen und Enttäuschungen" und halte "dem Betrachter genau jenen Spiegel vor, der den eigenen Selbstbetrug besonders schonungslos offenbart". Verliehen wird der mit 10.000 Euro dotierte und jährlich an einen jungen Dramatiker vergebene Preis im Rahmen der 60. Jahrestagung des Kulturkreises am 8. Oktober 2011 in Essen.

Kluck sei von der Jury "mit großer Mehrheit" aus 22 Nominierten ausgewählt worden, heißt es in der Pressemitteilung. Neben der Jury-Vorsitzenden Nina Hugendubel (Vorsitzende des Gremiums Literatur im Kulturkreis der deutschen Wirtschaft) gehörten dem Gremium Ulrich Khuon (Deutsches Theater Berlin), Oliver Reese (Schauspiel Frankfurt), Burkhard Kosminski (Nationaltheater Mannheim), Joachim Lux (Thalia Theater Hamburg), Angelika Rausch (dapd), Hasko Weber (Schauspiel Stuttgart) und Antonia Ruder (Kulturkreis der deutschen Wirtschaft) an.

Der 1980 auf Rügen geborene Oliver Kluck erhielt 2009 für sein Stück "Das Prinzip Meese" den Förderpreis des Stückemarkts beim Berliner Theatertreffen. Mit "Warteraum Zukunft" gewann Kluck 2010 den Kleist-Förderpreis und wurde zu den Mülheimer Theatertagen 2011 eingeladen. Neben dem Preisgeld beinhaltet die Auszeichnung auch die Möglichkeit einer Uraufführung an einem namhaften Theater, diesmal dem Schauspiel Frankfurt.

Die Preisträger der letzten Jahre sind Philipp Löhle (2007), Ewald Palmetshofer (2008), Juliane Kann (2009) und Dirk Laucke (2010).

(www.kulturkreis.eu / ape)

Kommentare  
BDI-Dramatikerpreis für Kluck: Spiegel
„Oliver Kluck beschreibt humorvoll, jedoch in absolut geschliffener Sprache das trübe Alltagsdasein mit all seinen Hoffnungen und Enttäuschungen. Er hält dem Betrachter genau jenen Spiegel vor, der den eigenen Selbstbetrug besonders schonungslos offenbart.“

Der "eigene" Selbstbetrug des BDI-Betrachters besteht darin, für "das trübe Alltagsdasein mit all seinen Hoffnungen und Enttäuschungen" (welches er nicht teilt) nicht verantwortlich zu sein. Würde er, wäre es anders, dem Spiegelvorhalter einen Preis zuerkennen?
BDI-Dramatikerpreis für Kluck: das Ich aus der Subjektive heraus
Noch besser als dieser Schwurbel ist der Ankündigungstext des Schauspiel Franfurts zur oben erwähnten Option. Darin ist folgendes zu lesen: "(Oliver Kluck) schickt sein Ich aus der Subjektive heraus auf die Suche nach einem Erbe und findet dabei nur allgemeine Hilflosigkeit und unfassbare Austauschbarkeit.".
BDI-Dramatikerpreis für Kluck: austauschbar und hilflos
Das sollte sicher allgemeine Austauschbarkeit und unfassbare Hilflosigkeit heißen. Das ist noch besser als der eigene Selbstbetrug. oder:
Ick sitze da und esse Klops. Uff eenmal kloppt's. Ick sitze, staune wundre mir, uff eenmal jeht se uff de Tür. Ick stehe uff und kieke, und wer steht draußen? Icke.
Und fertig ist der Wirtschaftspreis.
BDI-Dramatikerpreis für Kluck: gehts noch?
hä? muss sich eine organisation - der BDI - hier grade ankacken lassen, dafür dass er einem autor 10'000 Euro (nicht zu versteuern) schenkt? gehts noch?
BDI-Dramatikerpreis an Kluck: weitere Wahrheiten
wenn wir gerade dabei sind aktuelle themen zu diskutieren: dass der lawinky dem stadelmaier den block wegnimmt muss künstlerisch drin sein, der tod heiner müllers ist eine frechheit, und gründgens sollte bei seiner vergangenheit vielleicht nicht so ein renommiertes haus wie das deutsche schauspielhaus hamburg führen.
BDI-Dramatikerpreis an Kluck: mehr recht als billig
@ 4
Nein, muss der BDI natürlich nicht. Außerdem, was heißt hier geschenkt? Ist doch mehr recht als billig, dass von dem Geld, das die Wirtschaft so schön für uns vermehrt, mal wieder was zurückfließt. Übrigens finde ich die Stücke der bisherigen Preisträger durch die "Bank" sehr gut. Aber die in Post 1 und 2 angemerkten Phrasen sind nun mal einfach geschliffene Schwurbelei. Humorvoll (für uns) aus dem Trüben gefischt.
BDI-Dramatikerpreis an Kluck: Procedere?
Wie ist eigentlich die Preisvergabeprozedur des bdi?
Weiß das jemand?

Gibt es eine offene Ausschreibung? Mit/ohne Thematik?
Wer darf die Nominierten vorschlagen?
Nur die (von wem?) berufene Jury?

Und wer sind die 22 Nominierten?
Ist das öffentlich?
Ist das geheim?
BDI-Dramatikerpreis an Kluck: geklaut?
@ Stefan: Sie haben bei Blumfeld geklaut? "Verstärker"-lyrics. Oder auch: Jeder geschlossene (Wirtschafts-)Raum ist ein Sarg.
BDI-Dramatikerpreis an Kluck: geklaut, ja, aber nicht ich
Nein Inga, Blumfeld hat geklaut. Aber nicht bei mir, sondern im altberliner Sprachschatz. Beste Kampfesgrüße zum 1.Mai,
Ihr Stefan
BDI-Dramatikerpreis an Kluck: schön und wahr
@5 "der tod heiner müllers ist eine frechheit" ist einer der schönsten Sätze, die ich in letzter Zeit gehört habe. Und so wahr.
BDI-Dramatikerpreis: abhängig von der Sichtweise
@olga: der dramatikerpreis wird zusammen mit anderen preisen bei der jahrestagung des kulturkreises vergeben. "wie" diese preisvergabe empfunden wird, hängt von der sichtweise des betrachters ab- kluck jedenfalls schreibt dazu folgendes auf seiner Homepage:

"Ein Herr von der Deutschen Bank übergibt das Preisgeld, bar in einem Umschlag, wie es in den besseren Kreisen üblich ist. Von der Frau Hugendubel, von der ich annehme, dass sie mehrere Sprachen fließend beherrscht, Cello spielt und Klavier, bekomme ich einen Strauß Blumen"

der preis ist im übrigen nicht offen ausgeschrieben, eine eigenbewerbung ist nicht vorgesehen. theaterschaffende werden gezielt angeschrieben, sie schlagen autoren vor. eine kommission, khuon, lux, kosminski, reese, ernennt schließlich den preisträger
BDI-Dramatikerpreis: wie Jungfrau zum Kinde?
@ 11
Also kommt man zu dem Preis sozusagen wie die sprichwörtliche Jungfrau zu dem Kind. Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf.
BDI-Dramatikerpreis: endloser Autorennachschub
gelder aus autorenpreisen können als eine art drittmittel angesehen werden. bekommt ein autor keine preise mehr, kann er ohne weiteres durch neue preisträger ersetzt werden, die ohne unterlass an den schreibschulen ausgebildet- und durch diverse stückemärkte den häusern zur verfügung gestellt werden.
BDI-Dramatikerpreis: um Autoren vom Schreiben abzuhalten
Die Preise dienen vor allem dazu, die Preisträger vom Schreiben abzuhalten. Glaubt man den Kritiken, was ich ausdrücklich tue, dann hat sich der Dramatiker Kluck in den letzten Jahren kein bisschen entwickelt. Immer noch schreibt er Stücke, die von seinem Leben als Dramatiker handeln. Es gibt überhaupt keine Figuren und auch keine Handlung. Man sollte also dem BDI und all den anderen großzügigen Organisationen danken, dass sie Leute wie Kluck mithilfe von so genannten Uraufführungsgarantien an nebensächliche Häuser verbannen, wo sie keinen weiteren Schaden anrichten können
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