Presseschau vom 2. November 2017 – Anlässlich des Starts des Film „Mathilde“ berichten die Medien nochmal über die Anfeindungen gehen Lars Eidinger und den Regisseur Alexej Utschitel
Heilige haben keine Affären
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2. November 2017. Mit seinem Film Mathilde ist der russische Regisseur Alexej Utschitel zum Ziel nationalistischer Hetze geworden. Und mit ihm auch der Schauspieler Lars Eidinger den Anfeindungen ausgesetzt. Die Süddeutsche Zeitung und andere Medien fassen in ihren Kritiken zum Film Start die Causa nochmal zusammen.
Zu sehen sei ein etwas unschlüssiger Kostümfilm über die Liebschaft des jungen Nikolaus Romanow zu einer Ballerina mit einem herausragenden Lars Eidinger in der Hauptrolle als Thronfolger, der später Russlands letzter Zar werden sollte, so die Filmkritik in der Süddeutschen Zeitung (30.10.2017). Und es heißt auch, dass sich hiesigen Zuschauern die Aufregung in Russland nicht ohne Weiteres erschließen dürfte.
"Utschitel zeichnet den künftigen Zaren als einen Mann im Zwiespalt zwischen Pflicht und Leidenschaft. Am Ende folgt der Zarewitsch dem Ruf des Vaterlandes." Viel staatstragender gehe es kaum. Trotzdem brach über Utschitel eine Welle national-patriotischen Hasses herein. An der Spitze Natalja Poklonskaja, die vor einem Jahr als Abgeordnete für die Kreml-Partei "Einiges Russland" ihre Rolle als Vorkämpferin für Tugend, Gott und den Zaren gefunden habe. "Mathilde" sei für sie Frevel, Lars Eidinger beschimpfte sie als schwulen Pornodarsteller und Satanisten."
Eidinger, der wegen der Anfeindungen nicht zur Premiere nach Russland gefahren war, spricht über die Arbeit im Interview mit dem NDR (30.10.2017). Sagt dort unter anderem, dass "sich die Situation in Russland unmittelbar nach der Entscheidung, den Film machen zu wollen, verändert hat. Ich weiß nicht, ob ich den Film gemacht hätte, wenn ich gewusst hätte, wie sich das Land entwickelt."
In einem Porträt in den Stuttgarter Nachrichten (2.11.2017) anlässlich des Filmstarts betont Eidinger, dass der auf ihn gemünzte Hass beunruhigend sei, auch weil die Bilder, die dafür bemüht werden, alle aus anderen Zusammenhängen stammmen: "Bisher war mir so etwas in der Form nicht begegnet. Mit mir als Person hat das aber nichts zu tun." Poklonskaja hatte sich in ihren homophoben Vorwürfen gegen Eidinger auf seine Rolle in Molières "Menschenfeind" gestützt, in der er sich in eine Wurst in den Allerwertesten gesteckt hatte. Auf dem Youtube-Kanal "Disslike" spricht ironisch darüber, aber für Poklonskaja sei das schon Beweis, dass er kein Kandidat für die Rolle des Zaren in einem Spielfilm sei.
(sik)
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