Stream & Diskurs Junges Theater
Play Time
April 2022. Die Reihe "Play Time – Stream & Diskurs Junges Theater" von nachtkritik.de und der Kulturstiftung des Bundes schafft mehr Sichtbarkeit und eine Bühne für exemplarische Ästhetiken und Inhalte der darstellenden Künste für junges Publikum.
Von Simone Kaempf, Anne Peter und Elena Philipp

April 2022. Theater für junges Publikum, aus der freien Szene und von den Stadt- und Staatstheatern, ist ein fester, doch oftmals noch nicht ausreichend sichtbarer und in seiner Bedeutung gewürdigter Bestandteil der deutschen Theaterlandschaft. Dabei werden gerade in der jungen Sparte innovative Formate entwickelt, die neue Ästhetiken erproben und dem Publikum ko-kreative Teilhabe ermöglichen.
"Play Time – Stream & Diskurs Junges Theater" will den besonderen Qualitäten des Kinder- und Jugendtheaters mehr Bühne bieten und die bestehende Diskurslücke um die darstellenden Künste für junges Publikum schließen. Für die Jahre 2022/23 angelegt, stellt die Kooperation von nachtkritik.de und Kulturstiftung des Bundes die große Bandbreite der Themen und Formen der darstellenden Künste aller Sparten in mehreren Themenblöcken vor. Auf nachtkritik.plus werden dazu jeweils exemplarische Arbeiten gezeigt, begleitet von Diskussionen mit Expert*innen, die dauerhaft in der Mediathek abrufbar bleiben.
Play Time I:
Digital & interaktiv – Onlineformate im Theater für junges Publikum
April bis Juni 2022
Gestartet ist die Reihe im April 2022 mit dem Schwerpunkt "Digital & interaktiv – Onlineformate im Theater für Junges Publikum. Interaktive Formate und Game-Mechanismen sind im Jungen Theater lange erprobt. Mit den Lockdowns wanderten etliche Formate ins Digitale, um den Kontakt zum Publikum aufrecht zu erhalten. Welche neuen Entwicklungen sind zu verzeichnen?
"Play Time" zeigt fünf exemplarische Experimente im Stream – Zoom-Performances, Online-Abstimmungen, von Escape-Room-Dramaturgien inspirierte Quests: "Spiel dich erwachsen" von pulk fiktion,"ALICE lost&found" von MEINHARDT&KRAUSS, "Escape the Room 2.0" von Mable Preach, Sophia Hussain, Branko Šimić, Tina Keserović und Nikola Duric, "Und morgen streiken die Wale" von Thomas Arzt (Regie: Johanna Zielinski, Theater der Jungen Welt Leipzig) sowie "Under Pressure" von Henrike Iglesias.
Zwei Online-Diskussionen rahmen den Schwerpunkt. Zum Auftakt sprechen Teresa Darian (Programmleitung "Jupiter"), Brigitte Dethier (Intendantin Junges Ensemble Stuttgart), Ulrike Stöck (Intendantin Junges Nationaltheater Mannheim) und Sebastian Nübling (Regisseur) mit Moderatorin Elena Philipp (nachtkritik.de) über den "Status Quo Junges Theater". Zum Abschluss diskutieren Hanna Biedermann (pulk fiktion), Anna Fries (Henrike Iglesias) und Florian Heller (Digitaldramaturg Theater der Jungen Welt Leipzig) zum Thema "Digital & interaktiv. Stand und neue Entwicklungen im Jungen Theater".
Play Time II:
Schwere Stoffe – Was kann man dem jungen Publikum zumuten?
September bis Oktober 2022
Der zweite Themen-Schwerpunkt "Schwere Stoffe" fragt im September und Oktober 2022, was man dem jungen Publikum im Theater zumuten kann. Wie kann man die Schrecken des Krieges auf die Bühne bringen? Wie vermeidet man es, Gewalt im Gezeigten zu verdoppeln, und wie "geländert" man eine Inszenierung, die Fragen aufwirft und Besucher:innen möglicherweise tief erschüttert?
Über die Grenzen des Zumutbaren diskutieren Philipp Harpain (Leiter des Grips Theater Berlin), Ulrike Leßmann (Chefdramaturgin am tjg – theater junge generation Dresden) und Anne Richter (Stellvertretende Intendantin & Dramaturgin der Schauburg München) am Beispiel dreier Inszenierungen.
In den vier ausgewählten Streams geht es um Aspekte wie sexuelle Nötigung und Schönheitswahn, Krieg und Gewalt, in ästhetisch unterschiedlichster Form: "Fräulein Else" nach Arthur Schnitzler (Regie: Daniel Cremer, Nationaltheater Mannheim), "Kohlhaas - Moral High Ground" von Follow the Rabbit nach Heinrich von Kleist, "Kai zieht in den Krieg und kommt mit Opa zurück" von Zoran Drvenkar (Regie: Robert Neumann, Grips Theater Berlin) sowie "Fake it till you make it" von Stephanie van Batum und Florian Schaumberger (Schauburg München).
Einen diskursiven Kontext schafft das begleitende Essay "Wir haben Ängste, sind mit Gewalt konfrontiert" von Elena Philipp auf nachtkritik.de.
Play Time III:
Junges Theater und die Klimakrise
Dezember 2022
Die Klimakrise steht im Fokus des dritten Teils von "Play Time – Stream & Diskurs junges Theater". Wie empowert und engagiert sich das Theater?, fragt Moderator Christian Rakow (nachtkritik.de) in der Online-Diskussion im Dezember 2022 die Klimaaktivistin und Schauspielerin Irma Trommer (Letzte Generation, Perfomerin bei Regisseur Volker Lösch am Theater Bonn), den Dramaturgen Jörn Kalbitz (TDJW Leipzig) und den Dramaturgen, Aktivisten und Autor Christian Tschirner.
Drei Inszenierungs-Mitschnitte für verschiedene Altersgruppen zeigen beispielhaft, wie sich das Junge Theater mit der Klimakrise auseinandersetzt: "Die Verdunklung" (Piccolo Theater Cottbus), von Jugendlichen gemeinsam mit dem Spielleiter Matthias Hein entwickelt, "Die Konferenz der Vögel" (frei nach Farid ud-Din Attar, Künstlerische Leitung: Tina Jücker, Claus Overkamp, Theater Marabu Bonn) und "Holle!" (von Sebastian Schwab, Kai Weßler und Suse Pfister, nach Motiven des Grimmschen Märchens, Junge Oper Stuttgart).
Play Time IV:
Gender und Identitätsfragen im Jungen Theater
Februar bis März 2022
Um Gender und Identitätsfragen im Jungen Theater geht es im vierten Themenblock von "Play Time" von Februar bis März 2023. Wenige Themen beschäftigen die Zielgruppen des Jungen Theaters mehr, und das schon ab dem Kindergartenalter. Welche Pronomen verwendest Du? Bist Du einverstanden mit dem biologischen Geschlecht, das Dir bei Deiner Geburt zugewiesen worden ist? Wer bist Du – und wer möchtest Du sein?
In welch vielfältigen Formen sich die Darstellenden Künste diesem Thema widmen, erweisen drei bemerkenswerte Streams – "Das Leben macht mir keine Angst" (nach einem Gedicht von Maya Angelou, Regie: Liesbeth Coltof, Junges Schauspielhaus Düsseldorf), "Out There" (von Stanislava Jević, Regie: Dominique Enz, Junges Schauspielhaus Hamburg in Kooperation mit der Theaterakademie) und "Space Queers" (von Paul Spittler und dem Jungen DT Berlin) – sowie die Vorab-Präsentation der "Virtual S*Exploration" von Jakob* & Schleiff.
Über Gender und Identitätsfragen im Jungen Theater diskutieren Suna Gürler (Regisseurin und Leiterin der Jugendclubs am Schauspielhaus Zürich), Ulrich Hub (Autor und Regisseur) und Katrin Hylla (Regisseurin und Co-Leiterin der Schwankhalle Bremen) mit Georg Kasch (nachtkritik.de), dessen Essay "Wunderkammern der Selbstwerdung" das Fundament für den Themenschwerpunkt bereitet.
Zwei weitere Themen-Schwerpunkte im Projekt "Play Time – Stream & Diskurs junges Theater" folgen 2023.
Alle, die über das Programm von "Play Time" auf dem Laufenden bleiben wollen, können hier den nachtkritik-"Newsletter Junges Theater" abonnieren.
"Play Time – Stream & Diskurs Junges Theater" ist eine Kooperation von nachtkritik.de und der Kulturstiftung des Bundes im Rahmen des Programms "Jupiter – Darstellende Künste für junges Publikum". Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Kuration und Projektleitung: Simone Kaempf, Elena Philipp. Konzeptionelle Mitarbeit und Administration: Anne Peter. Künstlerisches Betriebsbüro: Melina Eichenlaub. Soziale Medien: Falk Lörcher. Projektverantwortung Kulturstiftung des Bundes: Teresa Darian.
meldungen >
- 08. Dezember 2023 Schauspieler Andy Hallwaxx verstorben
- 06. Dezember 2023 Neue Intendanz für Zürich: Pınar Karabulut und Rafael Sanchez
- 04. Dezember 2023 Regisseur Ivan Stanev gestorben
- 04. Dezember 2023 Hannover: Vasco Boenisch und Bodo Busse werden Intendanten
- 04. Dezember 2023 Gertrud-Eysoldt-Ring 2023 für Jörg Pohl
- 04. Dezember 2023 Kurt-Hübner-Regiepreis 2023 für Wilke Weermann
- 03. Dezember 2023 Einsparungen bei den Bayreuther Festspielen
- 03. Dezember 2023 Walerij Gergijew wird Leiter des Bolschoi-Theaters in Moskau
neueste kommentare >