Redaktionsblog: Streichholzschachteln sortieren
3. Mai 2011. Dienstag, dreizehn Uhr, Theatertreffenpressekonferenz. Wo? Im Haus der Berliner Festspiele, das wegen längerer Totalsanierung immer noch eine Baustelle ist. Was war? Freundliches Unterrichten über die Kunst und ihre diesjährigen Haupt-Exekutoren. Aino Laberenz, Christoph Schlingensiefs junge Witwe, hat viel über den Fortgang des Operndorfs in Afrika (im Oktober soll es seinen Betrieb aufnehmen), Via Intolleranza II und ihre Weiterarbeit an Schlingensiefs hinterlassenen Projekten geredet, tt-Star Herbert Fritsch über seine antiregietheaterliche Art, Theater zu machen, und tt-Chefin Iris Laufenberg über das beste aller möglichen Theatertreffen und sein Programm.
Derweil saß der scheidende Festspielchef Joachim Sartorius stumm als Kulturschrat mit grimmer Miene links außen am Tisch. Ohne Weißwein! In der ersten Reihe wartete die tt-Jury vergeblich darauf, dass jemand etwas von ihr wissen wollte. Die Damen am Pressetisch sortierten die hübschen gelben tt-Streichholzschachteln.
Es waren erstaunlich viele Leute zur Pressekonferenz gekommen, die aber nichts sagen und fragen wollten. Auch nicht, als mitgeteilt wurde, dass 2012 die tt-Förderung durch die Bundeskulturstiftung auslaufen wird. Pressechefin Jagoda Engelbrecht im giftgrünen Jacket hielt erwartungsvoll das Saalmikro hoch, aber die Menge schwieg hartnäckig. Unten rumorten die Bauarbeiter und sorgten wenigstens für etwas Geräusch. Nervöse tt-Hiwis, mit olivgrünen tt-Täschchen behängt, eilten dann stets beflissen nach unten, um bei der Arbeiterklasse im Haus der Hochkultur gesittete und geräuscharme Ausübung der Bauarbeiten anzumahnen.
Aber fertig werden bis Freitag sollen sie schon, wenn das Theatertreffen eröffnet wird. Was zur Zeit allerdings noch ziemlich aussichtslos aussieht.
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auch ich wäre für mehr beißende Satire zu haben, anstatt der Fortsetzung der gediegenen Pressekonferenz-Langeweile. Übrigens unterschätzen Sie mal wieder das Proletariat und die es antreibenden Kräfte. Passend zu den Umbauarbeiten ist dann auch, dass gleich zu Beginn bei der Eröffnungspremiere die gesamte Bühne geflutet wird und ein Stadtarchiv untergeht. Besser kann man den Zustand auf deutschen Bühnen nicht beschreiben.
was ist gegen beschreibung einzuwenden? ich freu mich, dass ich hier ein kleines stimmungsbild kriege. mehr will das doch gar nicht sein. danke.