Nächste Krisenrunde am Theater Altenburg / Gera
Ein Achtel weniger Lohn
Thüringen, 21. Februar 2012. Vor zwei Wochen hieß es noch, die Finanzierung des Theaters Altenburg / Gera sei gesichert, nun zeigen sich bereits die nächsten Probleme. Auf der Webseite der Ostthüringer Zeitung (21.2.2012) schreibt Wolfgang Hirsch über "schwierige Tarifverhandlungen", Schauspieler und Puppenspieler des Theaters Altenburg / Gera wehrten sich mit einem offenen Brief "gegen den befürchteten Totalabbau ihrer Sparten". Manuel Kressin, "einer der Wortführer der Initiative", habe der OTZ gegenüber gesagt, die Spartenschließung sei "als einzige Alternative zu einem neuen Haustarifvertrag angedroht worden".
Der Hintergrund: Das Theater werde trotz einer "leichten Anhebung" seiner Grundfinanzierung ab 2013 "eine Deckungslücke von 2,1 Millionen Euro jährlich kompensieren müssen". Das habe der Aufsichtsratsvorsitzende der Trägergesellschaft, Geras Oberbürgermeister Norbert Vornehm (SPD), bestätigt. Der allerdings bezeichne eine Spartenschließung oder den Abbau von Orchesterstellen als "kompletten Unsinn".
Jedenfalls klar sei, schreibt Hirsch, dass die Theaterträger einen Haustarif "durchpauken" wollten, um alle fünf Sparten zu retten. Hirsch rechnet mit einem " anzustrebenden Abschluss von 12,5 Prozent unterhalb der geltenden Flächentarife" für die 300 Mitarbeiter. Bereits seit 2001 würden die Mitarbeiter per Haustarifen bezahlt.
Wenn sich die Beteiligten nicht auf einen neuen Hausabschluss einigen könnten, müssten "mindestens 40 Stellen gestrichen werden: vermutlich 20 von derzeit 78 im Orchester sowie die Schauspiel- und Puppentheater-Ensembles komplett", schreibt Hirsch.
Lösungsmöglichkeiten: Die Theaterträger erhöhen ihre Zuwendungen. In diesem Fall zöge auch das Kulturministerium entsprechend mit. OB Vornehm habe aber bereits ausgeschlossen, dass die Stadt Gera mehr für das Theater bezahle. Die zweite Idee, die Umland-Landkreise Greiz oder Saale-Holzland als "weitere Träger" an der Theaterfinanzierung zu beteiligen, entspräche aber wohl eher "politischem Wunschdenken", schreibt Hirsch.
Wenn allerdings das Orchester verkleinert, Schauspiel und Puppenspiel abgeschafft würden, gelänge es wohl kaum mehr, auch weiterhin "zwei Städte mit Kunst zu versorgen". Dann würde "zumal das Altenburger Haus, wie die Schauspieler in ihrem offenen Brief befürchten, zur reinen Bespielbühne".
(jnm)
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sollte jemand der ein Sparte leitet, nicht auch Verantwortung dafür übernehmen was er hinterlässt? Sollten wir als Theatermacher uns nicht alle darum kümmern, dass die Kultur erhalten bleibt?
Oder sind Sie wirklich der Auffassung, dass ein Posten, wie der einer Schauspieldirektorin, nur dazu da ist seine eigene Karriere zu befördern? Wenn unsere Kultur so verkommt, macht mich das traurig und nachdenklich über die Gesellschaft in der wir leben...
Ich hoffe für die Städte Gera und Altenburg, dass die Theater mit allen Sparten erhalten bleiben. Und ich wünsche mir, dass die Verantwortlichen endlich begreifen, dass Kultur zwar kostet, aber dafür einen Wert schafft, der nicht mit Geld zu bezahlen ist!
"Der Streit richtet eine gemeinsame Bühne ein, auf der sich der Streit als Streit um die Existenz einer gemeinsamen Welt austrägt. Diese Einrichtung einer gemeinsamen Bühne ist das theatrale Moment jeder Politik im Rancièreschen Sinn. Politik ist somit immer die Emergenz einer Gleichheit, die durch die Unterbrechung einer bereits bestehenden polizeilichen Aufteilung, einer ästhetischen Verteilung des Sinnlichen, die den Grund jeder gesellschaftlichen Ordnung bildet, verfährt und retroaktiv einsichtig macht, dass sich jedes gesellschaftliche Ordnungsgefüge vor dem Hintergrund einer ihm vorgeordneten Gleicheit aller Beliebigen einrichtet. Politik ist somit in ihrem eigensten Verfahren aisthetisch, da sie die Aufteilungen des Sinnlichen verschiebt und neu konfiguriert [...]." (Jacques Rancière, "Ist Kunst widerständig?")
Kunst schafft Werte, die man mit Geld nicht bezahlen kann. Ja, schön. Geh ich mit, auch wenns reichlich unkonkret ist. Aber: es muss ja auch jemand sehen wollen. Und da muss man in G/ABG den Realitäten auch mal ins Auge blicken. Beide Städte schrumpfen seit Jahren vor sich hin, und leisten sich dennoch zwei so große Häuser mit 5(!) Sparten. Ich bin immer dafür mehr Geld in die Kunst zu stecken, aber langsam stimmt dort das Verhältnis nicht mehr. Über die künstlerische Qualität muss man da nochmal an anderer Stelle reden, aber überregional hört man außer von Krisen wenig von TPT. Und der OB hat ja wohl ein klares Statement gegen mehr Geld ausgesprochen. Das was dort passiert ist ein langsamer, unwürdevoller Spartentod, glaube ich. Man entscheidet sich nicht klar für oder gegen das Schauspiel/Puppentheater, man WÜNSCHT sich natürlich, dass alles erhalten bleibt. Aber vielleicht geht das dort nicht mehr. Ist das pessimistisch? Keine Ahnung...
das Theater Altenburg Gera hat aber die höchsten Besucherzahlen in Thüringen, etwa 170000; in der Region gehen etwa 20000 schüler zur Schule. So sachlich ist die Realität!