Medienschau: Diverse Zeitungen – Nachrufe auf Schauspieler Peter Simonischek
Der sensible Riese
30. Mai 2023. Zahlreiche Medien blicken auf den Lebensweg und das Werk des verstorbenen Schauspielers Peter Simonischek zurück.
Burgtheater-Intendant Martin Kušej schreibt in seinem Nachruf auf der Website des Theaters: "Als Schauspieler hat ihn eine besondere Sensibilität und eine Art Schlauheit ausgezeichnet. Dieses eigenwillige Hineinfühlen in die Figuren, die er gestaltet und gespielt hat, erzeugte eine ganz spezielle Aura, sobald er auf der Bühne war. Und diese setzte sich fort, nach unten, nach draußen in den Zuschauerraum und damit in die Herzen und Seelen derer, die seiner Kunst beiwohnten."
"Er hatte immer etwas Weiches, Sensibles, Gefühlsdurchlässiges. Als er 2016 bei den Salzburger Festspielen den Prospero in Shakespeares 'Sturm' spielte, tat er dies allerliebst, changierend zwischen Alm-Öhi und lieber Gott. Das Intellektuell-Dämonische, Zwiespältige, anfangs Rachsüchtige der Rolle bediente Simonischek nicht. Es lag ihm einfach auch nicht so", erinnert sich Christine Dössel von der Süddeutschen Zeitung (30.5.2023).
"Vom österreichischen Autor Ödön von Horváth stammt der berühmte Satz: 'Ich bin ja ganz anders, aber ich komm so selten dazu.' Die Dynamik des Zweifels, die Ahnung davon, dass man vielleicht ein anderer ist, hat Peter Simonischek immer in seine Rollen hineingelegt", schreibt Paul Jandl von der Neuen Zürcher Zeitung (30.5.2023). Man hätte ihn in Fernsehrollen als Förster oder "witwenfreundlich lächelnden Dauerbergdoktor" verheizen können. "Was aber dagegensprach: Simonischek selbst. Er hat sich nicht vereinnahmen lassen von der Oberflächenindustrie. Wo er war, da galten die Standards der Zurückhaltung. Wenn Übertreibung, dann als inverser Ausdruck für Dezenz."
Peter von Becker schreibt im Tagesspiegel (30.5.2023): "Er war ein bodenständiger Träumer. Ein Schwerer, der das Gewichtige leicht machte, ganz anders als all die früheren, traditionellen Heldendarsteller der großen Bühnen zwischen Berlin und Wien." Und weiter: "Ein Kerl wie ein Baum. Diese Floskel passt hier. Der hochgewachsene, mit seiner Silbermähne bis zuletzt blendend aussehende, vital wirkende Theater-, Film- und Fernsehdarsteller besaß freilich die Kunst, das Monumentale auch fragil erscheinen zu lassen und das Stämmige (wie als geschmerzter, scherzender Toni Erdmann) ganz verzweigt, verspielt, verzaubert. Der berühmte Satz seines noch berühmteren Landsmanns Max Reinhardt, dass ein Schauspieler als ewigen Schatz immer die Kindheit in der Hosentasche und im Herzen bewahrt habe, traf auf Peter Simonischek zu."
(Burgtheater / SZ / NZZ / Tagesspiegel / miwo)
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