Medienschau: SZ, FR – Über das Ende der Wiesbadener Intendanz Laufenberg

Unklarheit

Unklarheit

24. Januar 2024. Uwe-Eric Laufenberg ist nicht mehr Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, sein Geschäftsführer aber "wieder da", wie Christiane Lutz in der Süddeutschen Zeitung (23.1.2024) schreibt. Sie, aber auch weitere Medien, beschäftigen sich mit Laufenbergs Bilanz sowie offenen Fragen.

"Hinter dem Staatstheater Wiesbaden jedenfalls liegt eine Zeit der offenen Briefe, der gegenseitigen öffentlichen Beschuldigungen und seltsamen Auftritte", summiert Lutz die Wiesbadener Konflikte: "So schimpfte Intendant Laufenberg etwa während der Pandemie auf dem offiziellen Youtube-Kanal des Staatstheaters auf die Schutzmaßnahmen der Politik, er lud die wegen ihrer angeblichen Nähe zu Russlands Präsident Putin in Kritik geratene russische Sopranistin Anna Netrebko ein, die trotz vieler Proteste auch kam, und plante eine Lesung, bei der E-Mails und Texte von Journalisten vorgetragen werden sollten, mit deren Berichterstattung er nicht einverstanden war." Andererseits hätten vergangenes Jahr mehrere Mitarbeiter des Theaters einen öffentlichen Brief verfasst, in dem sie eine Zusammenarbeit nicht mit Intendant Laufenberg, sondern mit Geschäftsführer Holger von Berg, "nicht mehr für möglich" erachteten.

"Der schwierigste Teil spielte sich hinter den Kulissen ab", resümiert Judith von Sternburg in der Frankfurter Rundschau (24.1.2024) Laufenbergs Amtszeit: "Vor den Kulissen schrieb Laufenberg seinen Kritikern (und Kritikerinnen) böse Briefe (unorthodox, aber sein gutes Recht, selbstverständlich), aber im Hause selbst gab es solche Verwerfungen, dass bald selbst die Garderobendamen davon zu erzählen wussten. Mit dem Orchester geriet der Intendant ins Gehege, als es um Coronavorkehrungen ging, die der Intendant ja einerseits zähneknirschend mittragen musste, die er andererseits zugleich im Internet in seinen Corona-Monologen attackierte. Die Corona-Monologe, ein bizarres Genre, wurde später als private Meinungsäußerungen des Intendanten deklariert. Grotesk."

Auch nach Laufenbergs Rückzug blieben eine Menge Fragen offen, so Diana Unkart (ebenfalls in der Frankfurter Rundschau vom 24.1.2024). "Da wäre zum Beispiel die Frage nach der Zukunft des Geschäftsführenden Direktors. Er ist eine der in die zahlreichen Konflikte im Theater verwobenen Personen. Zuletzt hatte sich ein Streit zwischen ihm und der künstlerischen Leitung über das Budget des Hauses derart zugespitzt, dass der Intendant und Mitarbeitende drohten, den Proben- und Spielbetrieb einzustellen." Das Kunstministerium versichere, hier an einer Lösung zu arbeiten wie an einer Übergangsregelung bis zum Antritt der neuen Intendanz im Sommer. Unklar sei auch, ob Stücke, die der Geschäftsführende Direktor hatte streichen, der Intendant aber hatte aufführen wollen, nun zur Aufführung kommen werden oder nicht.

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