Körper als Special-Effects-Maschine

Körper als Special-Effects-Maschine

11. Mai 2023. "Natürlich geht es um Sex!" betitelt der Tagespiegel das lesenswerte Interview, das Inga Barthels und Moritz Honert mit der Performance-Künstlerin und Choreografin Florentina Holzinger geführt haben. Ihr "Ophelia's Got Talent" läuft am Wochenende im Rahmen des Berliner Theatertreffens.

Auf die Frage "Sie haben mal gesagt: Ich wollte nie, dass es in meiner Arbeit um Sex geht. Geht es aber irgendwie ständig. Lässt sich Tanz überhaupt von Erotik entkoppeln?“ antwortet Holzinger in dem Gespräch (€): "Das hab ich gesagt? Quatsch. Natürlich geht es um Sex! Tanz ist für mich untrennbar mit diesem Thema verbunden, gerade in Bezug auf meine Erfahrungen als weiblich gelesener Körper. Deswegen enden wir ja immer wieder nackt auf der Bühne. Das war eine Erleuchtung, als mir aufging, wie groß dieses Erotikmoment im Tanz ist, mit dem ich aufgewachsen bin.“ Das versuche sie aber bewusst zu unterwandern: "Wenn alle schon nackt sind, wartet keiner darauf, dass sich jemand auszieht."

Sie komme nicht aus dem Schauspiel, sondern vom Tanz. "Körper ist Material, Werkzeug, Special-Effects-Maschine. Mir geht es um die Kontrolle über den eigenen Körper und ja, auch die Körperfunktionen. Man kann das als eine Art von Tanz-Training verstehen."

Ob etwas schocken könnte oder nicht, darüber denke sie nicht nach: "Im Internet pfeifen sich die Leute doch ohnehin alles, aber wirklich alles rein. Da komme ich gar nicht gegen an." Dort könne man aber skippen oder abschalten. "Auf einer Bühne reagieren die Menschen viel sensibler, weil da Körper ganz greifbar sind. Deshalb glaube ich auch nicht an das Aussterben des Theaters. Es muss eine Alternative geben zu den ganzen Screens."

(Tagesspiegel.de / sik)