Presseschau vom 23. August 2012 – Yasmina Reza in der FAS über ihr neues Stück

Voller unerhörter Gedanken

Voller unerhörter Gedanken

23. August 2012. Auf der Online-Seite der FAZ ist heute ein Interview nachzulesen, das die französische Erfolgsdramatikerin Yasmina Reza mit Julia Encke von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (19.8.2012) geführt hat. Im Vorfeld ihres neuen Stückes "Ihre Version des Spiels", in dem es um die Befragung einer Schriftstellerin geht, dreht sich das Interview zunächst um die Interview-Situation selbst.

Sie sei "sehr zurückhaltend, sehr verschwiegen" und möge es nicht, über ihre "Arbeit zu reden", bekennt Reza und gibt dann entsprechend spärliche Auskünfte. Zum Beispiel, dass sie  niemals Figuren, die Prototypen sind", erschaffen wolle, sondern "individuelle, unverwechselbare Charaktere". Oder auch, dass sie sich für die Gespräche von Thomas Bernhard oder Jorge Luis Borges interessiert und eher weniger für politische Äußerungen von Künstlern bzw. "die Meinungen, die Schriftsteller zur Weltlage haben". Reza: "Wir sind keine Soziologen, Essayisten oder Propheten. Unsere Bücher sind voller Widersprüche und unerhörter Gedanken, und um genau die geht es doch in der Literatur und im Leben."

Ein wenig prophetische Gabe beweist die Künstlerin dann aber doch, als sie sich erinnert, wie sie auf ihren Wahlkampftouren mit Nicola Sarkozy dem jungen Senator Barack Obama begegnete und sogleich ahnte: "Der wird mal Präsident der Vereinigten Staaten!" Begründung: "Man sah, dass dieser Mann sich für das höchste Amt vorbereitete, so sehr war er, auch physisch, vom Politischen durchdrungen." Über Angela Merkel hat Reza auf Nachfrage leider nichts Vergleichbares zu berichten.

Die Uraufführung von "Ihre Version des Spiels", die Stephan Kimmig am 2. Oktober 2012 in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin besorgen wird, wollte ursprünglich Luc Bondy realisieren mit Yasmina Reza höchstpersönlich in der Rolle der Schriftstellerin Nathalie Oppenheim. Aber Reza verzichtete.

(chr)

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