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Intendanz-Rücktritt beim Staatsballett Berlin
Kurzes Intermezzo
Berlin, 22. Januar 2020. Sasha Waltz und Johannes Öhman beenden vorzeitig ihre gemeinsame Intendanz am Berliner Staatsballett. Das gibt die Berliner Senatsverwaltung für Kultur in einer Pressemitteilung bekannt.
Das Duo leitet die größte Ballettcompagnie Deutschlands erst seit August 2019. Die Berufung namentlich von Waltz hatte im Jahr 2016 zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem Ensemble des 2004 aus den Ballett-Compagnien der Berliner Opern fusionierten Staatsballetts geführt (hier und hier und hier). Die Personalentscheidung durch den Regierenden Bürgermeister Michael Müller und den damaligen Kultursenator Tim Renner hieß es, zeige "die völlige Unkenntnis beider über die Traditionen und Entwicklungslinien von Tanz und insbesondere Ballett".
Mit dem Berliner Kultursenator Klaus Lederer haben sich Öhmann und Waltz nun auf eine Beendigung des Vertragsverhältnisses zum 31. Dezember 2020 verständigt.
Als Grund für den Rückzug wird ein neuer Job für Johannes Öhman angegeben. Er soll zu Beginn des kommenden Jahres Geschäftsführer und zugleich künstlerischer Leiter des Dansens Hus in Stockholm werden. "Vor diesem Hintergrund wird auch Sasha Waltz ihre Co-Intendanz beenden", heißt es in der Pressemitteilung.
(Berliner Senat / miwo)
Das Ensemble des Staatsballetts fordert Mitsprache
Am 22. Januar 2020 nahm die Vertretung des Ensembles Stellung (hier in voller Länge), in dem Statement heißt es u.a.: "Als Herr Öhman und Frau Waltz vor sechs Monaten ihre Position antraten, stellten sie dem Ensemble ihren Dreijahresplan mit dem Ziel vor, das Staatsballett Berlin an die Spitze des europäischen Tanzes zu führen. Die heutige Ankündigung offenbart nun die Oberflächlichkeit dieser Pläne und unterläuft den Einsatz des Ensembles, sich den fordernden Umstellungen gestellt zu haben. Ebenso ist unser Vertrauen in die Fähigkeit der Landesregierung erschüttert, unsere Institution wohl überlegt in die Hände einer ehrlich engagierten Ballettdirektion zu geben. (...) Wir fordern nachdrücklich, dass Herr Senator Lederer sein Versprechen einhält, uns in die Entscheidungsfindung über die nächste künstlerische Leitung einzubinden. Wir verlangen, dass Vertreterinnen und Vertreter der Tänzerschaft an der Findungskommission als aktive Mitglieder mit Stimmrecht von Anfang an beteiligt werden."
Sasha Waltz fühlt sich von Johannes Öhman überrumpelt
Update vom 27. Januar 2020. Erst zehn Tage vor der öffentlichen Bekanntgabe habe sie von Johannes Öhmans Entscheidung erfahren, ab 1. März 2020 die künstlerische Leitung am Dansens Hus Stockholm zu übernehmen. Das sagte Sasha Waltz bei der heutigen Pressekonferenz zum Rücktritt von Johannes Öhman. Ihm selbst sei die Position vor Weihnachten 2019 angeboten worden, erklärte Öhman. Anders als in der Pressemitteilung des Staatsballetts am 22. Januar 2020 verlautbart, ist das Ausscheiden von Sasha Waltz aus der Intendanz von Deutschlands größtem öffentlich gefördertem Ballettensemble Ende 2020 noch nicht definitiv: Nach dieser "Überrumpelung" wolle sie in Ruhe die Entscheidung über das Ende ihrer Amtszeit am Staatsballett Berlin fällen, sagte sie bei der Pressekonferenz.
Ende April hat Waltz' erste Produktion für das Ensemble Premiere, "Symphonie 2020". Recherchen fanden mit Tänzer*innen von Waltz' eigener Compagnie Sasha Waltz & Guests im Radialsystem statt, wie der Compagnie-Mitgründer und Waltz' Ehemann Jochen Sandig bestätigte. Einstudiert wird die Kreation derzeit mit 40 Tänzer*innen des Staatsballetts, so Waltz. (eph)
Mehr zum Thema: Ein Kommentar zum Rückzug von Sasha Waltz und Johannes Öhman von Elena Philipp samt Presseschau.
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http://klassiker.welt.de/2020/01/22/ausgetanzt-johannes-oehman-und-sasha-waltz-fluechten-bereits-ende-2020-vom-staatsballett-berlin/
wie Sie bereits sagen, ist dieser Artikel der Wahrheit höchstens nahe. Wenn Formulierungen der Sorte "war zu hören" auftauchen, sollten die Alarmleuchten angehen. Hier wird sich auf die (zweifelos unglückliche) Situation des Staatsballets geworfen und Meinungsbildung auf dünnem Gerüchte-Eis betrieben.
Das verbessert die Stimmung nicht und wird auch die Nachfolge nicht einfacher machen. Die Hauptsache ist aber, dass man gegen das andere Lager noch einmal nachtritt, weil man von anfang an Recht hatte.
Als Nicht-Berliner frage ich mich wirklich, warum sich die Berliner*innen solche Politik bieten lassen. Die Mitverantwortung von Reg. BM Müller ist evident.