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Volkstheater Rostock als Dreispartenhaus?
Findet Kümmritz einen Weg, den Latchinian nicht fand?
Rostock, 11. November 2016. Der Aufsichtsrat des Volkstheaters Rostock hat am Donnerstagabend das Konzept von Intendant Joachim Kümmritz zum Erhalt eines Mehrspartentheaters im Wesentlichen gebilligt. Das meldet der NDR auf seiner Website.
Orchesterverkleinerung
Kümmritz schlage vor, das Orchester auf 59 feste Stellen zu verkleinern. Der derzeit gültige Haustarifvertrag sehe dagegen eine Soll-Stärke der Norddeutschen Philharmonie von 73 festen Stellen vor. Derzeit klagt die Deutsche Orchester Vereinigung auf Einhaltung dieses Haustarifvertrages, da nicht alle Stellen besetzt sind. Die Vorsitzende des Aufsichtsrates des Volkstheaters Sybille Bachmann erklärte, "dass beabsichtigt sei, bis 2020 63 Musikerstellen sicherzustellen und auch den A-Status des Orchesters zu erhalten". Somit würde der Aufsichtsrat den Vorschlägen von Kümmritz nicht in vollem Umfang folgen. Der Aufsichtsrat lehnte dementsprechend auch die vorgeschlagene Kündigung des Haustarifvertrages ab.
Doch Erhalt von Schauspiel und Musiktheater?
Mit der Verkleinerung des Orchesters auf 59 Stellen und dem damit verbundenen Abstieg zum B-Status wolle Kümmritz "sicherstellen", schreibt der NDR, "dass ein breit aufgestelltes Ensemble aus Orchester, Schauspiel und Musiktheater sowie der dazugehörenden technischen Gewerke in den für 2023 geplanten Theaterneubau einziehen kann." Jedenfalls abgewickelt würde aber bis 2019 die Tanzsparte.
Was sagt die Stadt?
Das nun vorliegende Konzept werde laut Sybille Bachmann nun nebst einiger Detailänderungen dem Gesellschafter, der Hansestadt Rostock, zur Entscheidung empfohlen. Was besonders pikant ist, da die Stadt im Frühjahr den Abbau der Schauspielsparte (bis auf vier unkündbare Schauspieler*innen) beschlossen und den früheren Intendanten Sewan Latchinian, der diesem Vorhaben widersprach, entlassen hatte.
In der kommenden Woche soll dann das zuständige Kultusministerium über den beschlossenen Wirtschaftsplan sowie das vorliegende Strukturkonzept befinden.
(ndr.de / jnm)
Was bisher in der Causa Volkstheater geschah, ist in der Chronik der Ereignisse nachzulesen.
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Dass Kümmritz das Tanztheater nicht erhalten kann, ist genauso kein besserer Weg, wie die Amputation des Orchesters um 15 Musiker. Ich kann daran nichts künstlerisch Positives erkennen und wäre lieber Latchinians Weg in Rostock weiter mitgegangen als oft begeisterter Zuschauer.
Worum ging es eigentlich? Genau das fragen sich momentan ziemlich viele. Die jetzige Aufsichtsratschefin Bachmann hatte sich ja fast überschlagen für das Hybridmodell und dem Druck, dem sie Latchinian damit gemacht hat. Da drängt sich die Frage geradezu auf: worum ging es, wenn jetzt wieder alles Andere möglich ist? Frau Bachmann scheint mit öffentlicher Unglaubwürdigkeit ihres Handelns keine großen Probleme zu haben. Das wird Latchinian auch in der Nachbereitung der Vorgänge ordentlich Aufwind geben. Wenigstens jetzt ein wenig Fairness, wenn auch unfreiwillig von den Kulturverantwortlichen. Der seltsame Umgang mit einem Theatermann wie ihm fällt einer Stadt eben auf die Füße und das wird über die Grenzen der Stadt wahrgenommen. Auch wenn das andere als Shitstorm bezeichnen, weil es offensichtlich nicht ganz in ihr Wahrnehmungskonzept passt. Trotzdem ist und bleibt das Ganze hysterische Sparszenario und die devot dilettantische Umsetzung durch die Verantwortlichen am Ende mehr als nur traurig: vor allem für Rostock und sein Theater.
Kann es sein, dass ein positiver shitstorm für Latchinian mit dessen positiver Haltung zu Theater, dessen Kompetenz, Charakterstärke und Leistung auch in Rostock zusammenhängt?