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Der Schauspieler Fritz Schediwy ist tot
Mit jeder Existenzfaser
Berlin, 24. Mai 2011. Der Schauspieler Fritz Schediwy ist tot. Wie Der Tagesspiegel berichtet, erlitt Schediwy gestern Abend bei einer Lesung im Schiller Theater eine schwere Herzattacke, an der er später verstarb.
Schediwy gehörte zu den Schauspielern an Kurt Hübners legendärem Bremer Theater der 60er Jahre, wo Peter Stein, Peter Zadek, Wilfried Minks, Bruno Ganz und Jutta Lampe sich für ihre späteren Karrieren warmliefen. Später spielte er bei Rainer Werner Fassbinder, Claus Peymann (in Bochum und Wien), bei Roberto Ciulli, Jürgen Gosch (etwa in Was ihr wollt) und Matthias Hartmann (etwa in Warten auf Godot). Eine seiner letzten Rollen war der alternde Sorin in Amélie Niermeyers Düsseldorfer Inszenierung von Die Möwe.
Schediwy, "ein tollkühner, fiebernder, sich mit jeder Existenzfaser in jede Rolle werfender, einbohrender, einhämmernder Spieler", wie ihn Peter von Becker in seinem Nachruf nennt, wurde 68 Jahre alt.
(Tagesspiegel / geka)
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Er war ein menschenliebender Menschenfeind.
Ein wunderbarer Schauspieler!
Du hat mich inspiriert, danke! Ruhe in Frieden ---
Von der Aufführung enttäuscht, wollte ich sie bald vergessen. Erst einige Zeit später bemerkte ich, wie tief mich dieser Scarpia beeindruckt hatte: Den Schauspieler Schediwy bekam ich nicht mehr aus dem Kopf, er hatte sich eingemeißelt. Und damit war jene "Tosca" 1996 dann doch kein verlorener Abend, hatte sie mir doch einen großen Darsteller gezeigt, der mit schier überwältigender Präsenz (zugegeben, Präsenz ist ein überstrapazierter, und vielleicht nichtssagender Begriff, doch wer Schediwy gesehen hat, weiß, was ich meine) über sein sprachliches Handicap hinwegzuspielen vermochte.
Hoffentlich gibt es drüben auch noch Theater - ein paar Zadek-Inszenierungen mit Schediwy würde ich dereinst schon noch sehen wollen. Bis dann!
Schade, dass die neue Intendanz in Bochum ihn nicht noch einmal engagiert hat.
Ich hoffe, viele junge Schauspieler haben ihn gesehen und dadurch eine Ahnung bekommen, wie man wirklich Schauspielen kann.
Ich werde ihn ebensowenig vergessen, wie den greisen Bernhard Minetti, der Martin Wuttke als Arturo Ui das spielen zeigte.
seltsame Umstände: Wenige Stunden, bevor Sie hier Ihren Kommentar gepostet haben, habe ich in Hermann Beils "Theaternarren leben länger" eine Anekdote über Michael Simons "Tosca" gelesen - und habe noch einmal an diesen seltsamen Abend und seine Stimmungen gedacht. Und ja: Da war etwas Atmosphärisches, das sich nicht so einfach abschütteln lässt. Ich glaube schon – wie ich schon geschrieben habe –, dass das vor allem mit Schediwy zusammenhing, aber der Fairness halber muss ich zugestehen, dass ein Schauspieler ja auch einen Rahmen braucht, um sein Potential abzurufen. So artifiziell aufgebauscht mir dieser Rahmen damals auch vorgekommen sein mag, das immerhin hat er geschafft: Fritz Schediwy als einen bedrohlichen Extremschauspieler ins Bewusstsein zu bringen.
"Außer den Beteiligten gibt es kein Publikum" - ein schöner Satz. Ich war damals nicht beteiligt, aber irgendwie bin ich, auch im Widerspruch zur Aufführung, doch noch zum Publikum geworden.
Herzlich