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Protest gegen Burger-Braterei neben Zürcher Schauspielhaus

Kein McPfauen?

Zürich, 30. April 2013. Das Zürcher Schauspielhaus teilt mit, dass sich 6.500 ZuschauerInnen, "darunter 260 SchülerInnen der Kantonsschule Hohe Promenade", mittels ihrer Unterschrift gegen eine zweistöckige Filiale der Fastfood-Kette McDonalds im Zürcher Pfauen, dem Gebäudekomplex, der auch das Schauspielhaus beherbergt, ausgesprochen haben.

Die Unterschriftenaktion lief vier Monate, seit Ende Dezember 2012. Wie der Zürcher Tages-Anzeiger im November letzten Jahres berichtete, habe ein Sprecher des am Zürcher Heimplatz gegenüber liegenden Zürcher Kunsthauses, die Eröffnung des Fast-Food-Restaurants in der unmittelbaren Nachbarschaft als "Chance" bezeichnet. Möglicherweise könne ja das Kunsthaus vom Publikum der zehnten Zürcher McDonald-Filiale "profitieren".

Wenig Verständnis für die Kampagne gegen McDonald's zeigten Verteter der bürgerlichen Parteien, meldete der Tages-Anzeiger im Februar. Für den Präsidenten der "Stadtzürcher" FDP, Michael Baumer, rieche das Vorgehen des Schauspielhauses "nach Standesdünkel." Eine Institution, "die so massiv vom Staat unterstützt werde, müsse der Privatwirtschaft Raum lassen." Mauro Tuena, Fraktionschef der rechts-populistischen SVP im Stadtparlament, monierte, "McDonald's bezahle in Zürich Steuern, wovon auch das Schauspielhaus profitiere". Gegebenenfalls werde die SVP beantragen, "die Subventionen ans Schauspielhaus zu kürzen". Tuena weiter: "Wenn ein Theater genügend Mittel hat, um gegen ein Restaurant vorzugehen, hat es vielleicht einfach zu viel davon."

Ein Versuch von McDonalds, beim Theater um Verständnis für sein Vorhaben zu werben, sei gescheitert, berichtete der Tages-Anzeiger weiter. Eine Sprecherin des Konzerns sagte, das Theater sei an einem Dialog nicht interessiert gewesen. Dabei sei die eine "auffällige Gestaltung" gar nicht geplant. Weder bei der Filiale in der  Salzburger Getreidegasse, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehöre, noch bei der Pariser Filiale "direkt beim Louvre" habe es Probleme gegeben.

(Zürcher Tages-Anzeiger / jnm)

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Kommentare  
Burger in Zürich: noch ein Hinweis
Auch das zum Thema ist lesenswert: http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/theater/Hackfleisch-am-Pfauen/story/27203710?dossier_id=476
Bürger in Zürich: kleinkarierte Bankenstadt
Sehr lesenswert zu dem Thema ist das Vorwort zur aktuellen Theaterzeitung des Schauspielhauses. Man kann sie auf der Homepage des Schauspielhauses lesen. Und über die ewigen Mistkübel die der Tagesanzeiger und die Weltwoche über dem Schauspielhaus und anderen subvetionierten kulturellen Einrichtungen auskippen, kann man nur noch müde den Kopf schütteln. Zürich ist einfach auch keine Kulturstadt, sondern eine kleinkarierte Bankenstadt. Und die Stadträte tun alles dafür, das es so bleibt
Burger in Zürich: Welche Mistkübel?
@michael Welche Mistkübel schüttet denn der "Tages-Anzeiger" aus? In dessen Kritiken kommt das Haus in der Regel zu gut weg. Und in dieser Sache darf doch wohl berichtet werden über die Haltung des Schauspielhauses oder genauer die der jetzigen Leitung. Besonders auch, weil das Haus für meine Begriffe nicht argumentiert, auch nicht in dem von Ihnen erwähnten Vorwort, das übrigens ein bisschen Richtung Publikumsbeschimpfung geht. Alles sehr fraglich. Sollte es stimmen, dass Zürich keine Kulturstadt ist, wie Sie schreiben, dann hat zumindest - man verzeihe meine Direktheit - die Berufung von B. Frey als künstlerische Leiterin und dann die Übergabe der Gesamtleitung des Hauses an sie Ihre Aussage bisher noch nicht widerlegt. Stand nicht irgendwo, die Pressesprecherin möchte die Zahl nicht weiter kommentieren. Das ist genau, was ich meine.
Burger in Zürich: Bezahlbares zwischen die Zähne
Als Gast aus der EU wäre ich nach dem Besuch einer Prem. schon öffters froh gewesen,in der gegend des Schauspielhauses irgend etwas bezahlbares zwischen die Zähne zu kriegen. Im Schiffbau ist es mit dem Edelrestaurant "la Salle" noch schlimmer. Mir wäre eine alternative zum Schottischen Koch auch lieber, aber der Hunger überwindet auch Vorbehalte gegenüber einem Big Mac.
Burger in Zürich: schräge Wahrnehmung
@2 ...wie lustig, dass Sie das Vorwort in der Theaterzeitung als Publikumsbeschimpfung empfinden! was für eine schräge Wahrnehmung Sie haben. Aber ich merke schon: Sie wollen einfach alles an der jetzigen Leitung doof finden. Am besten Sie bewerben sich als Barbara Freys NachfolgerIn und machen dann alles "besser".
Burger in Zürich: Chance statt Schaden
@michael Wie angriffig und wenig argumentativ. Ich zitiere aus dem Vorwort (hoffentlich fehlerfrei): "In der öffentlichen Debatte ist einerseits der Versuch sichtbar, das Schauspielhaus in routiniertem Anklageton in die Schranken zu weisen: 'elitär', 'dünkelhaft', 'abgehoben' sei es [...]. Eine Mischung aus moralischem Ressentiment gegen die 'Hochkultur' und einer diffusen Sympathie für einen weltweit agierenden Fastfood-Giganten, der kurioserweise ein wenig als Opfer von Ausgrenzung und Arroganz dargestellt werden soll." Am Ende: "Die Diskussion um den Einzug von McDonald's in den Pfauen war bislang eher geprägt von Überforderung und reflexhaften Schnellschüssen [...]. Daraus kann man durchaus lesen, besonders aus dem zweiten Satz, dass die Befürworter eher fraglich argumentieren würden, unüberlegt und was auch immer. Das suggeriert ja eigentlich, wie der ganze Text, dass es gar keine rationalen Argumente für eine solche Filiale gibt und auch keine solchen vorgetragen wurden. Einzig das Schauspielhaus hat die richtigen Argumente und argumentiert besonnen. Das finde ich schon ein starkes Stück. Ich verstehe nicht, was gegen McDonald's sprechen soll, bin also nicht dagegen. Ich müsste mich von solchen Unterstellungen schon angegriffen fühlen - wäre es nicht zu absurd. Das ist dann halt doch alles etwas billig. Ich wünsche mir, dass die Filiale kommt, nicht weil das Haus damit in Schranken gewiesen würde, sondern weil ich derzeit nicht sehen kann, wie es dem Haus und dem ganzen Ort schaden kann, ich sehe es vielmehr als Chance, und zwar für den ganzen Platz. Wer sagt, dass ich an dem Haus unter B. Frey alles "doof" finde? Nur darum, um das Haus, kann es übrigens gehen und nicht um eine einzelne Person oder die Leitung, immerhin arbeiten dort viele sehr gute Theaterleute, z.B. in den Werkstätten oder RegisseurInnen wie S. Pucher. Diese würden Sie mit einer solchen Engführung nicht nur unter den Tisch kehren, sondern wohl auch ernsthaft beleidigen. Aber wenn Sie wollen, bleiben wir halt bei B. Freys Leitung: Wenn Sie die Kulturpolitik der Stadt meinen beanstanden zu müssen, dann darf man sicher auch fragen, ob die Berufungen von M. Hartmann und dann von B. Frey so glücklich waren, es ist müssig hier über Freys künstlerische Qualität urteilen zu wollen. Sie wurde mit grosser Sicherheit geholt, weil sie Schweizerin ist, Erfahrungen als Regisseurin an grossen Häusern hatte und man niemanden wollte, der wie Ch. Marthaler oder eben M. Hartmann Ärger macht; ihr Leistungsausweis als Regisseurin hingegen wurde schon vor ihrem Wechsel nach Zürich hinterfragt. Sie galt schon am Deutschen Theater in Berlin nicht als d i e hervorragende Regisseurin, bereits dort stand sie hinter anderen Regisseuren zurück. Ganz nebenbei: Dass die sog. Stadttheater in der Krise stecken, mag als hohle Floskel erscheinen, wer nur ab und zu in solche Häuser geht, wird dem Befund aber durchaus etwas abgewinnen können. Also darf ich durchaus skeptisch sein, wenn jemand wie Sie jegliche Kritik mit einem Strich wegzubürsten versucht. So einfach sollte man es sich nicht machen. Das mag zum eigenen Weltbild passen, nicht aber zu einer geeigneten Zukunft für die Stadttheater. Ich kann Sie beruhigen, ich habe nicht vor, mich um die Intendanz am Haus zu bewerben. B. Frey bleibt Ihnen also noch eine Weile erhalten.
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