meldung
Stadt Köln verbietet "Nibelungen"-Plakat - der Bühnenverein reagiert
Nibelungen verherrlichen Gewalt
Köln, 27. September 2007. In Köln ist eben alles ein wenig speziell. Für Karin Beier jedenfalls ist das auch eine schöne Art, ihre Intendanz zu beginnen. Die Stadt Köln hat dem Theater verboten, das vollständige Motiv eines Plakats aufzuhängen, weil es gewaltverherrlichend wirken könne, berichtete der Kölner Stadtanzeiger am Dienstag (25.9.). Das Plakat sollte auf die Premiere Nibelungen am 12. Oktober hinweisen.
Auf dem Plakat war ursprünglich eine gefesselte Frau im weißen Kleid mit einer Mülltüte auf dem Kopf zu sehen. Nach dem Verbot ist die Kopfpartie ausgerissen oder überklebt. Diese Versionen sind von nun an auf Kölner Bauzäunen und an Unterführungen zu sehen.
Am 27. September 2007 reagierte Holk Freytag als Vorsitzender der Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein auf den Fall. In einer Pressemitteilung heißt es: "Das Plakat des Kölner Schauspiels als "gewaltverherrlichend" zu verbieten, ist ein politisches Narrenstück erster Ordnung und ein Eingriff in die künstlerische Freiheit des Theaters, die sich natürlich auch auf die Ankündigungsmedien erstreckt. Jedermann weiß, dass es sich bei den Nibelungen um eine bluttriefende Tragödie handelt, die zum Kanon unserer Kulturgeschichte gehört – die vorgenommene Bewertung der Ankündigung gerade dieses Stückes ist Unsinn und erweckt den Eindruck, als fände hier eine provinzpolitische Posse statt. Wer die dargestellte Szene für gewaltverherrlichend hält, muss konsequenterweise auch die Tagesschau verbieten lassen. Unsere Medienrealität stellt das Plakat des Kölner Theaters längst alltäglich in den Schatten."
(marc/ jnm/ dp)
Siehe dazu auch die Diskussion über den Vorfall auf www.theaterkanal.de.
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Wir sichten täglich, was in Zeitungen, Onlinemedien, Pressemitteilungen und auf Social Media zum Theater erscheint, wählen aus, recherchieren nach und fassen zusammen. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem finanziellen Beitrag.
mehr meldungen
meldungen >
- 30. April 2024 Ehrung für Ulrich Matthes
- 29. April 2024 Theaterneubau in Rostock begonnen
- 29. April 2024 Auszeichnung für Kurzfilmtage-Leiter Lars Henrik Gass
- 29. April 2024 Publikumspreis für "Blutbuch" beim Festival radikal jung
- 27. April 2024 Theater Rudolstadt wird umbenannt
- 26. April 2024 Toshiki Okada übernimmt Leitungspositionen in Tokio
- 26. April 2024 Pro Quote Hamburg kritisiert Thalia Theater Hamburg
- 25. April 2024 Staatsoperette Dresden: Matthias Reichwald wird Leitender Regisseur
neueste kommentare >
-
Interview Übersetzer*innen Konkret kritisieren
-
Interview Übersetzer*innen Sträflich wenig beachtet
-
Pygmalion, Berlin Aushalten oder lassen
-
Pygmalion, Berlin Muss das sein?
-
Zentralfriedhof, Wien Weder komisch noch grotesk
-
RCE, Berlin Ziemlich dünn
-
Zentralfriedhof, Wien Akku leer
-
Pygmalion, Berlin Clickbait
-
Die Möwe, Berlin Einspringerin Ursina Lardi
-
Hamlet, Bochum Zum Niederknien
Zensur für ein Theaterplakat, das ist zutiefst spießig und noch viel mehr:
gefährlich ENGSTIRNIG
und ein Tiefschlag gegen die Freiheit der Kunst.
Arme Sittenwächter, sie haben nichts begriffen.
im Prinzip gebe ich Ihnen recht, dass Theater nicht einer Zensur unterliegen kann. Im Theater muss alles gesagt, getan und gedacht werden dürfen. Das Kölner Plakat finde ich persönlich wenig bedenklich. Bedenken sie aber, dass ein Theaterplakat ein anderes Medium als das Theater selbst ist. Plakatmedien erreichen auch 'unbeteiligte, was das Theater nie tut. Beim Motiv muss immer auch die 'Toleranzfrage' gestellt werden. Es ist wichtig, dass auch diese Diskussion geführt wird.