meldung

Streik? ver.di-Verhandlungen um Theaterbetriebszulage in Hessen gescheitert

Bald Streik an hessischen Theatern?

Frankfurt, 25. September. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat die Tarifverhandlungen zur Theaterbetriebszulage mit dem Land Hessen für gescheitert erklärt. "Wir schließen nun nichts mehr aus, auch ein Streik ist möglich", sagte Verhandlungsführer Volker Koehnen, wie theater.de mit Verweis auf eine dapd-Meldung berichtet.

Hintergrund des Konflikts ist eine besondere Zulage, die den 1.000 Beschäftigten in den drei hessischen Staatstheatern Wiesbaden, Darmstadt und Kassel gezahlt wird und etwa 15 Prozent ihres Gehalts ausmacht.  Sie wird vor allem technischen Mitarbeitern gezahlt als Ausgleich für unregelmäßige Dienstzeiten und ähnliche belastende Arbeitsbedinungen.


Laut ver.di hält das Land an seinen Plänen fest, künftig eine geringere Zulage für weniger Beschäftigte zahlen zu wollen. "Das bedeutet für einige Gehaltseinbußen von bis zu 500 Euro im Monat", sagte Koehnen. Daher sei die Stimmung bei den Arbeitnehmern extrem schlecht. "Dies sind massive Verschlechterungen, die wir nicht hinnehmen wollen", fügte er hinzu.

(theater.de / geka)

mehr meldungen

Kommentare  
Streik in Hessen: Besitzstandswahrung?
sehr schön. die kunst geht vor die hunde, hauptsache, ver.di kümmert sich um seine besitzstände.
Streik in Hessen: verlogener Gewerkschaftsapparat
hat verdi eigentlich jemals irgendetwas sinnvolles für die tarife an den theatern ausgehandelt? etwas derart realitätsfremd verlogenes wie dieser gewerkschaftsapparat taugt zur erhaltung eigener pfründe, aber nicht zur interessenvertretung von theaterangestellten.
Streik in Hessen: wenn nicht jetzt, wann dann?
@ wer die?
"hat verdi eigentlich jemals irgendetwas sinnvolles für die tarife an den theatern ausgehandelt? etwas derart realitätsfremd verlogenes wie dieser gewerkschaftsapparat taugt zur erhaltung eigener pfründe, aber nicht zur interessenvertretung von theaterangestellten."

Wenn eine Gewerkschaft bei deutlichen Lohnkürzungen nicht aufschreit - wann dann?
Ah, pro Po: Das Feld über dem Text dient zum Eintragen des Namens (Pseudonyms), nicht zum Eintrag des gewünschten Titels für den Beitrag.
Streik in Hessen: zulasten der Kunst
lieber wolfram heinrich,
die frage ist doch eher, ob noch ein angemessenes verhältnis zwischen der arbeitssituation der technischen angestellten und der kunst besteht. die konsequenz des verhaltens von ver.di besteht darin, dass die besitzstandswahrung ihrer mitglieder immer stärker zulasten der kunst geht. finden sie es berechtigt, dass ein bühnenarbeiter oder ein buchhalter in der verwaltung mehr verdient als mancher schauspieler?
beste grüße
Streik in Hessen: Deckelung so gut es geht
@bilbo
"die frage ist doch eher, ob noch ein angemessenes verhältnis zwischen der arbeitssituation der technischen angestellten und der kunst besteht. die konsequenz des verhaltens von ver.di besteht darin, dass die besitzstandswahrung ihrer mitglieder immer stärker zulasten der kunst geht."

Ich vermute mal, daß dem technischen Personal das Hemd näher als die Jacke ist. Wenn man ihr Einkommen beschneiden will, wehren sie sich. Ein natürlicher Vorgang.

"finden sie es berechtigt, dass ein bühnenarbeiter oder ein buchhalter in der verwaltung mehr verdient als mancher schauspieler?"

Das hängt von der jeweiligen Arbeitsbelastung ab. Es geht ja zur Zeit der Spruch um, es müsse die Differenz zwischen Hartz IV und den Niedrigeinkommen hinreichend groß sein und man sieht die Lösung nicht darin, ein Mindesteinkommen einzuführen, das dann entsprechend weit von der Sozialhilfe entfernt ist. Nein, die Löhne werden gedeckelt, so gut es nur geht.
Streik in Hessen: unangemessen zu den Budget-Kürzungen
lieber wolfram heinrich,
schön, dass sie das so offen und ehrlich beantworten. natürlich ist es genauso, wie sie schreiben. aber ich frage sie nochmal: wer interessiert sich bei den jungen künstlerischen angestellten für das lohnabstandsgebot? ein anfänger verdient nach nv-bühne netto nach allen abzügen etwa 1050 Euro. das ist sehr wenig. aber die zeiten sind schlecht, das geld ist knapp und so wird dies akzeptiert. das kann man gut finden, oder nicht, aber ich sehe keine andere möglichkeit, unsere theaterbetriebe aufrechtzuhalten. wenn nun die gewerkschaften einseitig zugunsten der technischen angestellten tariferhöhungen durchsetzen, erhöht sich der druck auf die künstlerischen budgets immer weiter. um es ganz klar zu sagen: ich finde es richtig, dass die techniker vor einer weitverbreiteten selbstausbeutung, die in der kunst üblich ist, geschützt werden. keine frage. aber in zeiten, in denen sogar von theaterschließungen, oder massiven budgetkürzungen die rede ist, eine erhöhung der eigenen bezüge zu fordern, sogar mit streik zu drohen, finde ich vorsichtig formuliert gänzlich unangemessen. jede tätigkeit ist wichtig! jeder sollte für seine leistung wertschätzung erfahren, aber es muss wieder klar werden, dass das zentrum eines theaters die schauspieler auf der bühne sind und niemand sonst! wenn es die nicht mehr gibt, die auf der bühne spielen, dann gibts auch keine theaterbetriebszulage für die ver.di-mitglieder.
nur mal so als gedanke!
herzliche grüße

bilbo
(kein schauspieler übrigens)
Streik in Hessen: Rotstift bei den oberen Einkommensstufen
Lieber "bilbo",

"schön, dass sie das so offen und ehrlich beantworten. natürlich ist es genauso, wie sie schreiben. aber ich frage sie nochmal: wer interessiert sich bei den jungen künstlerischen angestellten für das lohnabstandsgebot?"

Niemand, natürlich. Das ist ja das Kreuz, die Leute werden gegeneinander gehetzt. Teile und herrsche. Kunst gilt als Luxusbranche, wenn der Wind der Krise weht derbröselt es die Kunst mit als erste (zusammen mit den Sozialhilfeempfängern). Eine Patentlösung habe ich auch nicht, allerdings habe ich zunächst mal Verständnis dafür, daß eine Gewerkschaft, die in anderen Branchen Lohnerhöhungen durchsetzt (oder dies zumindest versucht, siehe etwa die Streiks bei den Nahverkehrsbetrieben in Bayern), bei den Theatern halt macht, nach dem Motto: "Leute, ihr arbeitet in einer Scheißbranche, für euch ist nichts rauszuholen."
Eine Patentlösung habe ich auch nicht - wie auch, ich bin nicht vom Fach. Spontan wäre mir eingefallen, den Rotstift bei den oberen Einkommensstufen der Theater anzusetzen, den Spielplan so zu gestalten, daß eine höhere Auslastung dabei herausspringt und bei den Inszenierungen den technischen Aufwand zu reduzieren.
Im ersten Fall bekäme man dann natürlich keine Spitzenkräfte mehr, klar. Aber ob das ein Schaden wäre, wenn dafür hungrige, ehrgeizige Leute aus der zweiten Garnitur zum Einsatz kämen, die es für ein paar Taler weniger auch machen würden? Und was die Auslastung betrifft: Bei den großen Verlagen, die nicht subventioniert werden, läuft es so, daß die Bestseller-Schinken die ambitionierten Autoren mit den kleinen Auflagen mit finanzieren, mit denen sich dann wiederum die Verlage schmücken.
Ob das beim Theater auch funktionieren würde, weiß ich nicht. Vielleicht gibt es ja heute noch irgendwo einen Emanuel Striese, der die Intendanz des Schauspielhauses in Hamburg übernehmen kann...

"jeder sollte für seine leistung wertschätzung erfahren, aber es muss wieder klar werden, dass das zentrum eines theaters die schauspieler auf der bühne sind und niemand sonst!"

Ich würde mir wünschen, es wäre so. Nach dem, was ich von außen so mitbekomme, sind Schauspieler aber in Wirklichkeit ganz kleine Würschtl, die zu machen haben, was man ihnen sagt, ansonsten sie fliegen. Bruno Ganz, der sich das leisten kann, hat eben grade dem Theater seinen nackten Arsch gezeigt und sich von der Bühne verkrümelt, weil er sich nicht mehr ernst genommen fühlte.

Viele Grüße
Wolfram Heinrich
(ebenfalls weder Schauspieler noch sonst was auf dem Theater)
Streik in Hessen: wer zu spät kommt...
ihr vorschlag schreibt doch nur die einseitige verteilung des steigenden kostendrucks auf die kunst fort. es kann doch nicht wahr sein, das sich der spielplan nun auch noch daran orientiert. mal ganz davon abgesehen, dass längst spielpläne so gestaltet werden, dass eine möglichst hohe auslastung erzielt wird. alles, was sie beschreiben, ist doch längst realität. ein geringerer technischer aufwand bringt ihnen in den aktuellen strukturen gar nichts, weil die technik nämlich fest angestellt ist. und da kommen wir nämlich zum springenden punkt: wenn ver.di nicht langsam anfängt, sich der ökonomischen realität der theater zu stellen und sich zu einem fairen interessenausgleich mit den künstlerischen kollegen (die immer noch die grundlage der technischen arbeitsplätze liefern) bereitfindet, wird es über kurz oder lang dazu kommen müssen, dass die technischen abteilungen an den theatern an preiswertere fremdfirmen ausgelagert werden. da liegen nämlich wirkliche einsparpotentiale. das würde sicher niemand gerne tun. nur, wenn sie in diesen zeiten dafür plädieren, dass man billigere schauspieler beschäftigen soll, um ver.di seine pfründe zu sichern, dann kann ich das nicht nachvollziehen. ganz davon abgesehen, dass alle von ihnen vergeschlagene maßnahmen bei weitem nicht die ausreichende wirkung entfalten würden. insofern kann man ver.di hier wirklich nur sagen: wer zu spät kommt, den bestraft das leben (oder die polnischen bühnentechniker).
Streik in Hessen: Ratlosigkeit
@bilbo
"ihr vorschlag schreibt doch nur die einseitige verteilung des steigenden kostendrucks auf die kunst fort."

Ich hatte ja schon geschrieben, ich hätte keine Patentlösung des Dilemmas. Was ich im vorigen Posting von mir gegeben habe, war nichts anders als ins Unreine zu denken, eine Art Ein-Mann-Brainstorming.

"es kann doch nicht wahr sein, das sich der spielplan nun auch noch daran orientiert. mal ganz davon abgesehen, dass längst spielpläne so gestaltet werden, dass eine möglichst hohe auslastung erzielt wird."

Da ist jetzt aber ein innerer Widerspruch. "Es kann nicht wahr sein, daß Dinge so gestaltet werden, wie sie längst sind."

"ein geringerer technischer aufwand bringt ihnen in den aktuellen strukturen gar nichts, weil die technik nämlich fest angestellt ist."

Da haben natürlich Sie recht. Der Löwenanteil der Theater-Etats geht auf die Personalkosten und nur ein vergleichsweise geringer Anteil zu Lasten der Ausstattung. Ich hätte es eigentlich wissen müssen, da ich es kurz zuvor noch nachgeschlagen haben. Mein Vorschlag ist definitiv Unfug.

Und ansonsten: Ich sehe das Dilemma von ver.di, die Leute von der Gewerkschaft können nicht einfach Lohnkürzungen hinnehmen, sonst laufen ihnen die Mitglieder davon.
Für Schauspieler gibt es keine Gewerkschaft? Wenn nein, liegt es daran, daß sie allesamt nur befristete Arbeitsverträge haben?

Generell: Ich bin ratlos.
Streik in Hessen: Uns gibt es!
@Wolfram Heinrich
"Für Schauspieler gibt es keine Gewerkschaft?"

Doch die gibt es. Die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) erreichen Sie unter www.buehnengenossenschaft.de !!
Streik in Hessen: Bühnengenossenschaft
@GDBA
"Für Schauspieler gibt es keine Gewerkschaft?" - "Doch die gibt es. Die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) erreichen Sie unter www.buehnengenossenschaft.de !!"

Na, wunderbar. Dann wandeln Sie mal auf ver.dis Spuren.
Streik in Hessen?: Orchestermusikern geht es besser als allen anderen
Die Orchestermusiker hier in Darmstadt haben beste Versorgungsverträge. Arbeitszeiten etc. sind bestens abgesichert. Sogar noch besser als bei Beamten, denn mit den Nebenauftritten und Unterricht z.B. an der Akdademie für Tonkust kommen hier etliche tausend Eure netto pro Monat zusammen. Hier gehört schon lange ein Änderung her, da der Gehaltsunterschied zu Sängern, Schauspielern, Ballett etc. einfach viel zu groß ist.
Kommentar schreiben