Dantons Tod - Christian Stückl inszeniert Georg Büchner am Münchner Volkstheater
Revoluzzer unter sich
von Steffen Becker
München, 25. Oktober 2012. Die Welt aus den Angeln heben, den Schurken in den Hintern treten – nein, besser: sie ausradieren, auf dass eine räuberische Elite den kleinen Mann auf der Straße nicht länger knechten und ausquetschen kann. Die Fantasien der Französischen Revolution, mit denen sich Georg Büchners "Dantons Tod" auseinandersetzt, wirken am Abend im Münchner Volkstheater nicht mehr wie ein fernes Echo der Geschichte, wenn man am Nachmittag die neuesten Nachrichten aus Griechenland oder Spanien gehört hat. Insofern schaut Regisseur Christian Stückl mit dem Stück nicht zurück, sondern nach vorn. Was kommt nach der großen Tabula Rasa? Bei Büchner ist es Fatalismus – Geschichte ist für ihn ein Prozess, der diejenigen überrollt, die sie zu machen glauben.
Moses. Ein Mash-up-Musical - Simon Solberg rappt die Bibel
Der Rezensent ist zufrieden mit der Aufführung. Weniger zufrieden ist er mit seinem ersten Versuch, eine Kritik zu rappen. Unter der Nachtkritik gibt's das gescheiterte Werk.
Gangsta im Gelobten Land
von Michael Stadler
München, 28. September 2012. Der Müllhaufen ist die Kehrseite des Kapitalismus, der Ort, an dem all das, was vielleicht mal einen Wert hatte, am Ende landet und sich ohne Glamour, ganz demokratisch mit allem anderen vermischt. Ein passendes Bühnenbild hat sich Simon Solberg (unter Mitarbeit von Yvonne Kalles) also gebaut für seinen "Moses"-Abend, den er als "Mash-up-Musical" auf die Bühne des Volkstheaters zum Auftakt der Spielzeit bringt: Über den Bibelstoff schichtet er unbekümmert aktuelle Kapitalismus-Kritik, den Propheten Moses macht er kurzerhand zum Rapper und vermengt, so wie man es von Solberg kennt, alle möglichen Ideen und Assoziationen, geborgen aus dem Glanz und Schutt der Erinnerung, zu einem Theater des anything goes, das sowohl politisch aufgeladen als auch unterhaltsam sein will.
Regie: David Marton/Antú Romero Nunes/Sebastian Baumgarten
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