Was ihr wollt - Bei Amélie Niermeyer am Residenztheater München kommen die Liebenden unter die (Zeit-)Walze
Ein mutiges Reh und Blicke zum Steinerweichen
Reise ans Ende der Nacht - Frank Castorf inszeniert Célines Roman in München als Material über das Elend der Welt und menschlicher Beziehungen
Die Finsternis der Moderne
von Hartmut Krug
München, 31. Oktober 2013. Wieder erhebt sich auf der Bühne eines dieser verschachtelten hölzernen Brettergerüste, das mit einem Wirrwarr von unterschiedlich großen Räumen die Spiel- und Anspielungsmöglichkeiten für eine Frank-Castorf-Inszenierung bietet. Zeitlos, ortlos, hässlich und praktisch zugleich, – und die Drehbühne dreht sich mit ihm. Überm Eingang prangt der hoffnungsfrohe Spruch "Liberté, Egalité, Fraternité", dessen Form und Schriftzug allerdings an einen anderen Spruch gemahnt, der vor einem nationalsozialistischen Vernichtungslager hing.
Die Ratten - Yannis Houvardas verpasst Gerhart Hauptmanns Elendsgestalten am Münchner Residenztheater einen expressionistischen Look
Reality-Grusel-TV
von Petra Hallmayer
München, 10. Oktober 2013. "Det wollt ick nich!", erklärt Frau John. Doch da ist längst nichts mehr zu retten und wiedergutzumachen, treibt die Tragödie schon unaufhaltsam ihrem finsteren Ende entgegen. Düsternis liegt von Beginn an über Yannis Houvardas' Inszenierung. Durch eine Bühnenbodenluke kriechen die verschatteten Figuren wie Gespenster herauf, die Putzfrau John, die sich sehnlichst ein Kind wünscht, und das über seine Schwangerschaft verzweifelte polnische Dienstmädchen Pauline Piperkarcka.
Die schönen Tage von Aranjuez - Daniela Löffner lässt Handkes Figuren im Münchner Marstall aneinander vorbeireden
Prinzip Dosentelefon
von Michael Stadler
München, 13. Juli 2013. Und es ist Sommer. Draußen sitzen sie, der Mann und die Frau, an einem Tisch im Freien, und spielen ein Spiel, bei dem er, der Mann, Fragen stellen darf und - typisch Mann? – erst mal wissen will, wie das denn bei ihr war: das erste Mal. Die Frau lenkt erst ab und antwortet dann bereitwillig. So hat Peter Handke es geschrieben. In seinem 2012 bei den Wiener Festwochen von Luc Bondy uraufgeführten Stück "Die schönen Tage von Aranjuez" (hier die Nachtkritik von der Uraufführungs-Inszenierung) fühlt er den Beziehungen auf den hohlen Zahn, und wenn er sich auch nicht auf der Höhe des modernen Geschlechterdiskurses bewegt, schnörkelt sich seine Sprache doch so feinnervig ins Hirn und schweift das Paar so symbolträchtig ab – besonders der Mann, der sich an einen Aufenthalt in Aranjuez erinnert und den Einstieg aus Schillers "Don Carlos" auch zu zitieren weiß –, dass man das Stück durchaus mit einigem Genuss zu Ende liest.
Regie: Calixto Bieito
Regie: Branko Šimic
Regie: Anne Lenk
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