Rex Osterwald - Residenztheater München
Mit Raubtieren reden
von Sascha Westphal
München / online, 27. April 2021. Michel Decar beschreibt seinen Monolog "Rex Osterwald" nicht nur als "Stück für einen T-Rex". In seinen Regieanweisungen wird er sogar noch deutlicher. "Ein T-Rex ist mindestens 3,70 groß und hat 60 Zähne", heißt es dort. Und an diese Beschreibung soll sich das Theater halten, das diesen Text zur Aufführung bringen möchte. Sonst gäbe es halt keine Aufführung. Das ist natürlich nicht ernst gemeint. Dennoch sollte man die Forderung nicht einfach als Scherz abtun. Sie deutet ein Spiel mit dem Möglichen wie mit dem Unmöglichen an, das einen zu einer tieferen Wahrheit führt.
Der Preis des Menschen - Residenztheater München
Kritik der aufklärerischen Vernunft
von Maximilian Sippenauer
München, 11. Oktober 2020. Der Marstall ist auf links gekrempelt. Auf der eigentlichen Bühne stehen lose versprengte Sitzgelegenheiten und sorgen für pandemische Beinfreiheit, während die Bankreihen der eigentlichen Zuschauertribüne als Ort des Spiels dienen. In diese Bankreihen drapiert sind riesige 2D-Pappfiguren, die die Crème de la Crème exotischen Großwilds repräsentieren: Tiger und Löwe, Giraffe und Elefant. Ein Faultier baumelt von der Decke und Büffel, Bär und Walross zwinkern dunkel von den billigeren Plätzen. Auf diesen bunten Pappaufstellern sind bei genauerem Hinsehen Begriffe zu lesen wie "shutterstock" oder "getty images". Die Brandzeichen der Fotoagenturen, die diese Bilder als Vorlagen ins Internet gestellt haben. Was ein ziemlich eleganter Kniff des Regisseurs dieser Uraufführung Miloš Lolić ist, um die Zuschauenden in das Thema des Abends einzuführen: Alles in dieser Welt hat seinen Preis. Jeder, jede, jedes ist Ware. Dann Nebel, und nach und nach ploppen zwischen den Pappaufstellern die Schauspieler*innen empor. In Gehröcken und Samtkleidern wie Caspar David Friedrich-Figuren gekleidet wackeln sie auf den fatalen Horizontalen ihrer jeweiligen Reihe hin und her wie Schießscheiben auf einer Kirmes.
Das Erdbeben in Chili - Residenztheater München
Die Kreisläufe(r) der Katastrophe
von Sabine Leucht
München, 25. September 2020. O weh, das geht ja gut los! So, wie die ersten Worte zerhackt und alle Silben überartikuliert und einzeln mit Pausen umrahmt werden, ahnt man schon, warum Ulrich Rasche für seine Inszenierung von Kleists Novelle "Das Erdbeben in Chili" 150 Minuten braucht. Für dieselben 20 Seiten, die Jan Philipp Gloger in Nürnberg vor einer Woche in einer Stunde bewältigte. Und hektisch war das nicht.
Regie: Claudia Bauer
Regie: Thom Luz
Regie: Antonio Latella
Regie: Blanka Rádóczy
Regie: Timofej Kuljabin
Regie: Amélie Niermeyer
Seite 2 von 4
meldungen >
- 30. April 2024 Ehrung für Ulrich Matthes
- 29. April 2024 Theaterneubau in Rostock begonnen
- 29. April 2024 Auszeichnung für Kurzfilmtage-Leiter Lars Henrik Gass
- 29. April 2024 Publikumspreis für "Blutbuch" beim Festival radikal jung
- 27. April 2024 Theater Rudolstadt wird umbenannt
- 26. April 2024 Toshiki Okada übernimmt Leitungspositionen in Tokio
- 26. April 2024 Pro Quote Hamburg kritisiert Thalia Theater Hamburg
- 25. April 2024 Staatsoperette Dresden: Matthias Reichwald wird Leitender Regisseur
neueste kommentare >
-
Interview Übersetzer*innen Konkret kritisieren
-
Interview Übersetzer*innen Sträflich wenig beachtet
-
Pygmalion, Berlin Aushalten oder lassen
-
Pygmalion, Berlin Muss das sein?
-
Zentralfriedhof, Wien Weder komisch noch grotesk
-
RCE, Berlin Ziemlich dünn
-
Zentralfriedhof, Wien Akku leer
-
Pygmalion, Berlin Clickbait
-
Die Möwe, Berlin Einspringerin Ursina Lardi
-
Hamlet, Bochum Zum Niederknien
nachtkritikcharts
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau