Hekabe - Deutsches Theater Berlin
In finsterem Raunen der Unflat
Howl – Volksbühne Berlin - David Marton stürzt Allen Ginsbergs Ode an den Rausch des Beat ins Melancholische
Sakrales im American Diner
von Elena Philipp
Berlin, 21. November 2019. "Holy. Holy. Holy." Seinen Hut Bogart-like gen Gesicht gekippt, im grauen Anzug, tritt Sir Henry auf. Spendet der Szenerie ein "Holy" hier, ein "Holy" dort, auch mal ein "Howly", als segne er die Bühneneinfälle von Christian Friedländer – den pastellfarbenen Milchbar-Brunnen, die betongesäulte Bauruine, den dreizackigen Berg aus schiefergrauen Papp-Polygonen. Dem Predigerton zum Trotz bleibt Sir Henry papieren wie ein Paragraphenreiter, die Aktentasche in der einen Hand, einen Hefter in der anderen. Keine himmelhoch-höllentief haltlose Hymne, sondern eine ironische Inventur: Ist das David Martons inszenatorischer Zugriff auf Allen Ginsbergs ikonisches Beat-Gedicht "Howl"?
Franziska Linkerhand - Deutsches Theater Berlin
Große Erzählung
von Nikolaus Merck
Berlin, 2. November 2019. Natürlich zählt Franziska Linkerhand von Brigitte Reimann zu den großen deutschsprachigen Romanen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Woran die DDR scheiterte – fehlende Demokratie, falsch patentierter Antifaschismus, mangelnder Gemeinsinn, Partei- und Starrsinnsherrschaft – hat Brigitte Reimann in ihrem postum veröffentlichten Hauptwerk getreulich verzeichnet und das Wie des Scheiterns in Männerherrschaft, Brutalität, Bürokratismus, fehlender Solidarität herzhaft ausgemalt. Die Schriftstellerin starb 1973 mit 39 Jahren an Krebs, an ihrem Buch arbeitete sie bis zuletzt.
Rewitching Europe und Das Wunder der Liebe - Maxim Gorki Theater Berlin
De-Mythisiert das!
von Gabi Hift
Berlin, 1. November 2019. Als Höhepunkt des Herbstsalons im Gorki Theater, der diesmal unter dem Motto "De-heimatize it!" steht, gibt es zwei Premieren in einer Double Feature Show. Der Hauptakt in der Regie Yael Ronens kündigt eine Wiederverhexung Europas und das Ende des Patriarchats noch am selben Abend an. Daniel Cremer verspricht mit seinem Vorprogramm in einem lauschigen Zelt im Garten des Gorki Theaters vielleicht noch Unerhörteres: Er will die Liebe wieder als taugliche Abendunterhaltung installieren, und zwar nicht die Liebe als Problem oder als Tragödie, sondern "Das Wunder der Liebe" (den Titel des allerersten Skandalaufklärungsfilms von Oswalt Kolle werden wohl nur Senior*innen wie ich wiedererkennen). Das Setting ist eine Art Schulung für ein Love-in; dass es sowas gab, ist ähnlich lange her wie der Kolle-Film und natürlich muss man das den Leuten erst mal neu beibringen.
Glaube Liebe Hoffnung - Deutsches Theater Berlin
Träume sind Verschwörungstheorien
von Gabi Hift
Berlin, 27. Oktober 2019. Ein neuer Kruse ist da! Die Fangemeinde musste zwei Jahre warten, nun holpert und knirscht und berauscht es dann doch. Jürgen Kruse interessiert sich nicht für analytisches, intellektuelles Kopftheater. Wer sich "normales Theater" erwartet, wird enttäuscht. Es ist, wie wenn man statt eines Champignon-Omeletts ohne Vorwarnung Magic Mushrooms vorgesetzt bekäme. Kruse geht es nicht um Psychologie, sondern darum, Besucher kollektiv auf einen psychedelischen Trip zu schicken – mit den Mitteln des Theaters.
Regie: René Pollesch und Fabian Hinrichs
Regie: Simone Dede Ayivi
Regie: Steffi Kühnert
Regie: Oliver Frljić
Regie: Thorleifur Örn Arnarsson
Regie: Tilo Esche, Jens-Erwin Siemssen
Regie: Michael Laub / Remote Control Productions
Regie: András Dömötör, Peter Kastenmüller, Clara Weyde
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