Gootopia - Tanzquartier Wien

Auf den Schleim gegangen

von Martin Thomas Pesl

Wien, 15. Oktober 2021. Ein ganz mutiger Besucher hat sich mitten auf die Bühne gesetzt. Er darf das: Das Raumkonzept der neuen Arbeit von Doris Uhlich in der Halle G des Tanzquartiers Wien sieht klar vor, wo das Publikum sich frei bewegen darf und wo die sechs Performer:innen. Als Grenze schlängelt sich ein niedriger Steg durch den Bühnenraum, aber auch bis hinauf an die oberste Stufe der Tribüne. Umgeben von größeren und kleineren Eimern hockt der Mann also auf dem Boden, auf Augenhöhe mit der Performerin Ann Muller, die bereits zum Einlass nackt durch die ersten Schleimspuren robbt.

Habitat / Halle E - Tanzquartier Wien

Fleisch-Arbeit im Wimmelbild

von Theresa Luise Gindlstrasser

Wien, 25. Oktober 2019. Es vibriert, wackelt, klatscht. Es wabbelt, es hüpft. Das Fleisch. Für "Habitat / Halle E" inszeniert Choreografin Doris Uhlich 120 Performer*innen. 120 nackte Körper bringen Fleisch zum Tanzen. Plus 600 angezogene Körper – das Publikum bewegt sich frei im Raum – machen die Halle E im Wiener Museumsquartier rappelvoll. Sicherheitsabstand ist hier nicht: So riesengroß die ehemalige Winterreithalle auch ist, die zweieinhalbstündige Massenchoreografie macht Luft zu Dampf, es schwitzt.

Reverberations – Michael Turinsky lässt im Wiener Tanzquartier gegen die allgemeine Entsolidarisierung antanzen

Geht doch mit der Gemeinsamkeit!

von Martin Thomas Pesl

Wien, 8. März 2018. Als Michael Turinsky 2017 mit Doris Uhlich den Nestroy-Spezialpreis entgegennahm, hielt er eine Rede. Wortgewandt mahnte er Solidarität im Lichte politischer Veränderungen ein, im Speziellen gegenüber Menschen mit Behinderung. Der Choreograf und Philosoph selbst hat Zerebralparese und spricht daher vergleichsweise langsam. Allein, dass er sich dennoch gegen jede Redezeitbeschränkung die Zeit nahm, das Nötige zu sagen, war ein politisches Statement, das die Anwesenden zu befreiten Ovationen hinriss.