Café Populaire - Am Zürcher Neumarkt holt Nora Abdel-Maksoud zur spitzzüngig-unterhaltsamen Gesellschaftskritik aus
Durch den Distinktionsdschungel
von Mirja Gabathuler
Zürich, 27. April 2018. Klassenkampf in Wohlfühlrosa? Ja, zumindest zu Beginn von "Café Populaire" ist die Bühne des Zürcher Neumarkts – verkleinert auf eine schmale Box – in pastelliger Wes-Anderson-Optik gehalten. Wes Anderson ist der Filmregisseur, über dessen tolles Frühwerk man sich gerne einig ist, im Stück wie wohl auch im Publikum. Zumindest, wenn man einer bestimmten Klasse angehört. Wer glaubt, der Klassenbegriff sei nun wirklich überholt, den lässt Nora Abdel-Maksoud im Verlauf ihres Stücks genüsslich auflaufen: Ihre beißende Satire speist sich aus dem alltäglichen Hickhack zwischen sozialen Klassen, die weiter existieren – auch wenn die Figuren auf der Bühne das Gegenteil behaupten.
Maß für Maß - Jan Bosse inszeniert Shakespeare am Schauspielhaus Zürich
Regieren ist Drecksarbeit
von Valeria Heintges
Zürich, 12. April 2018. Herzog Vincentio sitzt vor den Mauern der Stadt. Er hat die Macht, kann wie Big Brother seinen Untertanen von oben zusehen, wie sie versuchen, sich im Labyrinth zurecht zu finden. Wenn Vincentio seinen Zigarettenrauch in das kleine Stadtmodell auf seinem Schoß pustet, dann weht seinen Untertanen der Rauch um die Ohren. Es ist nur eine kleine Szene, mit der Jan Bosse seine Inszenierung von "Maß für Maß" im Schauspielhaus Zürich beginnen lässt. Doch zeigt sie gleich, wie souverän dieser Abend mit Bildern, mit Perspektiven, mit Einfällen spielt: Ein Video filmt von oben, was sich hinter der Mauer verbirgt. Hier pustet eine Nebelmaschine, wenn Vincentio in sein Minimodell raucht.
Kaspar Hauser und Söhne - Ersan Mondtag malt Olga Bachs deutsche Profiteursgeschichte am Theater Basel mit kräftigen Farben aus
Wieso zwienget er ihm?
von Cornelia Fiedler
Basel, 12. April 2018. Es sind archetypische Szenen einer autoritären Gesellschaft: brüllende, prügelnde Väter, hilflos weinende Mütter, angstgestörte Kinder, denen jeder Begriff von Freiheit ausgetrieben wurde. Olga Bachs "Kaspar Hauser und Söhne" ist angelegt als das unbarmherzige Kondensat einer deutschen Generationengeschichte, Startpunkt 1940, vorläufiges Finale 2018. Kaspar Hauser, jener berühmte verstörte junge Mann, der im Jahr 1828 in Nürnberg auftaucht und angeblich ohne jeden menschlichen Kontakt aufgewachsen war, wird hier zum Namens- und Motivgeber für eine ganze schwer beschädigte Dynastie. So setzt der Regisseur Ersan Mondtag in seiner Uraufführung des Stücks am Theater Basel denn auch auf ästhetisierte Hässlichkeit in Fatsuits und eine protoäffische Spielweise.
Regie: Gerd Heinz
Regie: Tom Schneider / Infinite Cooperation
Regie: Boris Nikitin, Zuleikha Chaudhari / Ntando Cele
Regie: Barbara Falter
Regie: Cilli Drexel
Regie: Frank Castorf
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