Wash your dirty hands

von Sarah Waterfeld

5. November 2020. Neuerdings beharren Kulturschaffende auf der Systemrelevanz der Kunst. Die Systemrelevanz der Theater wollen nicht wenige im löblichen Engagement gegen Rassismus, Sexismus und andere Diskriminierungsformen oder gar kapitalistische Ausbeutungsverhältnisse sehen, denn Theater sind dezidiert keine reinen Unterhaltungstempel, sondern Diskursstätten, in denen aufgeklärt, analysiert, historisiert wird.

Berlin Denkmal für Bertolt BrechtBrecht-Denkmal von Fritz Cremer auf dem Vorplatz des Berliner Ensembles © Marek Śliwecki, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia CommonsDoch sehen wir uns diese Relevanz etwas genauer an: Theater sind verpflichtet, ihre Finanzkooperationen auf ihren Webseiten aufzuführen. Das Berliner Ensemble etwa arbeitet mit der Deutsche-Bank-Stiftung oder der Aventis Foundation zusammen. Berliner Volksbühne und Gorki-Theater pflegen u.a. ein partnerschaftliches Verhältnis zur Allianz-Kulturstiftung.

Kulturinstitutionen sind neben ihrem vordergründigen politischen Engagement nämlich auch zu Artwashing-Pionieren avanciert. Niemals zuvor hatten Großkonzerne einen derart massiven Einfluss auf die angeblich freie Kulturlandschaft. So lassen sich im Programm der Theater auch keine Verweise darauf finden, dass die Allianz während des NS-Faschismus Gebäude und Personal der Vernichtungslager in Auschwitz und Dachau sowie Teile der NSDAP versicherte. Das Unternehmen vermehrte seinen Reichtum maßgeblich durch die Shoah und zählt noch immer zu den ganz Großen im Investmentbankgeschäft. Es spielt auch keine unwesentliche Rolle im Vorantreiben des Klimawandels oder über Nahrungsmittelspekulationen bei Hungersnöten.

Wir könnten uns zu der Aussage hinreißen lassen, die Allianz verfolge per se ein rassistisches, menschen- und umweltfeindliches Geschäftsmodell. Oder, weniger dramatisch, Profit geht ihnen über alles. Es könnte zudem behauptet werden, es liege in der Aufgabe der Theater, solche globalen Zusammenhänge aufzudecken, künstlerisch aufzubereiten und die fortdauernde Macht dieser Konzerne historisch einzuordnen.

Brecht und die Deutsche Bank

Das "Brechttheater" Berliner Ensemble lässt sich eine "Exzellenz-Reihe" von der Deutschen Bank finanzieren. Brecht dürfte im Grab rotieren. Karen Breeces Stück "Auf der Straße", das im Rahmen dieser Reihe herauskam, handelte von Wohnungslosigkeit. "Echte Wohnungslose" wurden aufgefahren, ihre individuellen Lebenswege nachgezeichnet, während unerwähnt blieb, dass die Deutsche Bank heute etwa in Los Angeles aufgrund ihrer brutalsten Entmietungsstrategien als "Slumlord" gilt.

Auch Agrarspekulationen und ihre Folgen oder die Rolle der Bank während der NS-Diktatur interessieren offenbar weniger. Indem der aktuelle Vizepräsident der AG im Vorstand der Villa Romana sitzt und der Akademie des Deutschen Buchpreises angehört, hat eine Interessensvertretung der Bank sogar ganz direkten Einfluss auf die Frage, welche Kunst heute förderungswürdig ist.

Brechts "Baal", auch am Berliner Ensemble inszeniert von Ersan Mondtag, wurde von der Aventis Foundation kofinanziert. Das Unternehmen Aventis, von dem das Stiftungsgeld kommt, heißt seit 2011 Sanofi und ist Weltmarktführer im Impfstoffgewerbe, macht aber auch eine gute Figur in Sachen Pestizide und Rüstungsindustrie. Hoechst (eine Gesellschaft der Sanofi-Gruppe) stand während des Ersten und des Zweiten Weltkriegs für Rüstung, chemische Kampfstoffe, Zwangsarbeit und Menschenversuche. Im Jahr 2001 verklagte Hoechst die südafrikanische Regierung, weil diese Aids-Patient*innen per Gesetz mit billigeren Generika-Medikamenten versorgen wollte. Die Liste der Verbrechen von Chemie- und Pharmariesen an der Menschheit dürfte endlos sein.

Es soll hier sicher kein Appell gegen Impfstoffe formuliert, sondern vielmehr die Profitorientierung von Pharmaunternehmen angeprangert werden, die Forschung in vielen Bereichen eher verhindert als vorantreibt. Indem Theater solche Gelder nehmen und somit zwangsläufig bestimmte Zusammenhänge unerwähnt lassen, sind sie unbedingt als "systemrelevant" zu betrachten. Das ist jedoch anders zu verstehen, als sich so manche Theaterschaffenden vermutlich zugestehen möchten.

Theater ist nicht nur systemrelevant, sondern systemstabilisierend

Das bürgerliche Theater mit seinen antiken Wurzeln hatte von jeher eine ganz maßgebliche "systemstabilisierende" Rolle. Das Wesen des dionysischen Opferkults, genau genommen aller Opferkulte, lag in der gewaltpräventiven Funktion für die jeweilige Gesellschaft. Das aus dem Opferkultischen hervorgegangene Theater sollte Stabilität und Fortdauer der Verhältnisse garantieren. Das Konservieren war seine primäre Aufgabe. Mitnichten hatte das Theater jemals subversiven Charakter. Explizit ausgenommen sind all jene linksradikalen dialektischen Theaterformen, über die versucht wurde, ein revolutionäres Anti-Theater zu etablieren, das die Emanzipation der Arbeiter*innen-Klasse zum Leitmotiv hatte.

Die aktuelle bürgerliche Exklusivität unserer Theaterlandschaft mit ihren sleeken, ehrfurchteinflößenden, schicksterilen Palästen, mit ihren thematischen Leerstellen und ihrem Geniekult ist jedoch in einem Maße "systemrelevant", dass einem schlecht werden könnte. Welches Bild bieten streng hierarchisch bis monarchisch organisierte Theater mit ihren outgesourcten Reinigungskräften und ihrem geringen Anteil an FLINT*-Personen in Entscheidungspositionen? Welches Bild geben sie ab mit ihrem technischen Personal, das laut Vertrag zu 51 Prozent künstlerisch arbeitet, um mit einem Künstler*innen-Vertrag prekär beschäftigt werden zu können? Wie steht es um das künstlerische Prekariat, das in totaler Abhängigkeit von der Willkür von Intendant*innen und deren Vertrauenskreis lebt? Was sagen uns die aktuellen Zahlen zu sexuellem Missbrauch und einem Klima der Angst? Wie verhält es sich mit der Familienfreundlichkeit der Probenzeiten, wie mit demokratischer Teilhabe? Diese Kritik ließe sich auf die Bildende Kunst mit ihren durch Stiftungen finanzierten Museen übertragen sowie auf den Literatur- oder Filmbetrieb.

Strategische Spitzfindigkeit? Heuchelei!

Indem wir uns in der Coronakrise mit der Frage nach unserer Systemerelevanz konfrontiert sehen, liegt aber auch die Chance einer Begriffsauseinandersetzung. Dafür jedoch sind Selbstreflexion und Klassenbewusstsein unabdingbar – auch und insbesondere für die bürgerliche Klasse. Es ist doch nachgerade zynisch im Kapitalismus auf die eigene Systemrelevanz zu beharren. Wir sollten vielmehr fragen, wie viel inneren Widerspruch so ein kritisches Kunstwerk aushält, bis es als billigste Heuchelei enttarnt werden muss.

Diese Stiftungsgelder zu nehmen, mögen manche einwenden, sei eine strategische Spitzfindigkeit. Dann lasst euch sagen: Diese Strategie muss mit Blick auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung und in Anbetracht des allgemeinen Rechtsrucks endgültig als gescheitert betrachtet werden.

StaubzuGlitzerDemo 1000 DavidBaltzerGemeinsam mit Nachbar*innen und verschiedenen Bündnissen positioniert sich die Volksbühne im Mai 2020 gegen die rechten "Hygiene-Demos" am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. © David Baltzer

Unterdessen konnten Kulturschaffende, diese rechtschaffene Vorhut der kulturellen Intelligenz, nicht aufhören, sich über die staatliche Aufforderung zu echauffieren, sie sollten HartzIV beantragen. Völlig unverschuldet, wegen einer Pandemie. Als hätten nicht schon zuvor tausende diese enervierenden Anträge ausfüllen müssen, trotz ihres Anstellungsverhältnisses, Hochschultitels, Talents oder Fleißes. Als wäre nicht bekannt, dass abertausende von Literatur-, Kunst- und Theater- oder Filmschaffenden nicht von ihrer Arbeit leben können, trotz hervorragender Referenzen und Ausbildungen.

Als hätten sich Erntehelfer*innen, Minenarbeiter*innen, Näher*innen und andere weltweit ihren Knochenjob aus purer Leidenschaft für die Sache ausgesucht, als seien sie absichtsvoll in ihrer "systemrelevanten" Lage. Und als sei es nicht völlig unbestritten, dass wir das dringend benötigte Antibiotikum oder sauberes Trinkwasser dem Buch oder der Netflixserie vorziehen würden, ja müssten sogar im existenziellen Notfall.

Kein Aufschrei wegen kultureller Unterversorgung

Während sich auf dem Rosa-Luxemburg-Platz im April auf "Hygienedemos" die rechtsextreme Szene zusammenrottete, wurden Haus-Musicals für die Ausstrahlung auf youtube gedreht. Sänger*innen rannten darin über ihre 30qm-Luxusterrasse, weil sie so empört waren über ihren Zwangsurlaub. Sie sind wirklich gerannt. Auf ihrer Terrasse. Gerannt.

Es wurde vor der Kamera auch weiter in die Klaviertasten gehauen oder im Akkord gelesen, als habe es einen Aufschrei gegeben wegen kultureller Unterversorgung. Die Wahrheit ist: Den gab es nicht. Denn außerhalb der bürgerlichen Kunstblase waren die Leute mit dem eigenen wirtschaftlichen Überlebenskampf befasst. Ein Zusammenhang zwischen ihrer prekären Lebenssituation und Theaterkunst drängte sich ihnen offenbar nicht auf. Die arrivierte Kulturszene ist so was von krank und kaputt, und nicht erst seit Corona, dass wir ihr wirklich nur gute Besserung wünschen können. Wenn wir diesen Planeten und alle Lebewesen auf ihm vor der Klimakatastrophe bewahren wollen, wenn wir Rassismus, Sexismus, Sklaverei und Ausbeutung beenden, Grenzen abschaffen und gleichwertige Lebensverhältnisse durchsetzen wollen, bedeutet das für uns in erster Linie Verzicht.

Hier wird eine Kulturlandschaft gefeiert, die auf Konkurrenz und Wettkampf basiert, eine Szene, in der auf die Abgehängten hämisch herabgeblickt wird, aus der weite Teile der Gesellschaft ausgeschlossen sind und die strukturell völlig kongruent zum Rest der Gesellschaft funktioniert, den sie angeblich kritisieren will.

Was die Theater(schaffenden) tun sollten

Theater sollten die Corona-Krise nutzen, um sich basisdemokratisch zu organisieren. Sie sollten beraten, wie sich egalitäre Entlohnungsmodelle einführen ließen von der Reinigungskraft bis zur Intendanz. Strenge Frauen*quoten sollten durchgesetzt werden in diesem institutionellen Weltspiegel, im Mikrostaat Theater. Nach der Abschaffung von Supergehältern vermeintlicher Stars, muss die Abkehr von jeglicher Drittmittelförderung folgen, von Stiftungen, die den globalen Multikonzernen zur Steuervermeidung und Geldwäsche dienen. Der vorauseilende Gehorsam von Antikapitalist*innen bei der Themenwahl könnte vielleicht ein Ende finden, linksradikale Begriffe müssten nicht länger vermieden werden aus Angst vor der Nichtbewilligung eines Antrags.

Diese obsessive Beschäftigung mit rechten Denkmustern, rechten Strukturen und rechten Argumenten muss, in Anbetracht mimetischer Welterzeugung, endlich aufhören.

Schließlich könnte wieder tatsächlich kritisches Autor*innentheater möglich werden, das nicht nur so tut, als würde es wachrütteln, während es eigentlich konserviert und reproduziert. Wir brauchen die Vernetzung von Theaterarbeit und tagesaktuellen Arbeitskämpfen.

Mit unserer Kunst sollten wir jene Konzerne und ihre Machenschaften bloßstellen, die ihre Logos momentan in Prospekte, auf Plakate, Homepages, auf Sessellehnen und Sponsor*innenwände scheißen. Vielleicht würde dann bei der nächsten Pandemie als erstes an andere gedacht. Vielleicht würden Kulturschaffende nicht nur nach einem bedingungslosen Grundeinkommen für die eigene Kaste krähen, sondern die Vergesellschaftung von Pharmaunternehmen und Krankenhäusern sowie die Abkehr von einem profitorientierten Gesundheitssystem verlangen und sich mit anderen Prekarisierten verbünden. Vielleicht würde eine absolute Mehrheit der Bevölkerung in der nächsten Pandemie dann tatsächlich als allererstes die Öffnung ihrer Theaterhäuser, ihrer Diskursstätten verlangen.

Vielleicht gäbe es in der nächsten Pandemie schon viel mehr Theater. Theater in jedem Kiez und jedem Dorf, in denen Gesellschaft von allen gemeinsam verhandelt wird. Die staatlichen Mittel an diesen Theatern wären unbegrenzt, weil alle Menschen dies so verlangten, weil eine Demokratie gar nicht mehr anders denkbar wäre. Vielleicht begäbe sich dann nie wieder jemand impulskontrollgestört lesend, tanzend oder sonst wie produktiv-kreativ vor die Webcam in der ersten Woche einer Pandemie, um sich über Klickzahlen die eigene Systemrelevanz versichern zu lassen, die es doch eigentlich abzulehnen gilt, solange alles ist, wie es eben ist.

Nicht nur Viren werden von Mensch zu Mensch übertragen, sondern eben auch Hoffnung, Mut und Standhaftigkeit. Alerta!

Dies ist eine gekürzte und überarbeitete Fassung eines Textes, der im Mai 2020 in der Benefiz-Anthologie "Tage wie diese" hrsg. von Alexander Broicher im Fine Books Verlag erschienen ist.

Sarah Waterfeld, geboren in Berlin, studierte Neuere deutsche Literatur, Politik- und Medienwissenschaften an der FU Berlin und der Universität Potsdam. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der LINKEN im Deutschen Bundestag und veröffentlichte 2015/16 ihre transmediale Romanreihe "Sex mit Gysi" und "Was vom Hummer übrig blieb". Außerdem war sie Lehrbeauftragte der Universität Potsdam für transmediale Strategien politischer Intervention. Seit 2017 ist sie Mitglied im Künstler*innen-Kollektiv Staub zu Glitzer, das mit der transmedialen Inszenierung "B6112" an der Volksbühne intervenierte und seither künstlerisch-aktivistisch in Berlin arbeitet. Seit Beginn der Corona-Pandemie engagiert sich Staub zu Glitzer mit Bündniskundgebungen gegen Verschwörungsideolog*innen und organisierte zuletzt den Zusammenschluss von Theatern und Deutscher Oper in Berlin Charlottenburg gemeinsam mit lokalen Gewerbetreibenden gegen einen Szenetreff von Reichbürger*innen (hier die Rede des Regisseurs Volker Lösch bei der Kundgebung).

 

 

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Kommentare  
Artwashing: Zusammenhänge
Sehr schöne Beschreibung von "Förder"zusammenhängen. Da lohnte sich garantiert auch ein Blick in die Verlagsantalten und den aktuellen Literaturbetrieb! - Ansonsten: Es soll Menschen geben, die wegen dieser selbständig aufgefundenen Zusammenhänge schon lange nicht mehr ins Theater gehen - und wenn sie sich dafür vor Sehnsucht nach Theater als solchem irgendwo anbinden müssen. - Die können aber auch eine Inszenierungs-Bezeichnung namens "B6112" nicht ertragen... und würden sich allein deshalb nicht an deren Real-Aktivismen gegen Alien-Vertraute und Ex-Monarchie-Verwirrte anschließen - Was machen wir denn da?
Artwashing: welche Basis?
Sehr guter Artikel! Danke! Die wütende Umkehrung des Systemrelevanten, womit du auch LINKE Alternativen bloßstellst, ist längst fällig. Das ist doch bezweckt, oder, zu behaupten, dass auch die LINKE in diesem Relevanzdschungel knietief drin steckt, oder? Und deine linksradikale Brecht-Stange wäre dann die einzig gültige?
Ich hoffe nur, dass die Basis, von der du sprichst, noch da ist und nicht auch längst nach rechts gerückt (von mancher Querfront angelockt) - und umgekehrt denke ich, dass tradiertes Klassenbewusstsein im (Klein-)Bürgertum als Systembruch oder Systemtransformation bei gleichzeitiger Pluralisierung sehr wohl gedacht werden kann.
Die Frage ob dann auch Steuergelder für Theater, wenn nicht auch durch Waffengeschäfte und andere großkapitalistische Geschäfte, anders generiert werden könnten, stellst du nicht. Das würde vermutlich zur Schließung der (/mancher) Theater und dem Verzicht auf Kunst führen. Obwohl ich nicht den Eindruck habe, du willst die Grundbedürfnisse aller Menschen gegen einen "bürgerlichen Luxus Kunst" ausspielen. Kunst als Grundbedürfnis aller Menschen! - schreit dir Beuys aus dem Grab entgegen!
Dein Kunstbegriff, alles im Dienste der Agitation, ist also schmal. Aber wenn das rechte Spektrum zusammen mit den liberalen Systemrelevant-Reformer*innen noch jede Institution nach rechts mitzieht, muss er das strategisch wohl auch sein, um inmitten oder nach der Transformation wieder aufzublühen. Nur an welchem Horizont erkennst du die? Wo ist die Basis? Welcher Arbeitskampf lässt sich hochskalieren? Gäbe es heute noch die Basis für einen Generalstreik wie vor 100 Jahren beim Kapp-Putsch? Und wären wir dann nicht auf jedwede Bündnisse angewiesen, wenn nur genügend Staatsbeamte remonstrieren, so wie Höcke (feat. rechtsradikale Netzwerke) sich das am TagX wünscht? Der Verzicht wäre somit strategisch notwendig, um Care-Work, um transformatorische Tätigkeiten zu tun, um Nicht-FLINT-Leuten zu erklären, warum es FLINT braucht.
Aber warum nicht zuerst auf alles andere verzichten, die Abrodung der Wälder, die Zerstörung der Biodiversität, die brutale Ignoranz gegenüber Arbeitsschutz, besagter Waffenexport uvm - also alle Waren und Lohnarbeiten (und systemrelevanten Produktionsverhältnisse), die damit in Verbindung stehen? Und die Kunst trotz allem feiern. Warum entweder-oder? Ich kenne genügend, die irgendeinen Scheiß proben und trotzdem auf die Straße gehen. Mit Fingerzeigen ist es nicht getan, während du damit auch das Mittagessen bei Deliveroo im zukünftigen Plastik- oder Pappmüll orderst oder einfach keinen blassen Schimmer haben kannst, wo die Schokolade oder das Koltan herkommen. Oder weil die Gewerkschaften auch irre werden, wenn sie an die ökologisch-ökonomische Zangenkrise (Klaus Dörre mit "e"!) denken, also Arbeitsplätze, die Ressourcen vergeuden und Klimawandel befeuern, halten wollen.
Also nochmal: Welche Basis?

Ich lese nur Diversifizierung und Ausblendung strategischen Denkens. Antifaschismus braucht Bündnisse. Und Kommunismus keine neuen Autoritäten, auch keine, die eine mangelnde Basis zusammencasten. Kommunismus ist die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt (Die deutsche Ideologie, K.M.).
Also immerhin Anti-Imp, nicht Anti-Impf. Aber ich wittere Türstehermentalität, wo keine Mehrheiten gefunden werden und keine Bündnisse gesucht werden. Je kleiner der Raum, desto weniger werden reingelassen.
Art-Bashing, Shaming, Blaming und Discomfort halte ich für zweifelhafte Strategien, bei aller Gültigkeit der materialistischen Schule. Linke Bündnispolitik ein Jahr vor der Wahl geht anders. Aber vielleicht fühlen sich ja ein paar obere Zehntausend ermuntert (bevorzugt reiche Erben, die sich schämen), mehr Stiftungsgelder zu generieren, wenn (Post-)Coronaausterität den Kultursektor ohnehin zusammenkürzen wird, denn von Grün-Schwarz oder R2G ist nicht zu erwarten, dass Gelder für Theater künftig nicht mehr dreckig sind. Es gibt kein richtiges Leben im falschen? Doch. Also weiter los! Wut gegen (politische) Wintermüdigkeit.
Artwashing: B6112
Die Unerträglichkeit des Titels "B6112" ist ein sehr schöner Einwand von "Hospitanz". Viel unerträglicher ist jedoch der Umstand, dass solche bewusst klein gehaltenen Atomwaffen amerikanischen Typs existieren und in Deutschland stationiert werden. Und genau darauf soll der Titel verweisen. Im besten Falle hätte der Titel eine Diskussion darüber ausgelöst.
Artwashing: lesenswert
Ein wirklich lesenswerter Artikel!
Artwashing: Märchen- und Fabelbereich
Als wenn die Subventionierung der Theater durch den Steuerzahler sauberer wäre als durch Zuwendungen der Deutschen Bank oder sonst wem! Der Widerspruch zwischen Theater und Kapital, der hier aufgemacht wird, umfasst nicht nur die Häuser sondern die gesamte Gesellschaft und alle bürgerlichen Institutionen. Den Widerspruch muss jede Kunst Und jede Kritik mitdenken, sonst kann sie sich gleich in den Märchen- und Fabelbereich verabschieden. Ich möchte behaupten, dass dieser wesentlich ist, um überhaupt konstruktive Kunst oder Kritik machen zu können. Auch diese Seite dürfte nach den Kriterien der Autorin nicht genutzt werden, weil sie durch bestimmte Zuwendungen aus der Wirtschaft Meinungsfreiheit angeblich verhindert. Und, über die Aussage des Verbots der Mimesis in Bezug auf rechte Denkmuster und Strukturen würde ich hier gern mal einen ausführlicheren Text lesen.
Artwashing: dilettantisch angewandt
Titel, die erst als Verweise in Meinung verortet werden müssen, sind dilettantisch angewandte Titel.

Wenn ich über die amerikanischen Waffen - und nicht nur die, sondern über den während des Einigungsvertragsprozesses festgelegten Truppenabzug der ehemaligen Alliierten, den nur die Russen - und zwar fristgerecht - erfüllt haben - eine Diskussion will, muss ich schon eindeutiger werden oder ein künstlerisch analog schweres Geistesgeschütz auffahren.
Artwashing: Refeudalisierung stoppen
so ist es richtig, man muß die Bösewichte auch mal demaskieren, dieses boring rechts-links bashen von einzelnen kleinteiligen verfreakten radikalen Querdenkern und Afd Hinterwäldlern ist so verklärend, langweillig und nur im Sinne derjenigen, die wirklich Dreck am Stecken haben und weiterhin Ihre Pfründe und Anwesen beschützen wollen. Demaskierung auf ganzer Linie....Refeudalisierung stoppen, weiter so..
Artwashing: Wer finanziert heute die Theater?
Artwashing, ja. Weniger glamourös ist's, wenn man auf grundlgend fragt: Wer finanziert landesweit die Theater(chen)? Was passiert, wenn das vom Staat zugestandene Geld nicht mehr reicht? Kleinere Brötchen backen? Sich alternative Finanzquellen suchen? Lieber gleich dicht machen? Und wessen Geld wäre "sauber"?
Der Rückzug der öffentlichen Hand aus der Finanzierung eigentlich öffentlicher Theater ist grundlegend ein Problem - und seit einigen Jahrzehnten. Zuerst bemerkt an den kleineren Häusern, aber heute kaum irgendwo von irgendwem thematisiert. Das Theater Fürth ist ein Beispiel:
„Am 31.8.1970 endete der Theatervertrag zwischen Nürnberg und Fürth. Durch einen höheren Zuschuss von Fürth wäre eine Vertragserneuerung denkbar gewesen, aber auch diesmal entschied sich Fürth für einen eigenen Weg. Die Theaterkrise dieser Zeit sollte durch die Organisationsform des selbstständigen Gastspielbetriebs überwunden werden.“ (https://www.stadttheater.de/stf/home.nsf/contentview/F2C99A413C2D2B1FC1257C850055006D)
Die „Überwindung der Theaterkrise“ führte dazu, dass das Theater Fürth (ein riesiges Gebäude) heute ein „Ensemble“ von VIER jungen Schauspieler*innen besitzt und weiterhin Gastspiele (v.a. komödiantisches und musikalisches Programm) einlädt, außerdem ein reichhaltiges theaterpädagogisches Angebot und eine Bürgerbühne produziert und präsentiert. Und neben diversen „Spendenprojekten“ gibt es ein umfassendes Sponsorenprogramm, das man sich als Theater zum 100-jährigen Jubiläum „gegönnt“ hat. Unbedingt auf der Theaterhomepage lesen, hier nur der Anfang:
„Anlässlich der Sanierung des Stadttheaters zum 100-jährigen Jubiläums und einer glanzvollen Jubiläumsspielzeit 2002/2003 etablierte das Stadttheater ein Sponsorenprogramm, das den Schulterschluss zwischen Kultur und regionaler Wirtschaft auf eine systematische und verlässliche Basis stellte. Seither ist die Zahl der Sponsoren und das Sponsoring-Volumen Jahr für Jahr gestiegen - ein Zeichen sowohl für die Attraktivität der ‚Marke’ Stadttheater Fürth, als auch für die konsequente Ausrichtung des Sponsorenprogramms an den Bedürfnissen der Unternehmen.“
https://www.stadttheater.de/stf/home.nsf/contentview/01DB06CE71C03289C1257C8600511DA5
Wie viele Theater gibt es noch, die wie Fürth „funktionieren“ und eine "konsequente Ausrichtung an den Bedürfnissen der Unternehmen" pflegen?
Artwashing: kapitalistische Realität
Der flapsige Ton dieses Beitrags sollte nicht darüber hinwegtäuschen: er ist absolut zutreffend und kein bisschen übertrieben. Was er beschreibt, ist allerdings nicht theaterspezifisch, sondern kapitalistische Realität. Es gilt in zumindest gleichem Ausmaß für die Medien und die Hochschulen. Die Drittmittelforschung mit den damit verbundenen Abhängigkeiten ist in den vergangenen Jahren, gefördert von SPD- und Grünen-Politikern ebenso wie von jenen, von denen man es erwarten musste, exponentiell gewachsen. Was aber besonders widerwärtig ist: es gibt im akademischen Bereich noch nicht einmal den rhetorischen Widerstand, den die Theater immerhin leisten. An den Hochschulen haben sich fast ausnahmslos Opportunisten, Hochstapler und Konvertiten eingenistet, die die Unterordnung unter die Interessen der Konzerne, die Profiteure des Nazi-Regimes naturgemäß eingeschlossen, nicht nur hinnehmen, sondern mit Sekundärrationalisierungen verteidigen. Was sich Sarah Waterfeld gegen Ende ihrer Ausführungen erhofft, wird es an den Universitäten, aber auch in den Redaktionen der Zeitungen und der Rundfunkanstalten nicht geben, weil es nicht gewollt wird. Und sage bitte niemand, derlei habe auf einem Theaterportal nichts zu suchen. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Reaktionen des studentischen Publikums auf die Inszenierung von Trankred Dorsts "Toller" durch Peter Palitzsch. Sie folgte einer anderen Logik als der von der Deutschen Bank oder der Pharmaindustrie vorgegebenen. Mit geringem Erfolg, wie wir heute wissen. Aber immerhin in einer Stimmung, die andere Gefühle auslösen konnte als die hier beschriebene Realität.
Artwashing: Informativ
Endlich traut sich mal eine Autorin die Berliner Kulturinstitutionen und ihre Geldgeber, die imperialistische Finanzwirtschaft mit einer linken Position zu kritisieren. Sehr mutig!
Den Ausdruck "flapsig" würde man einem männlichen Autor übrigens nie unterstellen, da hieße es kämpferisch oder ähnlich. So wird nur über eine Frau geurteilt, deren wissenschaftliche Kompetenz damit gleichzeitig diskreditiert wird.
Artwashing: auf die Sprache
Wanda R., der Ausdruck "flapsig" bezog sich auf die Sprache, und ich schwöre Ihnen: ich würde ihn auch auf den Text eines Mannes anwenden. Aber vielleicht verdächtigen Sie mich auch, dass ich diesen Beitrag nur gelobt habe, weil er von einer Frau stammt. Ach Wanda...
Artwashing: Thomas Brasch
Da empfehlen wir doch noch einmal die Dankesrede von Thomas Brasch bei der Verleihung eines Preises, der durch einen Konzern finanziert wurde. Irgendwo bei YouTube zu finden, falls dieses Videoportal noch benutzt werden darf. Aber leider ist Dialektik, zumal politische, durch Moralismus ersetzt. Nicht wirklich neu, aber bei dem Bildungshintergrund dann doch irritierend.
Artwashing: politisch und mutig
Da habe ich mir die 40 Jahre alte Rede von Thomas Brasch doch mal angesehen. Der Skandal bei der Verleihung des Bayerischen Filmpreises von 25.000 Euro unter Teilnahme von Strauß war,dass Brasch sich für seine Ausbildung in der DDR bedankt hat. Er wool e den Preis für die Finanzierung eines neuen films verwenden. Strauß hat ihn locker abgewatscht, Brasch sein ein Beispiel für den liberalen Bayrischen Staat! Die DDR ist Geschichte, der Rechtstrend ist Gegenwart.Auf keinen Fall trauere ich der DDR nach, doch moralisch ist der Text von S.Waterfeld bestimmt nicht, er ist politisch und mutig. Und hoffentlich wissen alle Kunstschaffenden, was es bedeutet heute systemrelevant zu sein!
Artwashing: Zustimmung
@12: Agreed on.
Artwashing: Mehr Exposition bitte
Die gekürzte und überarbeitete Fassung eines gedruckten Essays ist hier dankenswerterweise zu lesen. Der Punkt, den die Autorin hier macht, muss gemacht werden, aber war für mehr als den wirklich kein Platz in der "nachtkritik"? Ein bisschen mehr Raum für Ein- und Überlegungen hätten den Text zwar etwas länger, aber sicher deutlich weniger gehetzt gemacht. Das Publikum auf dieser Seite könnte sich vermutlich auch auf ein wenig längere Texte konzentrieren.
Artwashing: Kunst ist autonom
Alles ok, auch gut, Umgang und "Struktur" in den Institution zu ändern, bei den Proben, hinter der Bühne. Und doch: die Natur ist nicht nützlich und zielstrebig, das denken bloß Philister. Und so denken sie auch über Kunst. Als müsse auch sie sich nützlich machen. Ein Künstler aber macht Kunst, wie sie es von sich aus will, nicht wie der Künstler will, erst recht nicht wie das Publikum will. Das begreift der Text von Sarah Waterfeld nicht, weil ihr am Ökonomischen, am Nützlichen gelegen ist, das was man auf der Bühne sieht und erfährt soll immerhin 'was bringen. Davon wird die Gegenwart beherrscht, so wie auch Sarah Waterfeld Text. Kunst und Natur aber sind überflüssig, verschwenderisch, lebendig, damit "das Unendliche immerfort gegenwärtig sei, weil nichts verharren kann" (Goethe in seinen Notizen über Hegel). Kunst ist nicht nur dann nicht autonom, wenn sie sich von vermögenden Marktteilnehmern aushalten lässt, sondern auch dann nicht, wenn sie in den Dienst einer politischen Agenda gestellt wird; und sei es noch so eine autonome politische Agenda.
Artwashing: überfällig
Vielen Dank!! für diesen längst überfälligen Artikel! Solange die Intendanten der deutschsprachigen Theater mit ihren 150.000€ teuren Autos auf dem Vorplatz "ihrer" Theater spazieren fahren, wird sich recht wenig ändern. Alle sind satt, Keiner hat das Bedürfnis etwas neues über die Welt in der wir leben zu erzählen. Wieso? Weil sie schon längst zum Teil des Problems geworden sind.
Es fehlt an Transparenz, an allen Ecken und Enden.
Die "Stars" der "großen Häuser" leben teilweise nicht mal in den Städten in deren Ensemble sie spielen.
In Zeiten von Gentrifizierung und Wohnungsknappheit werden Gästewohnungen für Ensemble-Mitglieder zur verfügung gestellt.
In Zeiten des Klimawandels werden Schauspieler per Flugzeug von Berlin nach Wien eingeflogen wegen eine/zwei Drehtage.
Man könnte endlos viele Beispiele nennen. Wer einmal am Theater gearbeitet hat, kann stundenlang darüber reden. Das System ist absurd, das System ist vollkommen krank.
Artwashing: polemisch, zu kurz gedacht
Es ist wichtig, dass hier auf die privatwirtschaftlichen Interessen und die Kapitalströme eingegangen wird. Diese Art der Kritik gab es und gibt es künstlerisch verhandelt immer wieder - man denke an "GlobexX - Das unternehmerische Selbst" des Kollektivs "Girl to Guerilla" in Osnabrück 2015.
Die Pflicht liegt hier allerdings bei der Politik, diese Freiräume offen zu halten und die Möglichkeiten zu bieten, tatsächlich auch subversiv zu sein. Wenn es um die Freiheit der Kunst geht, darf es keine wirtschaftlichen Abhängigkeiten in dieser Art geben.
Was hier letztlich gefordert wird ist ja utopisch: Ein Theater, das ohne finanzielle Abhängigkeiten ständig polarisiert und auf diese Weise agitativ alles auf den Kopf stellt. Das kann ja nicht funktionieren, eben weil das Theater als Gegenpol und Spiegel gesellschaftlicher Diskurse und Krisen immer, wie hier sehr richtig bemerkt wird, auch eine systemerhaltende Funktion einnimmt.
Die historische Analyse ist hier mehr als schwierig, wenn man sich mal ansieht, wie und wo Theater immer wieder für Anstoß gesorgt hat und wirklich politisch war und bis heute ist. Als Berlinerin ist sie da ein wenig in ihrer Bubble und versteht gesellschaftlichen Auftrag von Kunst glaub ich sehr sehr einseitig. Sie unterschätzt die Kraft und die Bedeutung, die zum Beispiel Landesbühnen und Provinztheater erfüllen. Gleichzeitig kann ich nachvollziehen, dass Theater immer wieder platt etwas von politischem Theater behaupten (ähnlich wie andere große Stadt- und Staatstheter) und dann doch wieder nur vor den gleichen reichen Fatzken spielen (mitunter) und dann einen subversiven und avantgardistischen Anspruch behaupten.
Artwashing: Gute und schlechte Ideen
Einige gute Gedanken und Vorschläge;
und andere, die insgeheim eine gewalttätige - narzisstische und Neid orientierte - Zerstörungsphantasie anpreisen (siehe auch Kommentare)
Artwashing: Zustimmung
Ich bin ein sogenannter Jungschauspieler an einem Berliner Theater und ich kommentiere hier zum ersten Mal. Erstmal freue ich mich, dass dieser Text so viele Likes bekommen hat, dass die Menschen von der Anzahl her einen Staatstheaterbetrieb stemmen könnten. Wir könnten es einfach tun, Leute! Erst wegen diesem Artikel habe ich mich genauer mit B6112 und Staubzu Glitzer beschäftigt. 2017 habe ich die Aktion ziemlich daneben gefunden und irgendwie auch nicht verstanden gehabt. Wir alle haben drüber gesprochen und die meisten haben die Besetzung als Anmaßung gefühlt. Ich habe jetzt etwa drei Stunden auf der Homepage verbracht und auch die Operation gelesen die hier auf nachtkritik gezeigt wird. Ich kann mir keine Inszenierung vorstellen, die aktueller wäre und nicht genau die Bedingungen erfüllt, die gerade von allen gestellt werden. Theater neu und inklusive denken, alte Hierarchien in Frage stellen, Sexismus und Rassismus verhindern wollen. Und ich frage mich warum habe ich das damals nicht gesehen? Was hat mich so wütend gemacht? Ich finde die Ziele im Artikel auch gar nicht utopisch, eigentlich sind sie nicht utopisch genug, weil sie ja nicht davon ausgehen, dass in der nächsten Pandemie schon im Postkapitalismus angekommen sind. Nur wieder mehr Menschen die darüber sprechen dass der Kapitalismus nicht alternativlos ist und zwar verschiedene Menschengruppen. Mir fällt kein besserer Ort dafür ein, als ein Theater. Ich habe in den wenigen Jahren hier in Berlin alles an Theatern gesehen. Den schlimmsten Machtmissbrauch, Erpressung und Drohung, Wutausbrüche, Beleidigungen, Sexismus ist Standard, Rassismus wird geleugnet und Vorwürfe verlacht, Intrigen, Gehässigkeit und immer nur Angst - und alle wissen es. Das System ist krank. Ich muss mich dem Urteil leider anschließen.
Artwashing: Gewohnheiten in Frage
#20

Ja, das System ist krank und es ist nicht mehr zu übersehen. Dafür hat es ja nun Covid19, sozusagen als Plandemie. Es hat zu lange den Fehler gemacht, auf einen Maulkorb für Jung und Alt - vor allem für Jung - und Abstände zwischen den Bevölkerungen hinzuarbeiten, es hätte lieber Augenbinden verordnen sollen - Tja, jeder macht mal Fehler...

Man braucht bestehende Hierarchien gar nicht infrage stellen. Das ist wie mit der Forderung nach Gleichberechtigung, um die wir nach Aussage vieler Damen und Herren kämpfen müssen... Wir müssen aber gar nicht um Forderungen kämpfen, sondern Gleichtheit einfach nur durchsetzen und Gleichbehandlung des Anderen leben. Jeder für sich. Und Hierarchien, die uns am Menschsein hindern, brauchen wir erst gar nicht in Frage stellen! - sondern nur unsere eigene Gewohnheit, alle Hierarchien blind zu respektieren. Die unnützen erklären sich doch selbst für irrelevant durch ihr Handeln.

Ich bin trotzdem kein Freund von StaubzuGlitzer, schon weil mir Glitzer nichts bedeutet - aber: Sollen sie machen.
Artwashing: abgehoben
#18; #20 ua.

Sarah Waterfield stößt mit „Wash your hands“ heikle Themen im Betriebssystem Theater an. Was uns KAIN KINSKY schreibt, ist erschreckend und schreit nach einer Studie. Die institutionellen Theater wurden zu lange als „Heilige Kühe“ behandelt. Dass sie sich in BLASEN DER ABGEHOBENHEIT bewegen, wird zu oft weggewischt.

Die „elitäre Entrückung“ zeigt sich in Form erheblicher Mängel an Sozialempathie. Sie führt zu Ausgrenzungen weiter kulturaffiner Bevölkerungsschichten sogar gegenüber Kunstschaffenden, die prekär im Kulturdschungel dieser Stadt unterwegs sind. Ihnen wird Kulturteilhabe de facto verwehrt, wozu VB; BE; Gorki; SB; Opernhäuser etc. als staatssubventionierte Betriebstätten eigentlich verpflichtet sein sollten.

Es mag auf den ersten Blick großzügig klingen, dass „Flüchtlingen & Inhaberinnen eines Berlinpasses“ an der Abendkasse 3 €_tickets zur Verfügung stehen. Mal abgesehen, dass es sich um eine Art von Ramsch/Restkartenverwertung handelt – ist das in Coronazeiten mehr denn je – meist völlig unmöglich.

Die www_mediale Unterstützung der TOPtheater für „Die Vielen“ - bedrohte Theater/Künstlerinnen in Ungarn, Russland & anderswo – TOLL. Aber wie heuchlerisch, wenn den Verantwortlichen/Geschäftsführerinnen mit einem 6stelligen steuerfinanzierten Jahresgehalt die finanzschwache Nachbarschaft am Wertesten vorbeigeht.
Die Kurzanalyse lautet daher: Die Theater wollen diese Klientel nicht. Auf keinen Fall zu Premieren. Sie bringt keine Kohle in die Kassen. Sie sind ihnen egal. Die Bilanz muss stimmen.

Was Privattheater & - Kinos; Museen, Schwimmbäder ermöglichen (Reservierungen oder der Erwerb von online_tickets) schließen die sog. TOP_theater kategorisch aus und verweisen auf Anfrage (Beweis@s vorhanden) : „Man könne sich ja ein paar Stunden vor Vorstellungsbeginn anstellen und auf ein Glückslos hoffen.“

Mensch stelle sich vor, welche BERLINERINNEN – aus Köpenick, Spandau, Wannsee, Marzahn - anreisen, um dann abgewiesen zu werden. Das macht man im Leben 1x - weil total deprimierend - und dann nie wieder. Ein gemeinsamer Besuch mit Freunden (in Form einer Vorbestellung) strukturell ausgeschlossen.

Der argumentative Anspruch dieser Theater – sowohl der Leitungen als auch des Personals - mit Schlagworten wie – Bildungs- & Kulturauftrag/ Gesellschaftskritik / Sozialengagement/ Gleichheit der Bürger/ Gerechtigkeitsimperativ etc. - „gesellschaftsrelevant“ zu sein - klingt wie ein Hohn von staatsfinanzierten Mächtigen gegenüber lobbylosen AUSGESPERRTEN.

Wer dieserart Sozialdiskrimierung in geheuchelter Unschuld fortführt (und damit ist ohne politische Weisung zu rechnen) wird zur eigenen Beruhigung & Rechtfertigung sich die Hände permanent waschen müssen.
Systemrelevanz: Punkt
Chapeau! Da bringt es jemand mal auf den Punkt!
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