Horst Köhler feiert den Glanz der Freien Theater
Honorationen für den Spielraum Leben
Berlin, 22. Januar 2009. Jüngst hat Kulturstaatsminister Bernd Neumann bekräftigt, dass man sich antizyklisch verhalten und mehr Geld für Kultur ausgeben müsse. Er strebe nach dem Plus von 3,5 Prozent im Haushalt 2009 für 2010 eine abermalige Erhöhung der Kulturausgaben an - vielleicht geht ja auch ein bisschen davon an die freien Theater. Horst Köhler würde das gefallen. Jedenfalls betonte der Bundespräsident auf dem Schlossabend für Freie Theater vorgestern im Berliner Schloss Bellevue, dass "nicht wenige Freie Theater kulturellen Glanz entfalten weit über die eigene Stadt oder die Region hinaus".
Schon häufig sei man im Schloss Bellevue Zeuge interessanter Theateraufführungen und Darbietungen des zeitgenössischen Tanzes geworden, so Köhler in seiner Eröffnungsrede. "Aber ein Schlossabend, der ausschließlich von Freien Theatern in Deutschland gestaltet wird, den gab es noch nicht. Angesichts der Bedeutung, die den Freien Theatern in Deutschland zukommt, ist er längst überfällig."
Weil die Freien Theater ein wichtiger Teil der so reichhaltigen Theaterlandschaft seien, und ihre Zahl weit größer wäre als die der Stadt- und Staatstheater, haben sie herausragende Bedeutung für das kulturelle Leben im Land. Das habe auch Niederschlag im Abschlussbericht der Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages zur "Kultur in Deutschland" gefunden, deren Arbeit er aufmerksam verfolgt habe, so Köhler. "Darin werden die Leistungen der Freien Theater auch besonders deshalb gewürdigt, weil sie junge Menschen an das Theater heranführen. Die Freien Theater sind nämlich im Bereich der Kinder- und Jugendtheater ‚Marktführer‘. Flexibilität, Experimentierfreude und die Nähe zu ihrem jungen Publikum, das sind alles Pfunde, mit denen die Freien Theater wuchern können."
Weiter sagte Köhler: "Das historische Vorbild, der 'Raum zum Schauen', hat sich in den verschiedenen Epochen verändert bis hin zu den Versuchen, das Theater neu zu erfinden." Man verdanke der Freien Szene mit ihrem Mut zum Wagnis auch spannende Neugründungen. Und nicht zuletzt gibt es eine lange Liste von bekannten Regisseuren und Darstellern, die ihre künstlerischen Wurzeln in der Freien Theaterszene haben. Viele renommierte Stadttheater profitieren heute von ihnen.
Flexibilität und größtmögliche künstlerische Freiheit hätten aber ihren Preis. "Der mitunter tägliche Kampf darum, wie das nächste Projekt, das nächste Engagement, der nächste Auftritt finanziert werden, kostet Kraft. Und er verlangt neben Kreativität auch eine gehörige Portion Robustheit. Das gilt umso mehr, da die Arbeit der Freien Theater bislang nicht so wahrgenommen, anerkannt und honoriert wird, wie ihnen das für ihre Leistung zusteht."
(sik)
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