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Schlosstheater Moers soll bis 2014 ein Viertel seines Etats einsparen

Zum Sterben zuviel, zum Leben zu wenig

Moers, 17. Februar 2010. Wie u.a. Markus Peters auf dem Portal Der Westen (14.2.2010) schreibt, führt die Finanzkrise, steigende Sozialausgaben und wegbrechende Gewerbesteuereinnahmen auch am Niederrhein zu immer weniger Geld in den Kassen der Städte und Gemeinden. Wolfgang Thoenes, der Kämmerer der Stadt Moers, wird diesbezüglich mit der Formulierung "Wir werden erdrosselt" zitiert. "In drei Jahren", so glaubt Thoenes, "befinden sich drei Viertel aller Kommunen im Land im Nothaushalt."

Als Folge des Finanznotstands werden nun auch in Moers die sogenannten freiwilligen Leistungen, zu denen unter anderem die Kultur zählt, gekürzt. So soll das Schlosstheater bis 2014 rund 950 000 Euro einsparen (das kommt einer ca. 25%igen Etat-Kürzung gleich) und ab 2014 dann mit 318 000 Euro weniger Etat auskommen, das Moers-Festival im selben Zeitraum etwa 500 000 Euro. Für Schlosstheater-Intendant Ulrich Greb bedeutet dies, dass an seinem Haus Theater ab Herbst 2010 keine neuen Inszenierungen mehr produziert werden können kann. "Mit diesen Sparvorgaben ist das Schlosstheater als Theater für Moers mit seinen vielfältigen Kinder- und Jugendaktivitäten nicht mehr lebensfähig. Das wäre ein harter Schlag für Moers und ein katastrophales Zeichen mitten im Kulturhauptstadtjahr." Der Leiter des Moers-Festivals Rainer Michalke sagte, es gehe jetzt darum, "konstruktive Lösungen zu erarbeiten. Dann bin ich zuversichtlich, Festival und Theater – vielleicht nur mit einem blauen Auge – durch die Krise zu bekommen."

Anja Katzke von der Rheinischen Post (online 13.2.2010) zitiert dazu den Moerser SPD-Vorsitzenden Siegmund Ehrmann, der Grebs Analyse ernst nehmen will: "Das geht an die Substanz. Was für das Schlosstheater übrig bleibt, ist zum Leben zuviel, zum Sterben zu wenig." Ehrmann will den Erhalt des Schlosstheaters zur zentralen Frage machen und "dafür streiten, dass die kulturelle Infrastruktur in Moers bewahrt wird".

(www.derwesten.de / www.rp-online.de / ape)

Hier lesen Sie die Nachtkritiken zu Ulrich Grebs Moerser Inszenierungen von Alkestis (Februar 2008), Paulus (Mai 2008) und Hotel Europa (Mai 2009).

 

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Kommentare  
Sparen in Moers: das Grauen
Da packt einen schon das Grauen. Das ganze Ausmaß der Finanzkrise wird, wie schon erahnt, immer deutlicher. Auch wenn ich mich wiederhole: Macht Euch stark für eine Festschreibung der Kulturausgaben im Grundgesetz. Kurzzeitig wurde diese sogar in den letzten Koalitionsverhandlungen angesprochen und wieder fallen gelassen. Aber dies ist der einzig verläßliche Weg, will mir scheinen.
Sparen in Moers: es lohnt sich
übrigens: SCHLOSStheater, nicht SCHLOSSPARKtheater. von solchen nickeligkeiten mal abgesehen, eine katastrophe. fahrt alle hin, auch wenns etwas abseits liegt. war schon oft von bochum aus aus dort (HOTEL EUROPA, PAULUS, KÖNIG LEAR) und kann nur sagen: es lohnt sich.

(Vielen Dank für den Hinweis, wir haben korrigiert. Die Red.)
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